Zwergensturm
das Land zu verteidigen. Die Orks sind bereits in meine Heimat eingedrungen, wie eine Seuche in einen schwachen Körper. Ihr habt es nicht vermocht, die Minen zu schützen, und ihr werdet es nicht vermögen, den Rest des Reiches der Zwerge zu schützen.“
Jetzt mischte sich der Ausrufer erneut ein: „Und was macht euch da so sicher?“
Duram antwortete ihm: „Wir sind nicht dämlich. Wir wissen, dass ihr kaum hundert Mann unter Waffen habt.“ Die Soldaten der Leibwache sahen sich ungläubig an. Duram fuhr fort: „Hundert Mann, selbst wenn es die besten Kämpfer der Welt sind, werden keine fast tausend Orks und Oger aufhalten können. Aurelia wird fallen, Aurum wird fallen, und danach werden wir alle fallen. Daher fordere ich von Euch, Großkönigin des Besetzten Landes, die Übergabe des Königsthrones des Reiches der Zwerge!“
Schnippisch fragte der Ausrufer Duram: „Und Ihr, oh weiser Möchtegernkönig, wo ist Euer Heer, das Euer Reich verteidigen soll?“
Duram drehte sich um, sodass er auf das Publikum blickte. Er rief in die Menge: „Ich bitte euch alle, kurz in die Knie zu gehen, damit man meine Soldaten sieht. Armee der Zwerge, zeigt euch!“
Und tatsächlich, die mehreren Tausend Leute bückten sich oder gingen in die Knie, doch nicht alle. Einige Zwerge, alle kräftig und muskulös, blieben stehen.
Gar nicht weit entfernt von ihnen erkannte Haggy Jim, den Vorarbeiter aus dem Steinbruch. Dem nickte Duram auch zu, und Jim reckte eine Spitzhacke in die Luft: „Für das Reich der Zwerge, für die Freiheit!“
Ein paar Hundert Zwerge, die überall im Publikum verteilt waren, taten es ihm nach. Auch sie waren alle mit Hacken ausgestattet.
„ Offensichtlich hat Duram aus seinen Steinbruchkameraden ein Heer gemacht“, dachte Haggy anerkennend.
Der Ausrufer sah sich verächtlich um: „Pah, das soll Euer Heer sein? Steinbrucharbeiter, bewaffnet mit Hacken? Damit wollt ihr das Zwergenreich beschützen?“
Duram sah den Ausrufer ernst an. Er ärgerte sich und gab sich keine Mühe, dies zu verstecken: „Besser 382 kräftige Zwerge für das Zwergenreich alleine, als 100 Dunkelelfen für das gesamte Besetzte Land. Und bewaffnet sein werden sie, denn schon bald wird das Schmiedeverbot für die Zwerge in meinem Reich aufgehoben sein.“
Es war alles gesagt. Duram und der Ausrufer sahen sich nach wie vor in die Augen, doch die Ruhe führte dazu, dass alle Blicke sich nun Maui, der Herrscherin, zuwandten. Und in der Tat, sie erhob die Stimme: „Gut gesprochen, Duram, Nachkomme des Duramus. Doch ich glaube, dass auch 382 kräftige Zwerge nicht ausreichen werden, das Königreich der Zwerge zu verteidigen.“
Gemurmel kam auf. Haggy überlegte, dass Mauis Worte so klangen, als ob sie den Anspruch Durams ablehnen würde. Was dann? Was sagten die Alten Gesetze über solch eine Situation aus? Und wer würde sie überhaupt verteidigen können?
Zu seinem Erstaunen erhoben nicht Maui oder Duram das Wort. Nein, es war Tinchena, die sich nach vorne drängelte und sich genau zwischen Maui und Duram positionierte. Mit vor Ärger funkelnden Augen und erhobenem Zeigefinger zischte sie beide an: „Nein, natürlich habt ihr aaaaalle recht“, und zeigte wieder ihre Geste mit de n weit umherschweifenden Armen, „weder 100 Bohnenstangen noch 380 Steineklopper werden uns verteidigen können. Aber 100 Bohnenstangen plus 382 Steineklopper können es vielleicht!“
Wieder begann die Menge zu diskutieren. Der Lärm schwoll rapide an. Was hatte Tinchena da gesagt, in all ihrer Respektlosigkeit?
Nun machte Haggy sich schon wieder darüber Sorgen, im Kerker zu landen. „Sie schafft es immer wieder, uns in Verlegenheit zu bringen“, dachte er sich, aber, wie immer, vertraute er seiner kleinen Freundin auch irgendwie.
Maui hob die rechte Hand, und sofort schwieg die Menge. Sie ging vor Tinchena in die Knie, bis ihr Kopf auf einer Höhe mit dem Tinchenas war. Sie lächelte und legte ihre Hand auf Tinchenas Schulter. Dann erhob sie sich wieder.
Die Königin sprach: „Die kleine Gnomin hat recht, aber sie verlangt Unmögliches.“ Sie dachte einige Augenblicke lang nach, dann setzte sie erneut an: „Der König der Zwerge ist zuständig für die Verteidigung seines Reiches, doch wenn eine Bedrohung auch die Sicherheit der anderen Reiche angeht, wird sie zur Sache des Großkönigs.“ Ihr Blick wanderte zu Lok’thodar: „Hauptmann“, sprach sie mit klarer Stimme, „wäret Ihr bereit, die Streitmacht der Dunkelelfen
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