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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Nebelschwaden umhüllten seinen Kopf. »Meine Maid, mich dünkt, Ihr habet recht.«
    »Teint? Leibgeräusche?« Der Dämon grinste. »Mir scheint, diese Ballade ist nichts anderes als perfekt! Habt ihr auch eine Strophe über seine Körperhaltung?«
    »Nein«, meinte Alea nachdenklich, »haben wir nicht. Vielleicht wäre das ja ein adäquater Ersatz.«
    »Ja, natürlich«, rief der Drache, »wir müssen schließlich nicht jede Nuance erfassen. Die achtundzwanzig bereits geschriebenen Strophen sollten die meisten seiner Fehler beschrieben haben.«
    »Achtundzwanzig?« fragte Alea leicht überrascht. »Hast du etwa einen guten Reim auf ›Schuppen‹ gefunden?«
    »Nein, den habe ich völlig vergessen. Ich habe mich an dem Reim auf ›Nasenhaare‹ ein wenig festgebissen. Vielen Dank für die kleine Gedächtnisauffrischung. Dann könnten wir sogar neunundzwanzig Strophen haben.«
    »Nasenhaare?« Alea klatschte begeistert in die Hände. »Phantastisch! Und dann stellen wir eine Verbindung her zwischen Wunties Behaarung und dem Haar von Guxx Unfufadoo? Was für ein Pathos! Ein wahres Meisterwerk!«
    »Was soll ich dazu noch sagen?« Hubert musterte in aller Bescheidenheit seine Klauen. »Ich bin eben der geborene Bühnenautor.«
    »Guten Tag, Wuntvor!« ertönte da eine so eisige Stimme, daß mein Rückgrat gefror. Ohne mich umzudrehen spürte ich, daß es Norei war.
    »Ich weiß selbst nicht, warum ich dir noch eine Chance gebe.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich dachte mir nur, daß ich vielleicht etwas voreilig war, als ich das Theater so abrupt verlassen habe. Vielleicht hätte ich mir anhören sollen, was du mir zu sagen gehabt hättest. Vielleicht gab es einen plausiblen Grund, warum du mit dieser Person in einem Teppich eingewickelt warst.« Ihre Unterlippe begann zu zittern. »Also kam ich hierher, um dir die Chance zu geben, dich zu entscheiden. Und ich sehe, daß du dich bereits entschieden hast!«
    Wovon redete meine Liebste nur? War sie etwa aufgebracht, weil ich ihre Ankunft nicht bemerkt hatte? Es stimmte natürlich, daß ich mich an der Diskussion über den Wahrheitsgehalt meiner Ballade stark beteiligt hatte, aber das war schließlich auch nur zu natürlich! Nun gut, und dann gab es da noch Alea, die sich auf eine ganz bestimmte Weise in meinen Arm gehängt hatte. Das war schon etwas schwieriger zu erklären, aber ich war mir sicher, daß meine Liebste mir auch dies nach einer kurzen Erläuterung verzeihen würde.
    »Norei…« hub ich an.
    »Versuch’s erst gar nicht!« brüllte sie plötzlich.
    »Aber…« Was sollte ich sagen? Nun würde sie mit Sicherheit in die Westlichen Wälder zurückkehren! Was konnte schlimmer sein?
    Neben Snarks Fuß explodierte etwas. Ich nutzte die momentane Verwirrung, um mich von Alea zu lösen.
    »Überraschung! Habt ihr mich vermißt?«
    »Und wie!« flüsterte Snarks. »Beim nächsten Mal werde ich besser zielen.«
    Es war Tap der Schuhbert.
    »Gute Nachrichten!« rief er mit seinem dünnen Stimmchen. »Ihre Schuhbertschaft hat mir eine neue Chance gegeben!«
    »Gute Nachrichten?« murrte Snarks. »Wenn das die guten Nachrichten sein sollen, möchte ich die schlechten erst gar nicht hören!«
    »Es kommt noch besser!« nickte Tap. »In ein paar Minuten wird Ihre Schuhbertschaft persönlich hier erscheinen!«
    »Ich wollte die schlechten Nachrichten doch nicht hören!« Ein Schauder rann über Snarks’ kränklich grünen Körper. »Seine Schuhbertschaft?« Ziellos wanderte er davon, verzweifelt bemüht, seine Gedanken zu sammeln.
    Irgend etwas stieß mich in den Rücken. Sollte es möglich sein? Bekam ich eine letzte Chance, alle Mißverständnisse aufzuklären? In Windeseile drehte ich mich um.
    »Norei…« Die Stimme erstarb in meiner Kehle. Es war das Einhorn.
    »Ich hatte dir ja versprochen, daß ich kommen werde.« Das atemberaubende Wesen schüttelte seine unvergleichliche Mähne. »Unglücklicherweise ist es ein wenig zu voll hier, um in Ruhe miteinander zu reden.«
    Ich sagte dem Einhorn, daß ich es unendlich bedauerte, aber daß wir auf Ebenezum zu warten hätten.
    »Es war mir schon klar«, fuhr das einmalige Geschöpf fort, »daß ich Opfer würde bringen müssen auf dem langen Weg von den Westlichen Wäldern bis zu dir.« In der melodiösen Stimme des Wesens schwang eine steinerweichende Melancholie mit. »Wenn mein Kopf doch nur nicht so schwer wäre. Wenn ich doch nur einen Schoß zum Ausruhen finden könnte.«
    »Wuntie!« rief Alea.

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