Zweyer, Jan - Rainer
waren verwischte Fingerabdrücke. Sie stammten von Wübber. Der hat das damit erklärt, dass er das Gewehr am Vortag vom Fahrzeug in das Haus getragen habe und die Waffe ihm dabei in den Schmutz gefallen sei. Er habe sie lediglich provisorisch mit einem Lappen gereinigt.
Stegender wollte die Flinte am nächsten Tag angeblich zerlegen und gründlich säubern. Sibylle Stegender hat diese Aussage bestätigt. Misstrauisch wurden die Kollegen der Schweizer Polizei deshalb, weil Zeugen gesehen haben wollten, dass es zwischen Sibylle Stegender und Hans Wübber am Abend vor dem Unglück bei einem Restaurantbesuch zum Austausch von Zärtlichkeiten gekommen war. Peter Stegender sei erst später in der Gaststätte erschienen. Kurz darauf habe es einen heftigen Streit zwischen den dreien gegeben. Ein Jahr später trugen die Haupterbinnen Sibylle Stegender und ihre Tochter Marlies den Namen Wübber. Und der war damit Alleininhaber der Firma. Aber, wie gesagt, die Ermittlungen verliefen im Sand.«
»So was kommt vor.«
»Das ist aber noch nicht alles: 1975 gab es schon einmal ein Ermittlungsverfahren gegen Wübber. Wegen versuchter Vergewaltigung. Eine 15-jährige Auszubildende hatte ihren Chef beschuldigt, dass er ihr unter den Rock gefasst habe.
Später hat sie ihre Behauptung zurückgezogen. Es gab damals Gerüchte, dass ihr der Aussageverzicht mit einem größeren Geldbetrag erleichtert worden sei.«
»Das Verfahren wurde eingestellt?«
Dieter Buhlen nickte. »Klar.«
»Geld regiert die Welt. Womit wir beim Thema wären: Weißt du Näheres über die Millionenerbschaft?«
»Nein.«
»Ich finde, es ist an der Zeit, Wübber danach zu fragen.«
»Einverstanden.«
Müller kratzte sich am Kopf. »Haben wir schon eine Antwort wegen Wübbers Waffe?«
»Ich habe vor einer Stunde nachgehakt. Das Gespräch war nicht sehr ergiebig. Die Kollegin in Bremen hat mich daran erinnert, dass wir morgen Silvester haben. Da der Jahreswechsel unmittelbar bevorstünde, seien die Dienststellen nur mit Notbelegschaft besetzt. Und so eine Routineabfrage hätte ja schließlich Zeit bis übermorgen.«
»Wem sagt sie das«, stöhnte Müller. »Und was ist mit Schwiebus?«
»Wir haben nicht nur die Aussage Steiners, sondern jetzt auch die schriftliche Bestätigung, dass Eschs Informationen über die früheren Komplizen Steiner und Schwiebus stimmen.«
»Haben wir Anhaltspunkte dafür, dass sich Wübber und Schwiebus von früher kannten?«
»Keine.«
Altehuus schob seine massige Gestalt durch die Tür. »Moin.
Hein bestätigt, Steiner getroffen zu haben.«
»Wer?«, fragten die beiden anderen wie aus einem Mund.
»Hein Elbers. Von der Billstraße. Ich habe ihn eben zufällig auf der Straße getroffen und gefragt. Er hat sich mit Schwiebus vor seinem Haus etwa eine halbe Stunde unterhalten. Bis gegen halb eins. Und vorher war Steiner in der Speisekammer.
Der Kassierer hat mir das bestätigt.«
»Aha. Wie lange benötigt man mit dem Rad von Steiners Kneipe bis zu dem Haus, in dem Schwiebus gefunden wurde?«, erkundigte sich Buhlen.
»Hängt vom Wind ab. Fünfzehn, zwanzig Minuten vielleicht.«
»Steiner hat ausgesagt, dass er bis zum Anruf Wübbers in seiner Gaststätte war. Das Gespräch war gegen zehn, wenn man Wübber glauben darf. Um halb eins traf Steiner diesen Elbers. Geben wir ihm eine halbe Stunde für den Weg. Bleiben noch zwei Stunden. In dieser Zeit hat er das bestellte Fleisch im Supermarkt abgeholt. Das dauert…«
»… eine halbe Stunde. Höchstens«, warf Müller ein.
»Dann hätte er noch neunzig Minuten Zeit gehabt, um zur Ferienwohnung von Schwiebus zu fahren und um halb eins Hein Elbers zu treffen. Geht das?«, fragte er Altehuus.
»Problemlos.«
»Ein hieb-und stichfestes Alibi würde ich das somit nicht gerade nennen«, bemerkte Buhlen. »Wir müssen uns darum kümmern. Vielleicht hat jemand Steiner in der Nähe des Tatortes gesehen?«
»Ich erledige das.« Altehuus gähnte herzhaft. »Aber erst morgen. Ist schon spät«, sagte er nach einem Blick auf seine Uhr.
»Wir sollten dafür sorgen, dass weder Wübber noch Steiner die Insel verlassen können«, meinte Müller.
»Wir haben Packeis. Und Nebel«, erinnerte Altehuus.
»Trotzdem. Informieren Sie bitte den Flugplatz. Sie sollen sich sofort mit uns in Verbindung setzen, falls einer der beiden auf dumme Gedanken kommt.«
»Was ist eigentlich mit Wübbers Handkarren?«, erkundigte sich Buhlen.
»Vom Erdboden verschluckt. Wir wissen noch nicht
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