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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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einsehbar vom Anlegebereich der Passagierfähren.
    Als Altehuus näher kam, erkannte er seinen Freund Karl, einige Hafenarbeiter und einen aufgeregt gestikulierenden, hageren Mann von etwa fünfzig Jahren. Die Männer standen im Halbkreis um einen großen, halb geöffneten Karton. Der hatte, dem Aufdruck nach zu urteilen, früher einmal Südfrüchte enthalten. Auf dem Asphalt lagen verstreut einige alte Zeitungen und Illustrierte.
    Der Polizist lehnte sein Dienstrad an einen der Container.
    »Wo sind die Kleidungsstücke?«
    Karl Beckeder zeigte auf den Pappkarton. »Da.«
    Altehuus streifte sich Plastikhandschuhe über und klappte vorsichtig die Deckelhälften auseinander. Sein Blick fiel auf einen groben, blutverschmierten Wollpullover. Er hob das Teil etwas an. Darunter lag eine ebenfalls blutige Bluejeans, und die Spitze eines Turnschuhes war zu sehen. Der Polizist trat von dem Karton zurück.
    »Besorgt bitte Absperrband«, wandte er sich an seinen Freund. »Hier darf keiner mehr dran.«
    Beckeder gab einem der Arbeiter die entsprechende Anweisung.
    »Wie habt ihr die Sachen gefunden?«, wollte Altehuus wissen.
    »Das war ich.« Der Hagere drängte sich aufgeregt an seine Seite. »Ich habe meine Euroschecks gesucht.«
    Verblüfft fragte der Juister: »Was haben Sie gesucht?«
    »Meine Euroschecks.«
     
    Altehuus zog die Handschuhe aus und griff zum Notizblock.
    Diese Touristen! »Jetzt in aller Ruhe. Wie heißen Sie?«
    Paul Soller stammte aus Düsseldorf und verbrachte mit seiner Frau wie jedes Jahr seinen Winterurlaub auf der Insel. Soller vergaß regelmäßig die Geheimnummer seiner Euroscheckkarte und hatte es sich deshalb zur Angewohnheit gemacht, mit einem Bündel Schecks in den Urlaub zu fahren. Gestern Nachmittag nun hatte er Geld abgehoben und die Hülle mit den restlichen Schecks in ihrer Ferienwohnung auf den Wohnzimmertisch gelegt und zunächst dort vergessen. Seine Frau oder er musste später die Tageszeitung auf die Schecks gelegt und dann alles zusammen mit dem anderen Altpapier in dem vom Vermieter bereitgestellten Karton neben dem Fahrradschuppen entsorgt haben. Am nächsten Morgen waren Schecks und Altpapierkarton unauffindbar. Letzterer befand sich schon in der Altpapiersammlung, wie der Vermieter seinen verstörten Gästen erläutert hatte. So war Paul Soller noch im Dunklen, mit einer Taschenlampe bewaffnet, zum Hafen geeilt, war in einen der Container geklettert und hatte sich auf der Suche nach seinen Schecks durch Berge von Altpapier gewühlt. Dabei war er auf die Kleidungsstücke gestoßen. Da er aufmerksam die Zeitungsberichte über die beiden Morde verfolgt hatte, vermutete er einen Zusammenhang und hatte sofort den Hafenmeister verständigt.
    Die Schecks allerdings waren verschwunden geblieben.
    Altehuus versuchte noch einmal erfolglos, seine Kollegen zu erreichen, und informierte dann die Kripo in Aurich. Das mit der Spurensicherung würde aber dauern, meinte der zuständige Beamte auf dem Festland. Da sich der Nebel immer noch nicht verzogen habe, müsse wieder auf den Helgoländer Hubschrauber zurückgegriffen werden. Ob Altehuus für die nächsten drei Stunden sicherstellen könne, dass dem Fundort niemand zu nahe komme?
     
    Der Juister Beamte schnaubte vor Wut. Hielten die ihn eigentlich für einen Trottel, nur weil er auf einer Insel Dienst tat?
    Karl Beckeder versicherte ihm, dass seine Leute und er mit Argusaugen über den Container wachen würden. Altehuus bestellte den immer noch völlig aufgelösten Paul Soller zur Protokollunterzeichnung für den späten Vormittag in sein Büro und machte sich auf den Rückweg.
    Kurz hinter dem Deich kam ihm Dieter Buhlen entgegen. Der Kripomann sah aus, als habe er die Nacht zum Tage gemacht.
    »Ich habe Ihre Nachricht bekommen«, sagte Buhlen mit belegter Stimme. »Was ist los?«
    Altehuus informierte ihn. »Vor Mittag wird die Spurensicherung nicht hier sein«, schloss er seinen Bericht.
    »Mist«, kommentierte sein Kollege die Verzögerung.
    »Ich habe heute Morgen versucht, Sie telefonisch zu erreichen, aber…«
    Buhlen winkte ab. »Fragen Sie nicht. Wir waren gestern noch in der Spelunke. Mit dem Handy von Marlies Wübber wurde dort mehrmals angerufen. Wir wollten mit den Beschäftigten reden, aber bei dem Lärm… Die reinste Hölle.«
    »Kann ich mir denken.« Altehuus sah seinen Kollegen prüfend an. »Und dann sind Sie versackt«, stellte er fest.
    »Habe ich Recht?«
    »Ich bin in einem Zimmer des Westfalenhofs

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