Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02
Amuletts vielleicht allein nicht ausreichte, um den Riss zu schließen, konnte sie seine weitere Ausdehnung möglicherweise verhindern.
Vielleicht nur für ein paar Monate oder Jahre, aber in dieser Zeit würde sich mit etwas Glück die Möglichkeit ergeben, das Unheil dauerhaft zu bannen.
Tomli schrie eine weitere Formel. Olba ahnte, was er vorhatte, und fiel ihm in den Arm, als er das Amulett gerade in das Licht schleudern wollte. Sie konnte es nicht verhindern. Zwar gelang es ihr, seinen Arm nach unten zu zerren, aber das Amulett flog allein durch die Kraft seiner Magie davon.
Schwarze Flammen zuckten aus ihm hervor, die sich deutlich gegen das grelle Licht abhoben. Es wirkte wie ein schwarzer Stern.
Dann war es verschwunden.
Das grelle Licht überstrahlte es.
»Bist du verrückt?«, schrie Tomli das Zwergenmädchen an. »Weißt du überhaupt, was du getan hast? Du hast einen Zauber gestört! So etwas kann schlimme Folgen haben!«
»Die schlimmen Folgen sind schon im Anmarsch! Weg hier!«
Ein lautes Brüllen drang aus dem Licht. Es war so durchdringend, dass der Boden unter ihren Füßen zitterte. Risse bildeten sich und verzweigten sich, und grelles Licht leuchtete aus den aufklaffenden Spalten.
Tomli, Arro und Olba liefen davon – dann drehten sie sich um. Arro hatte sich ebenfalls Dunkelseher aufgesetzt und seine Axt gezogen, denn er war sich sicher, dass im nächsten Moment irgendein Monstrum aus dem Weltenriss emporsteigen würde.
Wieder war ein Brüllen zu hören, dieses Mal ein dumpferer Ton, der an ein Quaken erinnerte. Dann platschende und schmatzende Laute, die Tomli an die Schritte riesiger Amphibienfüße denken ließen.
»O nein!«, stieß Olba hervor und wandte den Blick ab. Sie brauchte nicht mehr hinzuschauen, denn was aus dem Licht hervorkroch, hatte sie bereits einen Augenblick zuvor vorausgesehen.
Es war eine riesenhafte Kröte. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich durch den Höhlengang zu quetschen. Gurgelnde Laute drangen aus ihrem schwarzen Schlund. Ihre Bewegungen waren langsam und behäbig.
Zwischen den großen Augen leuchtete ein Zeichen grell auf.
Tomli glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es war die gleiche Zwergenrune, die das Amulett geziert hatte und die unter dem Einfluss von Magie auch auf der Stirn der drei Zwergenkinder aufleuchtete.
»Die Höhlenkröte Malawandra!«, stieß Tomli hervor. »Das muss sie sein!«
»Wie auch immer man dieses Monstrum nennen mag«, meinte Arro und schwang die riesenhafte Streitaxt, »es soll uns nicht zu nahe kommen!«
»Ich denke, du kommst diesem Ungeheuer besser nicht zu nahe«, widersprach Olba. »Es scheint mir ziemlich wütend zu sein!«
Der Zwerg Ubrak hatte einst versucht, die Riesenkröte Malawandra mit der Magie des Dunkelmetalls zu zähmen und zu seiner Dienerin zu machen. Aber das Experiment war fehlgeschlagen, und dabei war der Weltenriss entstanden.
Doch konnte Malawandra immer noch am Leben sein? Den Legenden nach war sie schon zu Ubraks Zeiten uralt gewesen.
Andererseits, überlegte Tomli, lebten auch Elben unvorstellbar lang, sodass die Menschen sie sogar für unsterblich hielten. Und davon abgesehen wusste niemand, ob jenseits des Weltenrisses die Zeit nicht vielleicht viel langsamer verstrich.
Die Kröte näherte sich. Die gurgelnden Laute aus ihrer aufgeblähten Kehle klangen wütend.
Die Zwergenrune auf ihrer Stirn leuchtete nun etwas schwächer. Konnte das daran liegen, dass Tomli die Kröte mit dem Amulett getroffen hatte? Und wie kam es überhaupt, dass sie dieses Zeichen trug? Hatte es sich bei ihrer Begegnung mit Ubrak vor vielen Zeitaltern auf ihrer Stirn eingebrannt?
»Da siehst du, was du mit deiner Magie angerichtet hast!«, hielt Olba Tomli vor. »Nicht nur, dass du das wütende Krötenvieh angelockt hast. Nein, Ubraks Amulett ist auch noch futsch. Dabei haben wir so viele Mühen und Risiken auf uns genommen, um es in unseren Besitz zu bringen. Vielleicht erinnerst du dich, es ist noch nicht lange her!«
»Ja, ich weiß«, antwortete Tomli kleinlaut.
Diebische Erd-Alben hatten das Amulett vor langer Zeit aus dem Palast des Zwergenkönigs gestohlen und an den Anführer einer Horde von Wüsten-Orks weitergegeben. Nur mit viel Glück war es den drei Zwergenkindern gelungen, an das Amulett heranzukommen. Dabei war es nur einer von insgesamt sieben magischen Gegenständen, die sie brauchten, um den Weltenriss schließen zu können.
»Und du hast nichts Besseres zu tun, als dieses wertvolle Amulett
Weitere Kostenlose Bücher