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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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sich. Du musst verrückt sein!« Sie stand abrupt auf. »Ich muss jetzt gehen. Wenn du wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen bist, kannst du mich anrufen.« Sie zeigte auf den Wein. »Du erledigst das bitte, ja?«
    Die Anwältin rauschte davon.
    Rainer trank traurig sein Glas aus und goss sich den Rest des Zuckerwassers ein. Dabei fiel sein Blick auf das Etikett.
     
    Riesling, las er erneut. Und: Auslese. »Auch das noch«, stöhnte er.
    Er rief nach dem Kellner, um zu zahlen. Der Blonde präsentierte die Rechnung und der Anwalt gab ihm im Tausch einen Fünfziger. Auslese! Er konnte sich irgendwohin beißen.
    Der Mann mit dem Gelhaar blieb regungslos neben dem Tisch stehen. Rainer sah erst erstaunt auf den Kellner, der keine Anstalten machte, das Wechselgeld herauszugeben, dann auf die Rechnung. Ihm schwante Böses. Esch atmete hörbar ein. Dann ließ er die Luft mit einem leisen Pfiff wieder aus seinen Lungen. 72 Mark kosteten der Wein und das Mineralwasser. 72 Mark!
    »Da haben Sie aber den teuersten Wein rangeschleppt, den Sie haben«, empörte sich Rainer und suchte nach den fehlenden Scheinen.
    »Das war keine Absicht«, entschuldigte sich der Kellner.
    Angesichts des vorher gezeigten Weinverstandes des Mannes glaubte Rainer ihm das aufs Wort. Er erwog einen Moment, sich einen Disput mit der Geschäftsführung des Lokals zu liefern, ließ es aber dann doch. Allerdings schwor er sich, nie wieder einen Fuß in dieses Bistro zu setzen. Und das Etikett jeder Flasche Wein, die er zu verzehren gedachte und bezahlen musste, vorher einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen.
    Rainer war bedient. Ein Vermögen für einen Wein und Krach mit Elke! Wirklich ein toller Tag! Vielleicht konnte ein Besuch im Neokyma diesen Dienstag ja noch retten.
    Vier Stunden später war Rainer so abgefüllt, dass er unmöglich noch hätte fahren können. Er ließ sich ein Taxi kommen und fiel auf den Vordersitz. »Castroper Straße, ich sage Ihnen dann schon Bescheid.«
     
    Esch schloss die Augen, wurde aber bereits nach wenigen Minuten aus allen Träumen gerissen. Der Taxifahrer bretterte so schnell um die Kurve, dass Rainer erst nach links, dann nach rechts gegen die Beifahrertür geschleudert wurde.
    »Heh, geht’s nicht etwas langsamer?«
    »Ich fahre hier«, maulte der Kutscher zurück.
    Rainer warf erst jetzt einen Blick auf den Fahrer.
    »Und ich zahle. Bitte etwas langsamer.«
    Das Taxi beschleunigte. 130 zeigte die Nadel. Und das in der Stadt! Esch hatte es früher als Taxifahrer mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen und generell mit der Straßenverkehrsordnung auch nie so genau genommen, aber das war eindeutig zu viel.
    »Langsamer, Mensch. Wollen Sie uns umbringen?«
    »Seien Sie ruhig, Sie sind ja betrunken.«
    Rainer reichte es! Was meinte der Kerl eigentlich, warum er in dieser Karre saß?
    »Fahren Sie rechts ran. Ich steige aus.«
    Das Taxi hielt mit quietschenden Reifen.
    Esch war schon halb draußen, als der Fahrer sagte: »Jetzt machen Sie keinen Quatsch. Kommen Sie, steigen Sie wieder ein.«
    Nur wenig besänftigt kam Rainer der Bitte nach. Und wurde unmittelbar darauf wieder in seinen Sitz gedrückt, als der Fahrer sich bemühte, Michael Schumacher beim Start auf dem Hockenheimring nachzueifern.
    »Langsam, Mensch, langsam. Sie fahren ja wie ein Henker.«
    »Wie ein Henker? Haben Sie Henker gesagt?«, blaffte der Fahrer und gab weiter Gas. »Sind Sie ausländerfeindlich?
    Natürlich, Sie sind ausländerfeindlich.« Der Kutscher blickte bei Tempo 140 empört zu seinem Fahrgast nach hinten und gestikulierte mit seiner Rechten. »Was meinen Sie, was ich hier in Deutschland mache? Ich zahle meine Steuern und dafür muss ich mich beleidigen lassen…«
    »Die Ampel gerade war rot! Außerdem – halten Sie bitte das Lenkrad mit beiden Händen fest!«
    »Was geht Sie das an, schließlich fahre ich!«
    »Wenn man das fahren nennen kann. Auf jeden Fall nicht mehr mit mir. Halten Sie an.« Der Wagen stoppte erneut.
    Esch war stinksauer. Auf sich, auf Julius, auf Elke, auf den Taxifahrer, der ihn der Ausländerfeindlichkeit beschuldigte.
    Vor allem auf den Taxifahrer!
    Rainer beschloss, ein Exempel zu statuieren. Das war er sich und allen Taxifahrern schuldig, denen nicht nur der Kunde König, sondern denen auch die StVO ein so hohes Gut war, dass sie…
    »Schicken Sie mir eine Rechnung. Ich zahle nicht. Ich werde mich bei Ihrem Arbeitgeber beschweren.« Er kramte den Personalausweis hervor. »Hier.«
    Das Prozedere

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