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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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gefragt, ob Schmidt noch lebt.«
    »Welcher Schmidt?«
    »Dieser Schmidt hier.« Rainer zeigte auf das vor Dombrowsky liegende Bild. Langsam verlor er die Geduld.
    »Siegesmund Schmidt.«
    »Ach, Schmidtchen, Schmidtchen.«
    »Genau.«
    »Weiß ich nicht, weiß ich wirklich nicht. Der wohnte früher in der Bahnhofstraße, Bahnhofstraße 48. Da wohnte der. Der war so was von bekloppt, der konnte nicht einmal ein Fremdwort…«
    »Und diesen Mann hier?« Rainer tippte mit dem Finger auf den Nazischergen. »Kennen Sie den?«
    »Nee, nie gesehen. Oder doch? Warten Sie. Nein, den kenne ich nicht. Leider, leider. Kenne ich nicht.« Dombrowsky lehnte sich zurück und war Momente später fest eingeschlafen.
    Rainer verließ still die Wohnung und fühlte sich bestätigt, dass die treuesten aller Feinde wirklich immer die Parteifreunde sind.
    Das Haus in der Bahnhofstraße hatte schon bessere Zeiten gesehen, fügte sich aber genau deshalb gut in die Tristesse dieser Gegend ein. Rainer parkte seinen Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe des Restaurants Haus Bladenhorst und suchte die Klingelknöpfe der Nummer 48 ab, konnte aber keinen Mieter namens Schmidt ausfindig machen. Der Anwalt wollte gerade wieder zu seinem Auto gehen, als sich die Haustür öffnete und eine Mittfünfzigerin auf die Straße trat.
    »Zu wem wollen Se?«, fragte die Frau mürrisch.
    »Zu Schmidt. Aber der…«
    »… wohnt nich mehr hier. Is weggezogen. Inne Kurstadt im Westfälischen. Vor drei Jahren.« Die Frau ging wortlos weiter.
     
    Esch schickte ihr ein »Danke« nach. Dann machte er sich auf den Weg in seine Kanzlei, um mit Hilfe des Einwohnermeldeamtes den aktuellen Wohnort von Siegesmund Schmidt zu ermitteln.
     
    30
    Rüdiger Brischinsky hatte es sich gerade mit einer Zigarette, einem Becher Kaffee und der neuen Essen und Trinken an seinem Schreibtisch bequem gemacht, als Baumann in das Büro stürmte und mit mehreren Papieren wedelte.
    »Chef, ich habe im Fall Stornier die Ergebnisse der erneuten Durchsuchung der Wohnung, das ballistische Gutachten und den Obduktionsbericht. Außerdem eine Auskunft des Einwohnermeldeamtes, dass…«
    »Einen Moment, Heiner. Ich will eben noch den Artikel zu Ende lesen. Durch Hektik werden die Störmers auch nicht wieder lebendig, oder?« Er vertiefte sich wieder in seine Lektüre. »Hast du eigentlich gewusst, dass es nicht der Alkohol ist, der dick macht? Alkoholkalorien können nicht in Fett umgewandelt werden, sichern aber den Grundumsatz des Körpers. Nur wenn du dann noch frisst, werden die durch Nahrung aufgenommenen Kalorien nicht mehr verbrannt, sondern wandern in die Fettdepots.« Der Hauptkommissar schaute traurig auf seine Wampe. »Man sollte wirklich mehr saufen und weniger essen. Und hier…«
    »Rüdiger, das ist wirklich wichtig.«
    »Na gut.« Brischinsky legte seine Zeitschrift beiseite. »Ich habe ja keinen, für den ich kochen kann«, stellte er bedauernd fest. »Also, was gibt’s?«
    »Womit soll ich anfangen?«
    »Egal.«
    »Der Obduktionsbericht, das geht am schnellsten. Alle drei Stürmers sind durch Kopfschuss aus nächster Nähe ums Leben gekommen.«
     
    »Wirklich erstaunlich«, spottete der Hauptkommissar.
    Baumann ignorierte die Bemerkung seines Chefs.
    »Todeszeitpunkt: gestern Abend. Gegen sieben.«
    »Dafür spricht auch der Zustand von Hansis Käfig.«
    »Hansi?«
    »Der Kanarienvogel. Er hatte noch ausreichend Futter.
    Außerdem war der Käfig nicht abgedeckt. Fast jeder Vogelbesitzer deckt den Käfig abends mit einem Tuch ab. Das Tier glaubt dann, es ist Nacht, und stellt sein Trällern ein.«
    »Aha. Der kleine Tierfreund. Der Junge musste etwa drei Stunden später dran glauben.«
    »Das heißt, dass der Täter drei Stunden in der Wohnung gewartet hat. Der hatte Nerven. Beachtlich.«
    »Tobias Störmer starb in der Tat durch einen aufgesetzten Schuss. Es finden sich auch eindeutige Schmauchspuren an seiner rechten Hand. Ungewöhnlich ist hingegen, dass es kaum Blutspritzer auf der Schusshand gibt.«
    »Wieso? Da war doch Blut? Ich erinnere mich genau. Wo sind die Fotos?«
    »Nee, lass mal. Die Gerichtsmedizin hält es für möglich, dass diese Blutspuren nicht durch den Schuss, sondern erst danach auf den Handrücken gelangt sind. Aus dem Kopf, über die Schulter, dann den Arm runter… Also: Wenn er sich nicht selbst umgebracht hat, muss der Mörder unmittelbar neben ihm gestanden haben. Und mit dem Blut des Opfers beschmutzt worden sein.«
    »Dann war es also definitiv

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