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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Kollege«, versuchte Brischinsky den Redeschwall zu bremsen, »haben Sie eigentlich der Firma EXIMCO schon einen Besuch abgestattet?«
    »Natürlich. Kurz nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen aufgenommen hatte. Das war so Anfang 1994, ja im Februar, glaube ich. Ich weiß das deshalb noch so genau, weil mein ältester Sohn im Februar Geburtstag hat und ich wollte ihm unbedingt noch ein Geschenk…«
    »Herr Edding, ist dabei was rausgekommen?«
    »Nee, eigentlich nicht. Wir haben zwar Verdachtsmomente gehabt, konnten aber keine Beweise finden. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft ja auch bis heute noch keine Anklage erhoben, sondern ermittelt immer noch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja, ich verstehe sehr gut, wirklich, ich verstehe Sie ganz eindeutig«, erwiderte Brischinsky etwas ungehalten. Langsam ging ihm der Kerl auf den Wecker.
    »Sehen Sie, Herr Brischinsky, da sind wir schon. Ein kleine Unterhaltung lässt einen doch immer wieder die Zeit vergessen, was?«
     
    Brischinsky verdrehte die Augen und sah aus dem Fenster.
    Der Fahrzeugkonvoi bog in eine kleine Einbahnstraße ein, die rechts und links völlig mit Autos zugeparkt war, so dass der Konvoi in zweiter Reihe stehen bleiben musste.
    Die Polizisten stiegen aus. Brischinsky und Edding warteten vor dem Hauseingang, während die anderen Ermittler zahlreiche Alukoffer aus dem VW-Bus schleppten und im Hausflur abstellten.
    »Kommen Sie.« Edding begann, die Treppe hochzugehen.
    Der Flur roch leicht muffig, so wie in vielen alten Häusern.
    Der Eingangsbereich wurde gerade renoviert. Elektrokabel hingen in Bündeln aus den Wänden. Die Holztreppe mit den ausgetretenen Stufen knarrte.
    »Scheint ja mächtig voran zu gehen mit der Rekonstruktion des Hauses«, meinte Edding.
    »Dürfte für die Bewohner ‘ne Erleichterung sein, wenn die fertig sind. Macht ja auch ‘ne Menge Lärm«, bemerkte sein Kollege aus Recklinghausen.
    »Ob die wirklich so erleichtert sind, weiß ich nicht genau.
    Das kostet ja ‘ne Kleinigkeit.«
    »Was wurden denn hier früher für Mieten gezahlt?«, fragte Brischinsky.
    »Zu DDR-Zeiten? Och, so um die dreißig, vierzig Mark.
    Vielleicht waren die Wohnungen hier etwas teurer.«
    »Und heute, nach der Sanierung?«
    »In der Lage? Knapp tausend. Kalt.«
    Sie erreichten die Wohnungstür von Grohlers im ersten Stock links. Edding löste das Siegel mit dem Pleitegeier und öffnete mit dem mitgebrachten Schlüssel die Tür.
    »So, da wären wir.«
    Sie betraten die Wohnung. Abgestandene Luft schlug ihnen entgegen.
     
    »Macht mal einer von euch ein Fenster auf?«, rief Edding seinen Kollegen zu, die im Wohnungsflur damit begannen, Alukoffer aufzustapeln.
    Brischinsky sah sich in der Wohnung um. Die Räume waren sehr hoch und recht geräumig. In einem Zimmer stand links ein großer Kachelofen, der bis zur Decke reichte. Zwei Räume waren durch eine breite, zweiflügelige Tür mit Glasfenstern verbunden. Hier befanden sich der Wohnraum und das Arbeitszimmer. Grohlers musste sehr belesen gewesen sein.
    Regale, die bis zur Decke reichten, waren mit Büchern gefüllt.
    Brischinsky griff wahllos zu und zog ein Buch aus der Reihe, das ziemlich verstaubt war. Goethes Werke, Band fünf. Er stellte den Altmeister deutscher Sprache zurück ins Regal und beobachtete seine Berliner Kollegen, die mit einem Messgerät und einem daran angeschlossenen Empfänger, der wie ein Mikrofon aussah, systematisch das Zimmer untersuchten.
    »Was wird denn das, wenn’s fertig ist?«, fragte Brischinsky Edding interessiert.
    »Elektrischer Impulsmesser. Die suchen nach Minisendern.
    Wanzen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Wanzen?«
    »Ja, das sind die kleinen…«
    »Ich weiß, was Wanzen sind, Herr Kollege«, stoppte Brischinsky barsch Eddings Ausführungen. »Aber warum sollten hier Wanzen sein?«
    »Wenn Grohlers ermordet wurde, weil er sein Wissen über die Transfergeschäfte der Firma EXIMCO dem BKA verkaufen wollte und einer Stasiseilschaft angehörte, dann können Sie sicher sein, dass ihn seine alten Genossen auch überwacht haben. Das haben die immer so gemacht, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kümmert sich mal einer von euch um das Regal hier?« Edding zeigte auf das Bücherregal, vor dem Brischinsky und er standen.
     
    Einer der Beamten räumte von einem Regalboden die Bücherreihe und stapelte sie auf dem Boden. Dann schnappte er sich aus einem Koffer eine Art Stethoskop, so wie es Ärzte zum Abhören verwenden, und einen

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