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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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mehr. Arbeitslos mit Anfang vierzig.
    Und das bis zur Rente. Ihm schauderte. »Was ist mit der Bank, einem Kredit…?«
    Der Firmeninhaber winkte ab. »Keine Chance. Nein, es gibt nur eine Alternative.«
    »Welche?«
    »Wir müssen einen Geldgeber finden, der bereit ist, bei uns einzusteigen. Ansonsten kann ich die Umstellung der Produktion und die Patentrealisierung nicht finanzieren.«
    Der Strohhalm. »Einen Geldgeber? Meinen Sie denn…«
    »Global Industries. Eine britische Investmentfirma. Die suchen lukrative Investitionsmöglichkeiten. Ich habe schon mit deren Vertretern gesprochen.«
    »Und? Wären sie interessiert?« Steinke schöpfte Hoffnung.
    »Interessiert schon. Aber nicht unter den jetzigen Bedingungen. Wenn die Firma keinen Prototyp des Panzerförderers bauen kann und nicht kräftig rationalisiert, steigt Global Industries nicht ein.«
    »Das heißt Arbeitsplatzabbau!«
    »Ich sehe keine andere Alternative.«
    Peter Steinke schwieg. Dann stieß er hervor: »Sie setzen mir die Pistole auf die Brust.«
    »Ich weiß. Aber ich habe selbst so ein Ding am Kopf.«
    »Wie viele?«, fragte der Betriebsratsvorsitzende tonlos.
    »Etwa fünfzig. Vielleicht auch mehr.«
     
    »Fünfzig Entlassungen! Wissen Sie, was das heißt? Die Betroffenen haben kaum eine Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.«
    »Leider. Aber dafür erhalten wir über hundert Arbeitsplätze.«
    »Sie treiben den Teufel mit dem Beelzebub aus.«
    »Herr Steinke, ich bin bereit, mit offenen Karten zu spielen.
    Ich habe hier den jüngsten Bericht der
    Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Dahinter finden Sie ein Memo von Global Industries. Lesen Sie.« Lorsow reichte dem Betriebsrat einen Schnellhefter.
    Der las schweigend und legte dann die Unterlagen aus der Hand. Er war blass geworden. »Wie wollen Sie die erforderlichen Investitionen aufbringen?«
    »Unter bestimmten Voraussetzungen wäre meine Hausbank bereit, den Kreditrahmen aufzustocken.«
    »Ginge das nicht auch ohne den Arbeitsplatzabbau?«
    Lorsow lachte bitter. »Leider nein. Global Industries investiert nur, wenn wir rationalisieren. Und nur dafür gibt mir die Bank Kredit. Und das auch nur dann, wenn ich ihr als Sicherheit erhebliche Teile des Firmengrundstücks und meines Privatbesitzes überschreibe. Aber wenn das neue Antriebskonzept erst produziert wird, ist die Firma saniert.
    Dann stellen wir auch wieder neue Mitarbeiter ein, das garantiere ich Ihnen.«
    »Mit wie viel Prozent will der Investor einsteigen?«
    »Er will 49 Prozent.«
    »Und das heißt in Mark?«
    »Das Firmenvermögen wird um gut acht Millionen vergrößert.«
    »Eine Menge Geld.«
    »Das ist es.«
    »Wenn der Betriebsrat bereit ist, Ihr Konzept mitzutragen, was bieten Sie uns an?«
     
    »Einen fairen Sozialplan für die, die ausscheiden müssen.«
    Steinke dachte nach. Dann antwortete er nüchtern: »Wir fordern: zwei Monatslöhne brutto pro Beschäftigungsjahr als Abfindung. Übergangsregelungen für die über 55-Jährigen, um ein sozialverträgliches Übergleiten in die Altersrente zu ermöglichen. Erhalt der Ausbildungskapazitäten.
    Berücksichtigung von Härtefällen. Die Kriterien der Sozialauswahl werden durch den Betriebsrat bestimmt. Null Mehrarbeitsstunden. Ab sofort! Außerdem bestehen wir auf einer umfassenden Information des Wirtschaftsausschusses über alle anstehenden Verhandlungen mit dem Investor und Ihrer Bank. Unter Vorlage aller Unterlagen.«
    »Im Wesentlichen einverstanden. Die Details müssen wir aber noch verhandeln. Herr Steinke, da gibt es noch etwas…«
    »Was denn noch?«
    »Die Angelegenheit darf nicht an die große Glocke gehängt werden. Keine Presse mehr! Halten Sie die Hitzköpfe in Ihren Reihen unter Kontrolle. Es darf keine Unruhe in der Belegschaft aufkommen!«
    »Wie stellen Sie sich das denn vor? Ich kann doch meinen Kolleginnen und Kollegen keinen Maulkorb umhängen! Es geht schließlich um einen Teil der Arbeitsplätze!«
    »Herr Steinke, entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen widerspreche. Es geht um alle Arbeitsplätze!«
     
    29
    Esch hatte ein Foto und zwei Namen: Adolf Grosser und Siegesmund Schmidt. Dem Bild nach zu urteilen, waren beide damals Anfang bis Mitte dreißig gewesen. Aber das Aussehen der Menschen der Nachkriegszeit täuschte häufig über ihr wahres Alter hinweg. Kriegserfahrungen oder die Erlebnisse unter der faschistischen Diktatur hatten viele früh altern lassen.
    Wenn beide noch lebten, müssten sie heute um die achtzig sein. Wenn sie noch

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