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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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sollten reichen.«
    Sein Kollege griff zum Handy.
    »Scheißkerle. Könnte ich das Bild vielleicht noch einmal sehen?«, fragte die Frau wütend.
     
    »Klar.« Brischinsky hielt ihr das Foto hin.
    »Doch. Jetzt erinnere ich mich. Stammkunde. Der kommt regelmäßig zu uns. Hat aber keine speziellen Vorlieben. Mal dies Mädchen, mal das. Ein unkomplizierter Gast. Keine Probleme.«
    »Wann war er das letzte Mal hier?«
    »Warten Sie, lassen Sie mich überlegen… Ja, ich glaube, vor etwa zwei Wochen.«
    »Wann genau? Und wie lange ist er geblieben?«
    »Also beim besten Willen, das weiß ich doch jetzt nicht mehr. Ich glaube, es war ein Dienstag. Aber sicher bin ich mir nicht.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Dann wecken Sie bitte Ihre Kolleginnen. Vielleicht ist ja deren Gedächtnis besser.«
    »Aber…«
    Brischinsky wischte den aufkeimenden Widerspruch mit einer Handbewegung beiseite.
    Zehn Minuten später hatten fünf weitere verschlafene und nur dürftig bekleidete Frauen ihre Aussage gemacht. Keine von ihnen konnte oder wollte sich daran erinnern, wie lange Lorsow an dem Dienstag ihre Dienste in Anspruch genommen hatte.
    »Okay. Das war es schon.« Brischinsky ging Richtung Tür.
    »Bemühen Sie sich nicht. Wir finden allein raus.«
     
    24
    »Herr Doktor Lorsow, Herr Doktor Brieske lässt bitten.« Die blonde Chefsekretärin des Direktors der Bayerischen Hypothekenbank in Bochum hielt dem Besucher die Tür zum Sekretariat auf und trat beiseite. Der Inhaber der Firma LoBauTech schraubte sich aus dem massigen Ledersessel, in dem er gut fünfzehn Minuten gewartet hatte, griff zu seinem ledernen Aktenkoffer und betrat das Sekretariat. Durch die offene Tür zum Chefzimmer sah er den Mann, der über die Zukunft LoBauTechs und seine eigene entschied.
    »Herr Doktor Lorsow«, strahlte der Banker und kam ihm mit ausgestreckten Armen zur Begrüßung entgegen. »Es freut mich, Sie zu sehen. Herrn Wilke, Chef unserer Geschäftskundenabteilung, kennen Sie ja bereits.«
    Wilke erhob sich und gab Lorsow ebenfalls die Hand.
    »Tja, dann können wir ja.« Brieske bugsierte Lorsow an den Besprechungstisch und bot ihm den Platz an, auf dem ihn die tief stehende Sonne blendete, wenn er Brieske und Wilke in die Augen schauen wollte. Ein uralter Trick.
    »Wenn Sie etwas trinken möchten…« Brieske machte eine großzügige Handbewegung über den Tisch und wartete, bis sich alle bedient hatten. »Bitte, Herr Doktor.«
    »Meine Herren«, begann Lorsow. »Wie ich in meinem ersten Gespräch mit Herrn Wilke vor einigen Wochen bereits ausgeführt habe, leidet die Firma LoBauTech als
    Bergbauzulieferer naturgemäß unter der Förderreduzierung im deutschen Steinkohlenbergbau. Allein im letzten Jahr reduzierte sich das Auftragsvolumen um mehr als 30 Prozent.
    Etwa 80 Prozent unserer Produktionskapazitäten sind auf den Bergbau ausgerichtet. Da treffen uns diese Auftragsrückgänge besonders hart. Wir sind also gezwungen, nicht nur unsere Produkte, sondern auch unsere Auftraggeber weiter zu diversifizieren. Wir müssen unsere strukturelle Abhängigkeit vom Bergbau…«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, Herr Doktor Lorsow. Wir kennen die Situation in der Steinkohlenbranche.
    Wir kennen sie allerdings schon seit einigen Jahren. Ihnen als geschäftsführendem Gesellschafter dürfte diese Entwicklung doch auch nicht verborgen geblieben sein? Was hat LoBauTech in der Vergangenheit eigentlich unternommen, um die Bergbauabhängigkeit zu verringern?« Brieske lächelte ihn freundlich an. Seine Stimme hingegen war eisig.
    Lorsow schluckte. »Neben Baustoffen liefern wir vor allem Transporttechniken, wie Sie ja wissen. Unser zweiter großer Abnehmer ist die Bauindustrie. Aber auch da hat es einen strukturellen Einbruch…«
    »Herr Lorsow«, auch dem Chef von LoBauTech fiel auf, dass der Bankdirektor mittlerweile auf den Titel verzichtete, »wir sollten hier keine Allgemeinplätze über die wirtschaftliche Situation in der Bundesrepublik austauschen. Wenn ich Sie in unserem letzten Gespräch richtig verstanden habe, erwarten Sie von uns eine Aufstockung Ihres derzeitigen Kreditrahmens?«
    Lorsow nickte. »Nur so kann ich mein Patent auch realisieren. Damit wäre die Firma…«
    Brieske machte eine ungeduldige Handbewegung. »Dazu kommen wir später. Herr Wilke, wenn Sie so freundlich wären…«
    Der Chef der Geschäftskundenabteilung klappte den vor sich liegenden Schnellhefter auf. »Bis vor einem Jahr hat LoBauTech das ihr zur

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