Zwergenzwist im Monsterland
Schuhbert-Power hatte. Und selbst wenn ich mit Hilfe des Schuhberts den Kontakt zu meinem Meister hätte herstellen können – diese Art von Magie, mit Schuhplattler und Staubwolken, hätte nur unnötige Aufmerksamkeit erregt.
Wichtig war vor allem, daß ich noch immer nicht die wahren Absichten der Zwerge kannte. Selbst ohne mich darüber mit Ebenezum ausgetauscht zu haben, war mir klar, daß wir das wahre Ausmaß unserer Fähigkeiten solange verschleiern sollten, bis wir herausgefunden hatten, was für ein Schicksal sie uns zugedachten.
Außerdem tauchte eine andere Frage auf: Wann sollten wir unsere Magie einsetzen? Vielleicht sollten wir damit warten, bis wir Mutter Duck begegneten. Und dann könnte ich das Kompendium konsultieren. Sicher, viele der Zaubersprüche, die ich dem Buch entnommen hatte, hatten nicht ganz so gewirkt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit zufolge mußte irgendwann ein Spruch auch einmal richtig funktionieren.
Dann fiel mir wieder ein, daß sich mit sinkender Vorbereitungszeit die Fehlerchance für meine Zauber proportional erhöhte. Notfälle mit Hilfe des Kompendiums zu bewältigen müßte also unsere letzte Möglichkeit bleiben. Ich brauchte jemanden, der sich in der Kunst der Magie wirklich auskannte.
Dann wußte ich es. Mein Herzschlag beschleunigte sich, je länger ich darüber nachdachte. Wir bräuchten dringend Norei.
»Wuntie?« flüsterte Alea heiser in mein Ohr. »Wenn du mich so wie jetzt festhältst, dann sind alle meine Zweifel vergessen.«
»Oh?« sagte ich. In der Begeisterung über meinen neuen Plan hatte ich völlig vergessen, daß ich eine junge, gutaussehende, blonde Frau in meinen Armen hielt – eine junge, gutaussehende, blonde Frau, die mir sehr tief in die Augen blickte. Was sollte ich sagen? »In der Tat. Ich glaube, dafür haben wir im Augenblick keine Zeit, Alea. Ich befürchte, ich muß meine Pläne noch einmal gründlich überdenken.«
»Für dieses Mal werde ich dir vergeben«, schnurrte Alea und tätschelte meinen Arm. »Wenn du mich so heldenhaft umarmst, kann ich warten.«
»Ja… richtig«, antwortete ich. »In der Tat.« Ich schüttelte Alea ab und schwang den Rucksack von meinem Rücken.
»Warum paßt du nicht auf, wo du deine Sachen hinwirfst?« jammerte Träni von irgendwo hinter mir. Der Rucksack schien in unmittelbarer Nähe seines Kopfes gelandet zu sein.
»Also… in der Tat«, begann ich, momentan durch die Entwicklung, die die Ereignisse genommen hatten, etwas abgelenkt. »Ich bitte um Verzeihung…«
»Du solltest um Verzeihung bitten, daß du uns jemals über den Weg gelaufen bist!« nörgelte Schnuti.
»Warum sich mit denen groß abgeben!« bemerkte Grobi zu seinen Kumpanen. »Die werden ja doch alle von den Riesen aufgefressen!«
Kranki hustete mich an, und Keuchis Keuchen hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen. Grobi wies Lärmi an, zu mir zu gehen und mir irgend etwas auf den Fuß fallen zu lassen.
Das schien sich langsam in die ganz und gar falsche Richtung zu entwickeln. Ohne Schleimi als Sprecher wurden die anderen Zwerge entschieden feindselig. Wo war Schleimi eigentlich? Bevor er verschwand, hatte er doch etwas über ›unser Schicksal bestimmen‹ gemurmelt!
Vielleicht sollte ich trotz allem mit Ebenezum reden. Wo war eigentlich Tap?
Lärmi taumelte auf meinen Rucksack zu. Wollte der Zwerg ihn mir aus Rache auf den Fuß fallen lassen?
»Lärmi, paß auf!« kreischte Träni. »Er hat eine Waffe!«
Wer hatte hier eine Waffe? Redeten die über mich?
Dann fiel mir ein, daß ich Cuthbert an meiner Seite trug. Ich sollte ihn ziehen und die Zwerge mit seinem nackten Stahl konfrontieren. Das könnte die herrschende Verwirrung zu unserem Vorteil beenden. Allerdings wollte ich immer noch Gewalt vermeiden, solange es möglich war. Warum mußten die Dinge sich eigentlich immer so unrettbar verkomplizieren?
Ich wünschte mir wirklich ein weiteres Gespräch mit Ebenezum. Wenn es doch nur eine Möglichkeit…
Lärmi torkelte erneut in die Richtung meines Rucksackes. Ich legte meine Hand als Warnung auf Cuthberts Griff.
Und dann fiel es mir wieder ein.
Natürlich! Cuthbert war ja mehr als nur ein gewöhnliches Schwert. Es konnte nicht nur sprechen, es hatte auch andere magische Eigenschaften. Ich hatte es wiederholt benutzt, um aus den Niederhöllen heraus mit Ebenezum in Kontakt zu treten.
Das war die Antwort! Ich mußte nicht auf den Schuhbert warten, ich konnte statt dessen
Weitere Kostenlose Bücher