Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Eheleute Kaufmann, bedankte sich und fuhr zurück nach Herne, um bei Cengiz Kaya nach dem Verbleib von Rainer Esch zu fahnden. Auf dem Weg dorthin setzte er sich mit seiner Dienststelle in Verbindung und gab die Phantombilder zur Veröffentlichung und die beiden Unbekannten zur Fahndung frei.
Sofort nachdem Baumann bei Kaya in der Mont-Cenis-Straße in Herne geschellt hatte, summte der Türöffner. Baumann betrat das Gebäude und suchte mit den Augen die Türschilder ab. Im ersten Stock wurde er fündig. Kayas Wohnungstür war nur angelehnt.
Baumann klopfte.
»Herein, die Tür ist offen.«
Baumann betrat die Wohnung. Kaya kam ihm entgegen und grüßte: »Guten Tag?«
»Tag. Mein Name ist Baumann, Kripo Recklinghausen. Ich glaube, wir kennen uns, oder?«
»Ja, sicher. Was kann ich für Sie tun?«
»Sehen Sie, Ihr Freund Rainer Esch ist da in eine Sache verwickelt, zu der wir noch einige Fragen an ihn hätten. Leider ist er nicht zu erreichen. Können Sie uns da weiterhelfen? Sie sind doch befreundet?«
Kaya dachte fieberhaft nach. Rainer hatte Stefanie und ihn zwar nicht ausdrücklich zur Verschwiegenheit verpflichtet, ging aber bestimmt davon aus, dass sie nicht quatschen würden. Andererseits verkörperte Baumann die Staatsgewalt und als frisch gebackener Deutscher verspürte Kaya so etwas wie Loyalität zu diesem Staat. Bedauerlicherweise war er sich aber nicht sicher, ob sein Freund Rainer ebenso denken würde.
Cengiz war unsicher und hoffte, dass man ihm das nicht anmerken würde. Nach kurzem Nachdenken stand sein Entschluss fest. Seine Loyalität zu Rainer war stärker als zu diesem Staat, eindeutig.
»Ja, wir sind befreundet. Aber er ist im Urlaub. Kommt heute wieder, glaube ich.«
»Hmm, Herr Kaya, Herr Esch ist vorgestern zurückgekommen. Das haben Sie nicht gewusst?«
»Vorgestern schon? Da muss ich mich vertan haben.«
»Das haben Sie. Zufällig mit ihm telefoniert haben Sie nicht?«
»Nee, hab ich nicht.«
Baumann sah sein Gegenüber scharf an. Kaya wich dem prüfenden Blick aus.
Der Kommissar glaubte ihm kein Wort. »Herr Kaya, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Herrn Esch einen Gefallen damit tun, wenn Sie mir nicht sagen, wo ich ihn finden kann.«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nicht weiß, wo Rainer ist. Was soll das Ganze hier überhaupt?«
Baumann registrierte, dass die Empörung nur gespielt war.
Die Stimme seines Gesprächspartners zitterte nicht vor Ungeduld oder Wut, sondern Kaya fühlte sich sichtlich unwohl. »Herr Kaya, glauben Sie mir. Es ist besser für Esch, wenn Sie uns helfen.«
»Ich weiß nichts.« Das war der blanke Trotz.
Baumann wusste, wann er besser aufhörte. »Gut. Denken Sie noch einmal über unser Gespräch nach. Wenn Ihnen etwas einfällt«, er gab ihm seine Karte, »rufen Sie mich bitte an.«
Baumann verließ die Wohnung und beschloss, dem Taxiunternehmen Krawiecke einen Besuch abzustatten.
Eine nette, für seinen Geschmack etwas zu pummelige Brünette zeigte ihm den Weg zum Büro des Inhabers. Hans Krawiecke saß über Unterlagen gebeugt an seinem Schreibtisch. Baumann stellte sich vor und fragte den Herrn über fünfzehn Funktaxis, ob ihm der Aufenthaltsort von Rainer Esch bekannt sei.
»Esch? Der hat doch Urlaub. Noch die ganze Woche. Fängt Montag wieder an. Hoffentlich. Warum wollen Sie das wissen?
Sie sind schon der Zweite heute, der mir meine Zeit stiehlt.«
»Der Zweite? Wie meinen Sie das?«
»Wie meinen Sie das? Wie meinen Sie das? Wie soll ich das schon meinen? So wie ich es gesagt habe. Und nun lassen Sie mich in Ruhe, ich hab zu tun.« Krawiecke widmete seine Aufmerksamkeit demonstrativ seinen Unterlagen.
Baumann, der mangels Angebot eines Sitzplatzes immer noch vor dem Schreibtisch stand, stützte sich mit beiden Händen auf die vordere Schreibtischkante und beugte sich mit seinem Oberkörper langsam zu Krawiecke hinunter, bis sein Kopf nur noch wenige Zentimeter von Krawieckes Sturschädel entfernt war. Der Taxiunternehmer sah hoch.
»Jetzt hören Sie mir mal ganz genau zu, Herr Krawiecke. Das sage ich nur einmal: Sollten Sie nicht sofort meine Fragen beantworten, spazieren Sie mit mir ins Präsidium. Da ziehe ich Sie für den Rest des Tages aus dem Verkehr. Und spätestens morgen früh schauen sich Steuerfahndung und Arbeitsamt Ihren Laden genauer an. Sie wären der erste Taxiunternehmer, der keine Schwarzarbeiter beschäftigt.« Baumann richtete sich wieder auf. Brischinskys Show vor Staller und seine eigene
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