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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Aber…«
    »Wie kommen Sie überhaupt auf mich? Woher wissen Sie…«
    »Ich habe die polizeilichen Ermittlungsakten eingesehen.«
    »Die Ermittlungsakten? Aber das ist doch… Wieso die Ermittlungsakten?« Lorsow japste empört.
    »Die Familie Pawlitsch tritt als Nebenkläger auf. Und ich vertrete die Interessen der Familie. Damit habe ich das Recht auf Einsicht in die Akten.«
    »Hm. Also gut, machen Sie es kurz. Was wollen Sie? Meine Sekretärin sprach von Schadenersatz?«
    »Und Schmerzensgeld, ja.«
    »Warum sollte ich zahlen?«
     
    »Liegt Ihnen an einer langwierigen juristischen Auseinandersetzung? Möglicherweise haben Sie ja fahrlässig gehandelt?«
    »Mein Wagen wurde gestohlen! Wollen Sie mir das vorwerfen?«
    »Ich weiß. Mit einem Nachschlüssel. Woher hatte der Täter den?«
    Lorsow schwieg einen kurzen Moment. »An was hatten Sie gedacht? Ich zahle natürlich nur ohne Anerkennung irgendeiner Rechtspflicht«, schob er schnell nach.
    »Das dachte ich mir. Sie sind also an einer außergerichtlichen Klärung interessiert?«
    »Natürlich. Also, wie viel?«
    Jetzt galt es. »Ich dachte an 100.000 Mark.«
    Für einen Augenblick erwartete Rainer, dass sein Gesprächspartner auflegen würde.
    Dann keuchte Lorsow: »Sie sind verrückt! Warum, in Gottes Namen, sollte ich so viel zahlen?«
    »Ich nahm an, das wüssten Sie.«
    »Durch mein Fahrzeug ist ein Mensch ums Leben gekommen, das stimmt. Aber damit habe ich doch nichts zu tun. 100.000 Mark! Sie sind vollständig übergeschnappt!«
    »Warum streben Sie dann überhaupt eine gütliche Einigung an? Sie könnten doch in aller Ruhe das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen abwarten.«
    »Das könnte ich tun. Aber Sie gießen dann, wie Sie meiner Sekretärin gegenüber schon angedeutet haben, öffentlich Schmutzkübel über mich aus, oder etwa nicht? Ich biete Ihnen, sagen wir…« Lorsow zögerte. »5.000 Mark. Dafür verpflichten sich Ihre Mandanten vertraglich, auf jede weitere Forderung zu verzichten. Alle, auch zukünftige Ansprüche sind damit abgegolten. Und es wird strengstes Stillschweigen vereinbart. Ich wiederhole außerdem: ohne Anerkennung irgendeiner Rechtspflicht. Die Details klären Sie bitte mit meinem Anwalt. Sind Sie einverstanden?«
    »Nein.«
    Lorsow wurde wütend. »5.000. Das ist mein letztes Wort. Ich warne Sie, Herr Esch. Überspannen Sie den Bogen nicht.«
    »Keine Angst.« Hoffte Rainer jedenfalls. »Wissen Sie, was ich mich die ganze Zeit frage?«
    »Nein, woher?«
    »Ich sage es Ihnen. Warum sind Sie bereit, 5.000 zu zahlen, wenn Ihnen doch nur Ihr Fahrzeug gestohlen wurde?«
    Lorsow schwieg erneut einige Sekunden. Dann antwortete er:
    »Herr Esch, mir tut die Familie Leid. Es wurde ein Mann ermordet, der…«
    »Dann geben Sie also zu, dass es Mord war?«
    »Werden Sie nicht unverschämt. Die Polizei hat mir gesagt, dass es sich vermutlich um Mord handelt. Also, was ist?
    Nehmen Sie mein Angebot an?«
    »Nein.«
    »Nein? Und warum nicht?«
    »Es geht mir nicht um Geld. Jedenfalls nicht in erster Linie.«
    »Worum dann, verdammt?«
    »Ich möchte wissen, warum Pawlitsch sterben musste. Und zwar von Ihnen.«
    »Von mir? Sind Sie völlig durchgedreht? Woher soll ich denn…«
    »Ich weiß zwar nicht, ob Sie die Drecksarbeit allein ausgeführt oder jemanden für den Mord bezahlt haben, Sie stecken aber bis zu den Ohren in dieser Sache.«
    Lorsow antwortete kalt: »Ich weiß nicht, ob Ihre Mandanten durch Sie richtig vertreten sind. Ich betrachte unser Gespräch als beendet.«
    »Soll ich Ihnen den Grund nennen, warum Sie Pawlitsch umgebracht haben?«, fragte Esch rasch.
     
    Sein Gesprächspartner antwortete: »Sie sind wirklich nicht ganz richtig im Kopf!«, legte aber nicht auf.
    »Ihr Vater hat in den letzten Monaten des Krieges auf Erin drei Menschen ermordet. Und Pawlitsch ist dahinter gekommen. Deshalb musste er sterben.«
    Lorsow sagte nichts. Der Anwalt hörte sekundenlang nur seinen Atem.
    »Woher…« Lorsow hielt inne. Dann fragte er schneidend:
    »Woher wollen Sie das wissen? Das ist doch völliger Unsinn.«
    »Von einem ehemaligen Zwangsarbeiter. Der hat im Frühjahr
    ‘45 die Tat beobachtet. Und nicht nur mir, sondern auch Pawlitsch davon erzählt. Einer der Toten hieß Abraham Löw.
    Den hat Ihr Vater einige Jahre vorher um seinen Besitz betrogen.«
    »Lüge! Das ist eine infame Lüge.«
    »Ach ja? Ich denke, die Polizei dürfte diese Lüge sehr interessieren. Sie wird sicher Mittel und Wege finden, das Schicksal der

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