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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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hat?«
     
    Schlüter richtete sich auf. »Wenn ich es nicht wäre, würde ich unverzüglich mein Mandat niederlegen, das weißt du.«
    Ihr Selbstbewusstsein schmolz dahin. Doch sie wollte sich beweisen, dass sie gegenüber ihrem Vater bestehen konnte.
    »Natürlich. Das war auch nicht ernst gemeint. Ich wollte damit nur andeuten, dass es möglicherweise – ich sage ganz bewusst: möglicherweise – für Lorsow Gründe geben könnte, Pawlitsch zum Schweigen gebracht zu haben.«
    Ihr Vater war verärgert. »Bist du dir darüber im Klaren, was du da andeutest? Wie kommst du nur zu so einer Vermutung?«
    »Ein befreundeter Jurist hat mich informiert.«
    »Worüber? Und hat dieser Jurist auch einen Namen?« Ihr Vater war gespannte Aufmerksamkeit.
    »Ein Anwalt aus Herne, Rainer Esch.«
    Sie hatte für einen Moment den Eindruck, ihr Vater wollte etwas sagen. Da er aber schwieg, setzte sie fort: »Er vertritt die Familie Pawlitsch als Nebenkläger.«
    »Ach so.«
    »Rainer…«
    Ihr Vater zog die rechte Augenbraue hoch.
    »Ich meine, Herr Esch glaubt zu wissen, dass der Vater von Doktor Lorsow in den letzten Kriegswochen drei Menschen ermordet hat. Pawlitsch habe dies von einem Zeugen erfahren, einem ehemaligen Zwangsarbeiter. Der wiederum hat auch Anwalt Esch informiert.«
    Schlüter spielte mit seiner Lesebrille und sah seine Tochter prüfend an. »Dein Anwalt hat vermutlich Recht!«
    »Was?«
    »Es stimmt. Johann Lorsow hatte Dreck am Stecken.«
    »Das müssen wir doch der Polizei…«
    »Langsam.« Schlüter legte die Brille auf die Schreibtischplatte. »Johann Lorsow hat wahrscheinlich drei Menschen umgebracht, nicht sein Sohn. Der alte Lorsow ist tot. Aus und vorbei.«
    »Und Pawlitsch?«
    »Ist mit Lorsows gestohlenem Wagen überfahren worden.
    Daraus kannst du doch keinen Zusammenhang mit einer Tat konstruieren, die über fünfzig Jahre zurückliegt. Vielleicht ist es kein Zufall, dass diese alte Geschichte gerade jetzt wieder ausgegraben wird.«
    »Wie meinst du das?«
    »LoBauTech braucht, um neue Märkte zu erschließen, dringend Kapital.« Schlüter stützte sein Kinn auf seine rechte Hand und sah seine Tochter an. »Jemand will Lorsow oder LoBauTech schaden. Dieser Jemand konstruiert einen Zusammenhang zwischen den toten Zwangsarbeitern und Pawlitsch. Dann legt er diesen Köder aus. Ein junger, engagierter Anwalt schnappt zu und zappelt, ohne es zu wissen, am Haken einer geschickt geplanten Verleumdung.
    Eigentlich ist es noch nicht einmal eine Verleumdung, sondern es wird lediglich der Eindruck erweckt, Lorsow könnte etwas mit dem Tod des Rentners zu tun haben. Schließlich gibt der Anwalt der Polizei einen Hinweis, etwas sickert an die Presse durch, die schreibende Zunft setzt die Luftpumpe an, veröffentlicht die Story, mit der gebotenen Vorsicht und rechtlich unangreifbar, versteht sich, und der Inhaber von LoBauTech sieht sich öffentlichen Mordvorwürfen ausgesetzt.
    Das Patent des neuen Antriebskonzeptes wurde von Lorsow entwickelt, die Realisierung steht und fällt mit seiner Person.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Bank Kredite bewilligt, wenn auch nur die entfernte Möglichkeit besteht, dass der Kreditnehmer wegen Mordes angeklagt wird. Die Bank wird mit ihrer Kreditzusage warten, bis alle Vorwürfe aus der Welt sind. Leider hat LoBauTech nicht so viel Zeit. Die Konkurrenz der Firma arbeitet an ähnlichen Konzepten. Auf diesem Markt gilt: Wer als Zweiter liefert, liefert als Letzter. Selbst wenn sich Monate später Lorsows Unschuld herausstellen würde: Keinem der Akteure kann ein Vorwurf gemacht werden. Esch hat lediglich sein Wissen der Polizei mitgeteilt, die Beamten sind dieser neuen Spur pflichtgemäß nachgegangen und die Presse ist ihrer Sorgfaltspflicht ebenfalls nachgekommen und hat über die Ermittlungen der Polizei berichtet. Alles ganz legal und mit ehrenhaften Motiven. Das wäre aber für LoBauTech zu spät.«
    »Aber der Mord an Pawlitsch?« Elke Schlüters Stimme zitterte leicht.
    »Bis gestern hattest du nicht den geringsten Zweifel daran, dass Lorsow mit dem tragischen Tod dieses Mannes nichts zu tun hat. Möglicherweise hat der Dieb des Wagens aus Angst vor Entdeckung den Rentner nach dem Unfall ermordet.
    Vielleicht war es aber auch kein Mord, sondern Unfall mit Fahrerflucht. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Gerichtsmediziner irrt. Oder der Denunziant hat Pawlitsch selbst umgebracht. Das wäre sogar noch perfider: zu versuchen, Lorsow durch die Verwendung des

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