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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Hölle«, grölten die Kneipenbesucher den Refrain des Liedes.
    Der Kommissar wollte sich wieder der Brünetten zuwenden, als vor ihm zwei Gäste zur Seite traten und so ein Spalt frei wurde. Müller drückte von hinten, jemand schob von rechts, ein anderer zerrte an seiner linken Seite und plötzlich stand Dieter Buhlen vor der Theke und sein Kollege neben ihm.
    »Das ist hier ja die…«
    »Hölle, Hölle, Hölle«, sekundierten feuchtfröhlich die anderen Gäste.
    »Ja?« Einer von der Thekencrew sah sie interessiert an.
    »Zwei Bier«, schrie Buhlen. Und da er sich nicht sicher war, ob er verstanden worden war, hielt er zwei Finger hoch und zeigte gleichzeitig mit der anderen Hand auf eines der Gläser auf der Theke.
    Die Bedienung nickte. Unmittelbar darauf servierte der Mann ihre Getränke. Der Kommissar schob ein Glas weiter zu seinem Kollegen und winkte den Kellner näher zu sich heran.
    »Ich möchte Sven sprechen. Ist der da?«
    »Einen Moment.«
    Günter Müller versuchte erst gar nicht, dem Dialog zu folgen, und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit auf die Blondine neben ihm.
    Sven tauchte wenig später aus dem Raum hinter der Theke auf. »Bitte?«, fragte er, drehte seinen Kopf zur Seite und wandte Buhlen sein Ohr zu, um ihn besser verstehen zu können.
    »Sie wissen, wer wir sind?«
    Sven nickte.
    »Können Sie sich an die Anrufe erinnern, die zwischen dem 15. und 19. Dezember bei Ihnen eingingen?«
    Sven schaute den Kommissar mit einem Blick an, der Buhlen zunächst vermuten ließ, nicht verstanden worden zu sein.
    Er wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Sven antwortete: »Hier rufen jeden Abend Dutzende von Leuten an.
    Sehen Sie sich doch um. Wir arbeiten von zehn bis eins mit mindestens vier Mann. Da geht der ans Telefon, der gerade eine Hand frei hat. Völlig ausgeschlossen, sich an alle Anrufer zu erinnern.«
    »Es war eine Anruferin.« Buhlen gab noch nicht auf.
    Sven schüttelte energisch den Kopf. »Bei dem Lärm hier…
    Wir verstehen ja kaum unser eigenes Wort… Vergessen Sie’s.«
    Der Kommissar resignierte. Bei diesem Geräuschpegel war an eine vernünftige Vernehmung nicht zu denken. Müller hatte Recht gehabt. Sie hätten ins Bett gehen sollen. Frustriert sah er sich um. Sein Kollege hatte sein Gesicht im Haar einer blonden Schönheit vergraben und war anscheinend sehr intensiv in ein Gespräch vertieft. Zwei Kellner balancierten Getränketabletts hoch über den Köpfen durch die Reihen der Gäste. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich zur Seite.
    Die Brünette strahlte ihn an. »Hi«, hickste sie, »haben wir uns nicht schon einmal gesehen?«
    Buhlen wandte sich ihr zu und versuchte ein charmantes Lächeln. Warum eigentlich nicht, dachte er.
    »Hölle, Hölle, Hölle!«, jubelte die Menge.
     
    28
    Enno Altehuus betrat am Silvestermorgen gegen sieben Uhr den Wachraum und wunderte sich etwas, dass seine Kollegen von der Kriminalpolizei noch nicht im Dienst waren. Er setzte Wasser auf und bereitete einen Tee zu, den er mit viel Kandiszucker und noch mehr Milch zu genießen dachte.
    Während der Tee zog, rief er beim Flugplatz an und schärfte dem Leiter ein, in den nächsten Tagen keine Maschine ohne Rücksprache mit der Polizei starten zu lassen. Dann widmete er sich ausgiebig dem Studium der Ostfriesischen Nachrichten.
    Der Polizist rührte gerade in seiner dritten Tasse, als das Telefon schellte. »Moin«, meldete er sich.
    »Moin. Hier ist Karl.«
    Karl Beckeder war schon seit zwei Jahrzehnten Hafenmeister auf Juist und gehörte zu Altehuus’ engerem Bekanntenkreis.
    »Ja?«
    »Wir haben in einem der Müllcontainer einen Fund gemacht, den du dir ansehen solltest.«
    »Was denn?« Altehuus’ Neugier hielt sich so früh am Morgen in Grenzen.
    »Blutige Kleidungsstücke!«
    Dem Polizisten fiel der Teelöffel aus der Hand. »Ihr habt…?
    Fasst nichts an. Ich bin gleich da.«
    Der Juister versuchte vergeblich, die beiden Kriminalpolizisten zu erreichen. Keiner ging ans Telefon.
    Auch an der Rezeption des Hotels hatte die zwei noch niemand gesehen. Deshalb hinterließ Altehuus eine kurze Nachricht und schwang sich auf sein Rad, um zum Hafen zu fahren.
     
    Auf Juist gab es keine Müllhalden und erst recht keine Müllverbrennungsanlagen. Deshalb wurden die Abfälle in diversen Tonnen und Säcken sorgfältig sortiert und gesammelt, um dann auf das Festland transportiert zu werden.
    Die Müllcontainer standen im hinteren Teil des Hafens, nicht

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