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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Kopfbewegung zu verstehen, dass er einsteigen sollte.
    Rainer spurtete um das Fahrzeug herum und schwang sich erleichtert auf den Vordersitz. »Cengiz…«, begann er.
    »Klappe. Wenn du nicht eine wirklich plausible Erklärung für dein Verhalten hast, kannst du mich zukünftig am Arsch lecken, und das kreuzweise.«
    »Ich weiß. Cengiz, ich bin verliebt.«
    »Und? Warum hältst du es noch nicht einmal für nötig, mich anzurufen?«
    »Ich war mit ihr seit Donnerstag zusammen. Cengiz, sie ist…
    Sie ist… Also…«
    Esch begann zu stottern.
     
    »Scheiße. Dich hat es ja total erwischt.«
    »Ich wollte wirklich am Donnerstag kommen. Aber dann habe ich Elke angerufen… Und sie hat mich eingeladen, sie zu besuchen. Verstehst du, da musste ich hin. Und dann habe ich dich vergessen. Fast«, ergänzte er kleinlaut.
    »Wieso fast?«
    »Wir lagen im Bett und da bist du mir eingefallen. Aber dann kam Elke und… Verstehst du das?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber gut, Schwamm drüber.« Der Türke sah in den Rückspiegel seines Wagens. »Bist du mit deinem Mazda hier?«
    »Ja, warum?«
    »Dann solltest du dich beeilen. Wenn dein Flitzer erst am Haken des Abschleppwagens hängt, dessen Fahrer sich gerade an deinem Wagen zu schaffen macht, wird es teuer.«
    Esch drehte sich um. »Scheiße.« Er riss die Tür auf und sprang auf den Parkplatz. »Ich komme gleich zu dir, Cengiz.
    Ich muss noch was erzählen.«
    »Auch das noch. Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Was denkst du denn?«, rief Rainer empört. Da er schon einige Meter auf dem Weg zu dem Abschleppwagen zurückgelegt hatte, blieb es ihm erspart, die Antwort seines Freundes zu hören.
    Etwa eine Stunde später – der Fahrer des Abschleppwagens hatte sich mit 180 Mark abgefunden – betrat Rainer unterkühlt die Wohnung seines Freundes.
    »Willst du auch einen Mocca?«, rief Cengiz aus der Küche.
    »Bitte.«
    Nachdem sie zwei Kannen des koffeinhaltigen Getränks vernichtet hatten, war Rainer mit seiner Erzählung über Pawlitsch und Rastevkow fertig.
     
    »Ich würde zur Polizei gehen«, riet Cengiz.
    »Mann, bist du staatstragend. Seit wir dich eingebürgert haben, hast du jede Spontanität und gesunde Skepsis gegenüber den Repräsentanten unseres Gemeinwesens verloren. Ich kann Brischinsky schon hören: ›Halten Sie sich da heraus. Das ist Sache der Polizei.‹ Nein, keine Polizei.«
    »Deine Sache. Aber keine gute Idee, finde ich. Was willst du machen?«
    »Der Angelegenheit nachgehen.«
    »Rainer, ich darf dich an die Ergebnisse deiner früheren Detektivspiele erinnern: Einen Tag im Keller eingesperrt, ein Oberschenkeldurchschuss, gebrochene Rippen und ein Fußballfan, der trotz deiner Bemühungen für Jahre im Knast weggeschlossen wurde.«
    »Darauf musst du nicht unbedingt herumreiten.«
    Beide sagten einige Zeit nichts. Dann nahm Rainer den Faden wieder auf: »Ich werde mich gleich mit Brähmig und den anderen Freunden Pawlitschs treffen. Ich möchte mir deren Unterlagen ansehen. Vielleicht ergibt sich daraus ein Anhaltspunkt.« Esch stand auf.
    »Dir ist nicht zu helfen, Rainer. Sei bloß vorsichtig.«
    Esch grinste schief. »Das bin ich immer.«
    Die Geschichtswerkstatt Erin bewahrte ihre Unterlagen in einem Kellerraum des Gemeindezentrums auf. Rainer, der sich entschlossen hatte, kein Wort über seine Begegnung mit Rastevkow zu verlieren, traf sich mit Theo Brähmig und Hans Rundolli vor dem Gebäude.
    »Glück auf, Herr Esch«, grüßte Rundolli.
    Brähmig quälte zwischen Zigarre und Lippe ein Geräusch heraus, das mit etwas gutem Willen als »Guten Tag« zu deuten war.
     
    »Tach.« Esch streckte den beiden seine Rechte hin.
    »Paula hat uns den Schlüssel erst gestern gegeben.« Hans Rundolli vergrub seine Hand wieder in den Taschen seines Mantels. »Dat is dat Gemeindehaus vonne Kirche. Sollen wir?«
    Rainer nickte und trabte hinter den beiden Rentnern her Richtung Eingang. Das Gebäude war ein typischer Zweckbau der 90er-Jahre: zweigeschossig, direkt rechts neben der Evangelischen Kirche gelegen, passte es mit seiner roten Ziegelfassade in die denkmalgeschützte Siedlung wie die berühmte Faust aufs Auge.
    Die drei gelangten in einen Kellerraum, der mit ungemein praktischen Multifunktionsstühlen – stapel-und abwaschbar –
    sowie dazu passenden Tischen mit Buchenfurnier ausgestattet war. An den Wänden standen mehrere Schränke, ebenfalls mit Buchendekor. Brähmig und Rundolli warfen ihre Mäntel über die Stühle und auch Rainer entledigte

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