Zwergenzwist im Monsterland
zögern. »Auf der anderen Seite – Vertrag ist Vertrag.«
Eine tiefe Stimme schallte über den Platz und riß selbst den Händler aus seinen Grübeleien.
»Hallo Leute! Die Show beginnt!«
Hubert der Drache drehte eine gekonnte Schleife über unseren Köpfen und setzte auf dem grasbewachsenen Zentrum des Innenhofs zur Landung an. Alea winkte mir aus ihrem (Damen-)Sitz im Nacken des Drachen zu.
»Anzählen, Maid!« schrie Hubert unnachgiebig, nachdem er eine perfekte Vierpunktlandung absolviert hatte.
Alea begann zu singen:
Wer macht die Show mit soviel Klasse?
Der Drache und die Maid von Rasse!
Wir sind das Paar, das mit Talent nicht geizt
und selbst das öd’ste Publikum von den Sitzen reißt.
Wenn die Besucherzahlen also sinken
dann müßt nach Drach’ und Maid ihr winken!
»Nur ein kleiner Werbegag«, meinte Hubert, während Alea ihm seinen Zylinder reichte. »Ich hatte das Gefühl, daß wir unsere Vorstellung ein bißchen mehr anpreisen sollten.«
»Da stimme ich dir zu«, kommentierte Snarks. »Laß es mich wissen, wenn dir in dieser Hinsicht etwas Witziges eingefallen ist.«
»Wir kommen wegen des Treffens«, stellte Hubert, der beschlossen hatte, den Dämonen zu ignorieren, mit Würde fest. »Sind wir pünktlich?«
Ich beruhigte den Drachen und teilte ihm mit, daß sie sogar ein bißchen zu früh seien und wir noch auf meinen Meister warten müßten.
»Zu früh!« Hubert grinste. »Was für eine Gelegenheit! Die Maid und ich haben ein paar neue Stücke geschrieben, unter anderem ein paar völlig neue, brandheiße Witze. Und ein besseres Publikum als unsere lieben Freunde hier können wir uns wohl kaum vorstellen. Also, bitte ganz spontane Antworten: Warum ging der Drache über die Straße?«
»Entschuldigung«, unterbrach ihn Alea. »Sollten wir nicht lieber an unseren Songs arbeiten?«
Hubert räusperte sich ungnädig und sandte eine kleine Rauchwolke in die Luft. »Alea, bitte!« Er wandte sich wieder uns zu. »Es will mir scheinen, als hätten die Maid und ich eine kleine kunsttheoretische Meinungsverschiedenheit über Sinn und Inhalt unserer Vorstellung.«
Alea kreuzte die Arme vor der Brust und starrte ihren Partner kampfbereit an. »Eine Meinungsverschiedenheit vielleicht. Aber mit Kunsttheorie hat es eher weniger zu tun.«
»Alea, bitte!« Diesmal schossen bereits kleine Flammen aus den Nüstern des Drachen. »Müssen wir denn unsere schmutzige Wäsche ausgerechnet vor unseren Fans waschen?«
»Du hast es erfaßt!« Alea blickte uns der Reihe nach mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen an. »Laßt euch eins sagen: Ihr habt noch nie schmutzige Hände gewaschen, bevor ihr nicht hinter einem Drachen aufgewischt habt!«
Sie lief schnell auf mich zu, und plötzlich fand ich ihren Arm in meinem. Eigentlich hatte ich dieser Frau sagen wollen, daß die Tage der Vertraulichkeiten nun vorüber seien, aber ich war irgendwie nicht dazu gekommen.
»Das alles nur wegen dir, Wuntie.« Ihr Gesicht kam mir aufregend nahe. »Es ist wegen deines Liedes: Die Ballade von Wuntvor.«
»Die Ballade von Wuntvor?« fragte Snarks.
»Eine tiefschürfende und wundervolle Ballade!« dröhnte Hubert. »Einfach perfekt!«
»Wie kann etwas, das ›Ballade von Wuntvor‹ heißt, perfekt sein?« unterbrach ihn Snarks.
»Ich glaube, wir haben uns bei der Ausarbeitung ein wenig in die falsche Richtung bewegt«, meinte Alea. »Wir dachten, indem wir deine Unzulänglichkeiten aufzeigen würden, würden deine Taten um so heller strahlen. Wir wollten den Menschen hinter dem Helden zeigen. Ich fürchte nur, Wuntie, wir haben dich ein bißchen zu menschlich gemacht.«
Ich erinnerte mich jetzt, daß ich Teile der ›Ballade von Wuntvor‹ bereits früher am Tage gehört hatten, als ich Maid und Drache im Theater benachrichtigen wollte. Die Verse, auf die ich damals nicht geachtet hatte, gingen mir nun durch den Kopf. Die Verse über meinen Teint waren wirklich ein wenig daneben gewesen. Ich stimmte Alea also in ihrer Einschätzung der Dinge zu.
»Teint?« fragte sie mich unsicher. »Ich erinnere mich. Aber ich fürchte, das war nicht die Zeile, die ich gemeint hatte. Zu weit gegangen sind wir meiner Meinung nach bei der Strophe über deine Leibgeräusche.«
»Leibgeräusche!« Hubert dachte nach. »Diese Strophe?
Und ich dachte eigentlich, das wäre eine unserer besten!« Der Drache zögerte. »Oh je! Das ist die mit dem Rumpel-die-Pumpel-Reimschema, nicht wahr?« Der Drache hüstelte dezent, und graue
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