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Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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aber sofort wieder aufleuchteten, wenn jemand den Raum betrat oder sich im Bett aufrichtete. Anfangs waren sie sogar aufgeflammt, wenn sich Tomli oder sein Lehrmeister nur zu heftig im Schlaf umgedreht hatten, aber Saradul hatte mit verfeinerten Formeln Abhilfe geschaffen, sodass dies kaum noch vorkam.
    Im Gegensatz zu Tomli und Zaubermeister Saradul schliefen die meisten Zwerge jedoch bei Helligkeit, denn das Licht war ihnen dabei nicht unangenehm wie den meisten Menschen. Es wirkte auf sie vielmehr beruhigend.
    Nur wenige Zwerge deckten die Leuchtsteine mit Stoff ab, wenn sie schlafen wollten, oder sie benutzten einfach eine Augenbinde.
    Derlei primitive Hilfsmittel fanden im Haushalt von Zaubermeister Saradul natürlich keine Anwendung. Schließlich ließen sich Leuchtsteine hervorragend magisch beeinflussen.
    Warum der Zauber allerdings jetzt nicht funktionierte, war Tomli ein Rätsel. Und Saradul offenbar auch. Die Leuchtsteine blieben einfach dunkel.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte der Zaubermeister. »Es könnte doch nicht etwa …“
    Er hob die Arme und rief mit unnatürlich tiefer Stimme eine andere Formel. Ein grünlicher Schimmer umflorte seine Hände, die Leuchtsteine an der Decke flackerten auf, und es wurde hell im Raum.
    »Hm …“ Saradul kratzte sich nachdenklich in seinem Bart. »Es lag offenbar eine magische Störung vor.«
    Lirandil setzte sich zu Tomli auf das Bett und sah den Zwergenjungen mit seinen schräg gestellten, ruhigen Augen an. Die spitzen Ohren stachen durch das graue, bis zu den Schultern herabreichende Haar des Elben.
    »Du brauchst einen Heiler«, stellte Lirandil fest. »Und obgleich dies nicht mein Beruf ist, verstehe ich doch genug von der Heilkunst, um dir helfen zu können.«
    »Er soll zuerst erzählen, was er geträumt hat«, verlangte Saradul.
    Aber Lirandil hob abwehrend die Hand. »Gleich«, sagte er in einer Weise, dass ihm nicht einmal der Zaubermeister zu widersprechen wagte.
    In diesem Moment eilte Olfalas in den Raum, der Schüler und ständige Begleiter des elbischen Fährtensuchers. Der rothaarige Halbelb trug Hose und Wams, aber weder Gürtel noch Stiefel.
    Er reichte seinem Meister einen verschnürten Lederbeutel. »Hier, werter Lirandil! Ich habe mich sehr beeilt!«
    »Danke, Olfalas. Mein Gedanke hat dich also erreicht.«
    Lirandil öffnete den Beutel. Darin befand sich ein Pulver, von dem Lirandil eine Prise nahm und sie Tomli über den Kopf streute. Aber die winzigen Staubkörner rieselten nicht einfach auf den Zwergenjungen nieder, sondern schwebten langsam herab, so als hätten sie kaum Gewicht. Dabei schimmerten und funkelten sie, als wären sie aus Zwergengold.
    Tomli spürte, wie er sich beruhigte, wie sich sein Herzschlag normalisierte. Die unsagbare Furcht, die ihn gerade noch erfüllt hatte, verschwand. Er atmete tief durch.
    Lirandil gab den Beutel an Olfalas zurück und legte jeweils Zeige- und Mittelfinger jeder Hand an Tomlis Schläfen. »Sei ganz ruhig, denke an nichts mehr. Es war kein gewöhnlicher Albtraum, der dich befallen hat, sondern einer, der mit Magie geschaffen und dir geschickt wurde.«
    »Aber warum sollte jemand so etwas tun?«, fragte der Zwergenjunge erstaunt.
    »Nicht reden.«
    »Heißt das, dass der Weltenriss noch nicht bis zum Gewölbe der Moosbrotbäcker in der Untertiefenstadt vorgedrungen ist?«
    »Nicht reden, habe ich gesagt«, verlangte Lirandil erneut.
    »Gut«, murmelte Tomli, der die Furcht, die der Traum bei ihm bewirkt hatte, wieder in sich aufkommen spürte.
    »Angst ist wie ein lähmendes Gift, Tomli«, ermahnte ihn der Elb. »Doch ich werde dieses Gift aus deinem Geist ziehen. Schließ die Augen.«
    Tomli zögerte, denn er fürchtete sich davor, dass der Albtraum zurückkehren könnte, wenn er die Augen zumachte. Aber dann sagte er sich, dass Lirandil ganz sicher wusste, was er tat. Zumindest hatte Tomli den weitgereisten Elbenkrieger bisher als einen sehr besonnenen weisen Mann kennengelernt, der sich in seinem unvorstellbar langen Leben nicht nur das Fährtensuchen, sondern auch viele andere Dinge angeeignet hatte.
    Dunkler Rauch quoll Tomli auf einmal aus Nase und Mund und schließlich sogar aus den Ohren, ohne dass er es selbst merkte.
    Lirandil schloss ebenfalls die Augen. Tiefe Furchen bildeten sich in seinem Elbengesicht, das trotz seines hohen Alters normalerweise völlig glatt war. Es wirkte, als würde er in diesem Moment selbst den Albtraum erleben, den Tomli gerade durchlitten hatte.
    Dann

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