Zwergenzwist im Monsterland
Drohgebärden. Die gegenwärtige Lage betrifft uns doch alle. Der Drache kann nicht singen, mein Meister Guxx kann nicht deklamieren, und ich finde keine Zeit, mein ehrliches und profitables Händlerwerk auszuüben. Wir müssen alles tun, um nicht den Mut zu verlieren.«
»Verdammnis«, stimmte Hendrek ihm zu und blickte Brax bedeutungsvoll an. »Ich würde mich auch um einiges besser fühlen, wenn ich jemandem über den Kopf hauen könnte.«
»Siehst du, Hendy, ich habe keine Bezahlung für deine qualitativ hochwertige Kriegskeule mehr verlangt, seit…«
»Irgendwas mit Schecks«, unterbrach ihn Hendrek.
»Laß mich ausreden«, fuhr der Dämon fort, »dir gefallen vielleicht unsere Zahlungsbedingungen nicht, aber du mußt doch zugeben, daß der verfluchte Schädelspalter dir erstklassige magische Arbeit geliefert hat.«
»Verdammnis«, war Hendreks einzige Antwort.
Brax nickte zustimmend. »Genau das wird mit dir geschehen, wenn du dich nicht anständig gegen das verteidigen kannst, was dir in den Östlichen Königreichen zustoßen wird.«
Er hob den Sack an, den er mitgebracht hatte, und schüttelte ihn. Im Beutel klapperte es verheißungsvoll.
»Wißt ihr, womit dieser Beutel gefüllt ist? Das ist richtig – magische Waffen, praktisch jede Waffe, die man sich vorstellen kann. Ich habe hier Breitschwerter, Rapiere, Federmesser, Brieföffner und Korkenzieher. Und das ist noch nicht alles! In diesem Sack befinden sich ebenfalls Pulver, Gifte, Tränke und Elixiere und dazu noch ein oder zwei Überraschungen! Und das alles für einen speziellen Gruppentarif! Ihr habt richtig gehört, alle Waffen in diesem Sack können für einen einmaligen Sonderangebotspreis erstanden werden. Bezahlt mit dem denkbar einfachsten Niederhöllenvertrag!« Er schüttelte noch einmal den klappernden Sack. »Was ist Ihnen Ihre Gesundheit wert…«
Er hielt inne und lächelte mich an, als würde er auf eine Antwort warten. Er wollte mir alle diese Waffen verkaufen? Ich schluckte hart. Was sollte ich tun? Wenn er mir nur eine oder auch zwei angeboten hätte, hätte ich sein Angebot abgelehnt – aus Furcht vor den berüchtigten Niederhöllenverträgen. Aber alle? Was für eine Macht konnten sie uns verleihen! Vielleicht war das die Magie, die wir brauchten.
»Also…«, hub ich an.
»Du brauchst mir jetzt nicht zu antworten«, fiel mir Brax ins Wort und zog eine weitere Waffe hinter seinem Sack hervor, »weil diese verzauberte Schlachtaxt ohne Aufpreis zum Angebot gehört! Richtig gehört, dieses Hackebeilchen geht durch deine Feinde wie ein warmes Messer durch Butter. Und man kann damit sogar Gemüse putzen!« Er nahm eine Karotte aus seinem Sack und warf sie in die Luft. Die Schlachtaxt zerschnitt sie säuberlich in zwei Teile. »Prima geeignet, um leckere kleine Häppchen herzustellen!«
»Ruhe da drüben!« brüllte Grobi von der anderen Seite des Schildes.
»Zwerge würden leckere, kleine Häppchen abgeben«, fügte Brax hinzu und steckte die Axt hinter seinem Mantel in den Gürtel. »Nun, was meinst du dazu?«
»Kein Blutvergießen!« warnte Cuthbert.
Ich sah zu Hendrek.
»Verdammnis«, war sein einziger Kommentar.
Hendrek und Cuthbert hatten recht. Wenn ich darüber nachdachte, kam ich auch zu der Meinung, daß das Anhäufen von Waffen nicht die Lösung sein konnte. Nach allem, was ich über Mutter Duck gehört hatte, glaubte ich unsere Chance eher in einem gepflegten Gespräch denn in einer brutalen Machtdemonstration zu erblicken.
»Tut mir leid«, sagte ich zu Brax, »aber deine Waffen passen nicht zu meinen Plänen.«
»Pläne?« fragte Brax. »Wir haben Pläne?«
»Ja, wir haben Pläne«, versicherte ich ihm. »Und sie werden morgen früh fertig ausgearbeitet sein.«
»Aber wir haben auch Pläne mit euch!« rief Schnuti hinter dem Schild.
»Sollen wir« – Kranki hustete – »sie den Riesen vorwerfen?«
»Nein«, antwortete Grobi. »Ich denke, wir heben sie für Mutter Duck auf!«
Sie brachen in Gelächter und Gehuste aus.
Ich bedeutete Brax und Hendrek, daß sie die widerwärtigen Zwerge ignorieren und sich wieder hinlegen sollten. Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, und ließ beiläufig die Muskeln an meinem Schwertarm spielen, als meine beiden Kameraden zu unserer Seite des Lagerplatzes zurückkamen. Es würde keinem von uns nützen, wenn ich meine Besorgnis offen zur Schau stellen würde. Dies war die kritischste Situation auf unserer Reise. Ob wir nun Mutter Duck oder ihren Riesen
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