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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Layouters zum Opfer gefallen war. Rainer konnte nur das Wort Volksschule entziffern. Die Menschengruppe war von dem Fotografen so auf der Treppe drapiert worden, dass in der vorderen Reihe auf den unteren Stufen fünf Männer zu sehen waren, darüber weitere vier. Rainer hatte nicht den geringsten Zweifel. Das musste das Bild sein, von dem Rastevkow gesprochen hatte. Und dann war der dritte von links, unten in der ersten Reihe, der Nazikiller.
    Esch stierte lange auf das Gesicht, als ob dessen Physiognomie etwas über seine Gesinnung aussagen würde. Er las die Bildunterzeile: Der Vorsitzende des bildungspolitischen Ausschusses des Zentrums Adolf Grosser (1. v. r. u.) und sein Vertreter Siegesmund Schmidt (2. v. r. o.) im Kreis ihrer Parteifreunde. (Foto: Walther Terboven) Ohne nachzudenken, riss Rainer den Artikel und das Foto aus der Zeitung und klappte den Band zu. Er hatte das Bild gefunden. Aber er wusste immer noch nicht, wer in der unteren Reihe der dritte Mann von links war.
     
    28
    Peter Steinke saß in seinem Büro in der Arbeitsvorbereitung der Firma LoBauTech, als das Telefon schellte.
    Es war Lorsows engste Mitarbeiterin. »Herr Doktor Lorsow bittet Sie in sein Büro. Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben«, setzte Roswitha Müller rasch hinzu.
    Der Betriebsratsvorsitzende fragte misstrauisch: »Weshalb will er mich sprechen?«
    »Das hat er mir nicht gesagt«, flötete die Chefsekretärin.
    »Und wann?«
    »Ginge es sofort? Aber nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Das waren völlig neue Töne. Steinke blieb die Spucke weg.
    Auf dem Weg in die heiligen Hallen der Geschäftsführung überlegte er fieberhaft, weshalb Lorsow ihn wohl zu sehen wünschte. Und warum dieser moderate Ton des Vorzimmerdrachens? Üblicherweise
    zitierte
    sie die
    Beschäftigten des Unternehmens zum Chef. Und das galt insbesondere für die Mitglieder des Betriebsrates. Wenn Roswitha Müller von so ausgewählter Höflichkeit war, konnte das nur bedeuten, dass ihr Chef sie entsprechend instruiert hatte. Und das wiederum hieß, dass Lorsow etwas von ihm wollte. Fragte sich nur, was. Der Betriebsratsvorsitzende beschloss, vorsichtig zu sein.
    »Herr Steinke, schön dass Sie Zeit für mich haben«, begrüßte ihn Lorsow mit überschäumender Herzlichkeit.
    Auch der hat Kreide gefressen, dachte der Betriebsrat. »Tag, Herr Doktor.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz. Was kann ich Ihnen anbieten?
    Kaffee, Tee, Wasser? Oder einen Saft?«
     
    »Kaffee wär nicht schlecht.«
    Lorsow nickte seiner Sekretärin zu, die geräuschlos verschwand.
    »Herr Steinke«, begann Lorsow die Unterredung. »Sie wissen ja, dass LoBauTech
    in letzter Zeit mit gewissen
    Absatzproblemen zu kämpfen hat, weil…«
    »… Sie sich nicht rechtzeitig um neue Kunden gekümmert haben«, warf der Gewerkschafter rasch ein.
    »So würde ich das zwar nicht sagen, aber aus Ihrem Blickwinkel mag das durchaus so aussehen.«
    Steinke, der eine andere Reaktion auf seine Bemerkung erwartet hatte, fehlten die Worte.
    »Ich kann Ihren Standpunkt wirklich nachvollziehen. Deshalb möchte ich heute auch mit Ihnen in aller Ruhe über die Situation in der Firma sprechen.«
    »Ich bin immer gesprächsbereit. Der Betriebsrat hat sich vernünftigen Lösungen, die im Interesse der Arbeitnehmer liegen, noch nie verschlossen.«
    »Jetzt lassen Sie doch mal das Wortgeklingel. Wir sind doch hier unter uns. Und ich darf doch davon ausgehen«, Lorsow beugte sich etwas vor, »dass dieses Gespräch unter uns bleibt?«
    »Das kommt darauf an, Herr Doktor.«
    »Sie werden mich schon noch verstehen. Ich will es ohne Umschweife sagen: Wenn es uns in den nächsten Monaten nicht gelingt, die durch den Absatzrückgang ausgelösten Liquiditätsschwierigkeiten zu lösen, bin ich gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen.«
    Daher wehte der Wind. »Was heißt das?« Steinkes Tonfall war schärfer als beabsichtigt.
    »Im schlimmsten Fall die Schließung der Firma.«
    Das saß. Steinke blieb die Luft weg. »Sie… Sie… Sie wollen LoBauTech dichtmachen?«
     
    »Nicht wollen, müssen. Ich muss. Wenn wir keine neuen Geldmittel bekommen, muss ich den schwarzen Anzug anziehen und den Zylinder aufsetzen.«
    Steinke wusste, was die Metapher bedeutete: Insolvenz. Wie sollte er das den Beschäftigten erklären? Viele von ihnen arbeiteten seit Jahrzehnten bei LoBauTech, zum Teil schon unter Lorsows Vater, dem Firmengründer. Das Durchschnittsalter der Belegschaft lag bei 43 Jahren. Die fanden keinen neuen Job

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