Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
Vom Netzwerk:
Haggy, wie der Ausrufer den Wächter anwies: „Lok’thodar, tu doch was!“ Doch der Soldat erwiderte etwas, mit dem Haggy beileibe nicht gerechnet hatte: „Ja, Ausrufer. Das mache ich. Ich hole die Königin. Ihr bleibt hier.“ Der Ausrufer sah ihn an, mit noch mehr Entsetzen im Gesicht: „Was, Ihr wollt mich hier alleine lassen?“ Doch Lok’thodar blieb standhaft: „Ihr seid nicht alleine.“ Er zeigte auf Haggy, Otto, Zahrin und Tinchena. „Ich bin mir sicher, dass die Leibwache des Königs ein Auge auf Euch haben wird.“ Mit diesen Worten und schnellen Schritten lief er auf die Brücke, dann über die Brücke in den Palast hinein.
    Haggy war überrascht davon, wie schnell der Dunkelelf, den der Ausrufer Lok’thodar genannt hatte, rannte. Dessen lange Beine rotierten beinahe. Auch sah Haggy, wie unter den Flaggenträgern und Hornbläsern am Eingang des Palastes Unruhe ausgebrochen war. Alle Etikette schien verschwunden.
    Die Masse drängte nun nach vorne, der Lärm war nach wie vor ohrenbetäubend. Sie sorgten sich, dass einige Leute vorn am Podest erdrückt werden könnten.
    Auch Duram hatte dies gesehen. Er wandte sich zum Publikum hin, breitete die Arme aus und rief: „Völker des Landes, Menschen, Zwerge, Gnome : Bewahrt Ruhe! Wir sind gekommen, um wenigstens einem der Reiche die Freiheit zu bringen, doch noch ist es nicht vollbracht! Zeigt, dass ihr der Freiheit wert seid, und bleibt ruhig!“
    Tatsächlich ließ der Trubel umgehend nach. Die Menge beruhigte sich , und es wurde leiser, fast andächtig. Wieder lag Spannung in der Luft, gekoppelt mit Hoffnung, doch auch mit Sorge, wohin all dies führen möge.
    „Was mag nur in all den Leuten vorgehen? “, fragte Haggy sich, um dann zu ergänzen: „Ich weiß ja nicht einmal so richtig, was gerade in mir vorgeht.“ Er schmunzelte.
    Plötzlich ging wieder ein Raunen durch die Menge, und alle starrten zum Eingangstor des Palastes. Acht schwer bewaffnete Wachen, wohl Leibwächter der Königin, schritten durch das Tor. Für einen Augenblick dachte Haggy, dass nun alles vorbei sei und sie im Kerker landen würden, doch dann schritten Lok’thodar und Maui durch das Tor.
    Haggy war sich sicher, dass fast alle der hier Anwesenden die Königin noch nie zu Gesicht bekommen hatten, genau wie er. Und genau wie er staunte die Menge. Die groß gewachsene Dunkelelfin, die jeden Menschen überragte, trug ihr langes, violettes Haar offen, und ihre grüne, feine Haut strahlte sanft in der Morgensonne. Für einen Moment war es so, als zwitscherten die Vögel ihr ein Begrüßungslied in den Wind.
    So mancher im Publikum hatte ob ihrer Schönheit den Mund weit geöffnet. Erhaben wandelte sie über die Brücke, verfolgt von den Blicken Tausender, die staunten, und eingerahmt von den gepanzerten Soldaten ihrer Leibwache, die alle neben dem Langbogen noch ein für Dunkelelfen eigentlich unübliches großes Zweihandschwert trugen.
    Haggy sah, wie so mancher im Publikum eine ehrfurchtsvolle Verbeugung andeutete. Auch Duram hatte sich der Königin zugewandt, doch in seinem Gesicht war nur ein Ausdruck zu erkennen: der von Entschlossenheit.
    Maui hatte das Podest erreicht. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte Duram milde an; ein Bild der Erhabenheit, das Haggy fast in die Knie gezwungen hätte.
    Duram schluckte und begann zu sprechen: „Ich bin Dur…“ Doch sie unterbrach ihn: „Duram, ich weiß.“ Ihre Stimme klang so melodiös wie eine Harfe, und es war, als fülle sie Haggys Körper mit Wärme und Wohlbefinden. Sie sprach weiter: „Duram, Sohn des Duramus, des ehemaligen Königs des Reiches der Zwerge. Ich dachte, wir hätten dich gut genug versteckt, doch offenbar gab es ein paar Seelen im Lande, die damit nicht einverstanden waren.“ Ihr Blick wanderte zu Haggy, der am liebsten in der Erde versunken wäre. Er bemühte sich, sich nicht zu regen, doch er wusste natürlich, dass Maui ihm seine Unsicherheit ansah.
    Maui sagte: „Sprich, Duram, erzähle mir, was du möchtest.“
    Haggy staunte, dass Duram dem Charme der Dunkelelfin viel besser standhalten konnte als er selbst. Er vollbrachte es sogar, einen Schritt näher auf die Königin zuzugehen. Was unter normalen Umständen als ungeheuerlich angesehen worden wäre, war jetzt ein Verhalten, mit dem Duram seine Ebenbürtigkeit zu demonstrieren gedachte. Offenkundig mit Erfolg, denn auch Maui wirkte etwas überrascht.
    Duram erhob die Stimme: „Eure Schönheit, Großkönigin, wird nicht reichen, um

Weitere Kostenlose Bücher