Zwergenzwist im Monsterland
Gewinn für unsere Sache!«
Nun geschah es bereits zum zweiten Mal am heutigen Tage, daß Snarks sich entschuldigte. Das war mehr als bloße Rhetorik – Snarks war höflich und nachgiebig. Irgend etwas lief hier entschieden falsch.
Ich beruhigte die Frettchen und fragte den Dämonen, wo ihn der Schuh drückte.
»Nur eine klitzekleine Sache«, murmelte Snarks, doch konnte man es ihm ansehen, daß ihn etwas auf den Nägeln brannte. Und dann brach sich der Zorn Bahn. »Und sie macht Schuhe!«
Ich hatte den Dämonen noch nie so unglücklich gesehen. »Der Schuhbert?« fragte ich.
»Der Schuhbert!« schrillte Snarks. »Immer ist es der Schuhbert!« Er sank auf seine Knie und bearbeitete die Wurzeln der Trauerweide mit seinen Fäusten.
»Verdammnis!« bemerkte Hendrek verständnisvoll.
Ich nickte bloß und sammelte kurz meine Gedanken. Zum ersten Mal, seit ich ihm begegnet war, wirkte Snarks vollständig aufgelöst. Was die Angelegenheit enorm verkomplizierte war die Tatsache, daß es sich bei dem Stein des Anstoßes nicht um irgendeinen Feind, sondern um einen unserer Verbündeten handelte, der uns in der Vergangenheit geholfen hatte und wahrscheinlich auch in Zukunft nützlich sein würde.
Die Situation konnte sehr leicht meiner Kontrolle entgleiten. Am liebsten würde ich meinen Meister rufen, auf daß er zwischen Dämon und Schuhbert vermitteln möge. Seine Krankheit ließ diese Lösung allerdings nicht zu, die Nähe zu den beiden magischen Wesen würde ihn schlichtweg umbringen. Wenn ich meinen Meister also nicht in ein niesendes Wrack verwandeln wollte, mußte ich diese Angelegenheit aus eigener Kraft bereinigen. Ich betrachtete den Dämonen und versuchte, wie ein Zauberer zu denken. Wie würde mein Meister in dieser Angelegenheit handeln?
»In der Tat«, begann ich erst einmal. »Du hast mit dem Schuhbert schon seit längerem zu tun. Woher also diese plötzliche Antipathie?«
Snarks hielt in seinem selbstzerstörerischen Tun inne. »Komisch. Daran habe ich nie gedacht. Jetzt wo du es sagst:
Ich habe es mit dem Schuhbert tatsächlich schon längere Zeit ausgehalten. Sogar mit ganzen Horden von Schuhberts!« Ich konnte förmlich hören, wie seine Stimme wieder selbstsicherer wurde. »Sogar in Gruppen sind sie – immer noch kurz!«
»Verdammnis«, pflichtete Hendrek ihm bei. »Du fürchtest sie also nicht?«
»Natürlich nicht.« Snarks erlaubte es einem kleinen dämonischen Lächeln, seine Selbstbeherrschung zu durchbrechen. »Nein, keine Furcht. Mißfallen hingegen ist eine andere Sache. Allerdings würde auch das noch nicht ausreichen, um meine Handlungsweise zu erklären.« Snarks Lächeln verlor sich, als dicke grüne Falten auf seiner Stirn erschienen. »Ich muß zugeben, daß ich mich recht seltsam aufgeführt habe. Mein Benehmen war nichts anderes als undämonisch. Was würde meine Mutter von mir denken?«
»Verdammnis!« meinte Hendrek. »Dann mußt du außer den Schuhberts noch etwas fürchten.«
Snarks starrte den großen Krieger an. »Du schaffst es immer wieder, mich in Erstaunen zu versetzen. Erst Symbolismus und jetzt Tiefenpsychologie. Und ich habe immer gedacht, deine Keule würde die Denkarbeit für dich übernehmen.«
»In der Tat«, unterbrach ich die beiden, bevor Hendrek sich zu tief in diese Diskussion einmischen konnte. »Hat Hendrek die Wahrheit getroffen?«
»Ist es Furcht?« Die Augen des Dämonen wanderten in unbestimmte Fernen. »Irgendwie schon. Ich glaube, es liegt an diesem dauernden Kampf mit meiner Heimat. Selbst als Dämon im Exil bin ich immer noch ein Dämon. Am Anfang sah es so aus, als wäre es nur eine große Schlacht – Vushta aus den Niederhöllen zu retten und Guxx Unfufadoo, den ich übrigens nicht ausstehen kann, zu besiegen – nun, das war etwas, an das ich glauben konnte. Doch nun…« Snarks seufzte.
»Alles war in bester Ordnung, bis ich dorthin zurückkehrte«, fuhr er fort. »Ich hätte meine Mutter auf der Reise besuchen können, wie ihr vielleicht noch wißt. Aber ich hatte mich entschlossen, wie ein Außenseiter durch die Niederhöllen zu schleichen, als hätte mich der Umgang mit Menschen gezeichnet.« Der Dämon sah erst Hendrek, dann mich an. »Was sicherlich einige Wahrscheinlichkeit für sich hat.«
»Verdammnis!« unterbrach ihn Hendrek, der mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit auf den Beginn seiner tiefenpsychologischen Betrachtungen zurückstrebte. »Dann hast du also Angst vor deiner Mutter?«
»Natürlich! Wenn deine Mutter ein
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