Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
durch die besondere Magie bedingt sein konnte, die er gerade wirkte.
    Tomli sah seinem Meister wie gebannt zu und lauschte genau seinen Worten. Wie oft hatte er Saradul beobachtet, wenn der einen Zauber wirkte, aber diese spezielle Formel hatte er noch nie gehört.
    Aus dem Zauberstab schoss ein dunkelgrüner Strahl, der sich auffächerte, kurz bevor er den Boden traf. Der feine Sand wurde zu den Seiten fortgewirbelt, und das so heftig, dass die Elbenpferde schnaubend ein Stück zurückwichen.
    »Und ich habe dich mit bloßen Händen ausgraben müssen, Tomli«, entfuhr es Arro fassungslos. »Aber da war dein Meister ja auch sehr geschwächt«, fügte er einlenkend hinzu.
    Nichts als Felsgestein kam unter dem Sand zum Vorschein, kein Eingang zu einer Höhle, wie Tomli vermutete hatte. Was hatte Saradul nur im Sinn?
    Der steckte seinen Stab wieder hinter den Gürtel, trat auf den unebenen, von zahllosen Erhebungen, Spalten und Rillen durchzogenen Felsen zu und berührte ihn mit den Handflächen. Dann sprach er eine weitere Formel und schloss mit den Worten: »Höre mich an, Brasom, und erwache aus deinem steinernen Schlaf!«
    Brasom?
    Tomli versuchte sich zu erinnern, ob er diesen Namen schon einmal vernommen hatte. Ja, da war ein Geschichtenerzähler auf dem Markt im Gauklergewölbe gewesen, der hatte diesen Namen erwähnt. Schon viele Jahre war das her, und es gehörte zu den ersten Erlebnissen überhaupt, an die sich der Zwergenjunge erinnern konnte.
    Der Geschichtenerzähler war ein uralter Zwerg gewesen und schon deswegen eine Besonderheit, weil er keinen Helm getragen hatte, was für einen Zwerg recht ungewöhnlich war. Den Bart hatte er zu einem einzigen dicken weißen Zopf geflochten gehabt, während der Kopf vollständig kahl gewesen war. Das Licht der Leuchtsteine hatte sich auf seiner Glatze gespiegelt, während er von einem wundersamen Troll namens Brasom erzählt hatte.
    Auf einmal begann sich der Fels zu verändern. Eine riesige Hand schälte sich aus dem Gestein und bewegte sich. Sie hob sich, glitt ein Stück zur Seite und gab den Eingang zu einer Höhle frei, in der vollkommene Finsternis herrschte.
    Die riesige Steinhand erstarrte, und ein dröhnender, dumpfer Laut war zu hören.
    Tomli sah Olba und Arro an und erkannte, dass sie ebenso verwundert und verwirrt waren wie er selbst.
    »Folgt mir«, befahl Saradul. »Folgt mir und genießt den Schutz und die Gastfreundschaft von Brasom, dem Felsentroll, dem ich es hoch anrechne, dass er noch immer mein Freund ist, obwohl ich ihn bisweilen aus seinem wohlverdienten Schlaf wecke.«
    Tomli sah, wie sich auch andere Teile des Felsmassivs zu bewegen begannen. Das Gesicht mit den Augen und der dicken Knollennase, das er schon zuvor im Fels zu erkennen geglaubt hatte, trat wieder deutlich hervor, und ein Gurgeln drang aus dem felsigen Inneren, das auf geheimnisvolle Weise zum Leben erwacht war. Der Fels war der Troll Brasom, das begriff er auf einmal.
    »Ich glaube, das ist es!«, stieß Olba hervor.
    »Wovon sprichst du?«, fragte Tomli, während Arro seine Axt aus dem Futteral auf seinem Rücken zog.
    »Das Monster, das ich gesehen habe!«, rief Olba. »Wir stehen genau davor!«

In großer Gefahr
    M eister Saradul winkte Tomli herbei, der den Rucksack mit dem Rostgoldbuch mehr heranschleifte, als dass er ihn trug.
    »Mach Licht, Tomli! Leuchtsteine gibt es hier drinnen nicht!«
    Während sich Saradul den Rucksack wieder auf den Rücken schnallte, nahm Tomli seinen Zauberstab und ließ an dessen Spitze ein Licht erscheinen.
    Saradul nahm seinen eigenen Stab und tat es seinem Schüler gleich. Er ging als Erster in die Dunkelheit der Höhle hinein, Tomli folgte ihm und dann nach und nach die anderen. Die Lichter an den Spitzen der Zauberstäbe sorgten für genug Helligkeit, um sich orientieren zu können, obgleich es dennoch unheimlich düster blieb.
    In der Mitte der Höhle stand eine Truhe aus pechschwarzem Holz, die mit Goldbeschlägen versehen war.
    »Zwergenarbeit«, stellte Lirandil sofort fest. »Niemand sonst macht solche Beschläge.«
    »Sehr richtig«, bestätigte Saradul. »Diese Truhe gehört mir. Ich bewahre darin einige sehr seltene und auch äußerst gefährliche Zauberschriften auf, die nicht in falsche Hände geraten dürfen.«»Brasom der Felsentroll wird alles, was wir ihm anvertrauen, bewachen«, versprach Saradul. Er schaute in die Runde und sagte mit unheilschwangerer Stimme: »Niemand weiß, was noch alles auf uns zukommen wird. Wir sind

Weitere Kostenlose Bücher