Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
Vom Netzwerk:
deutscher Geschichte stammen können. Im Erdgeschoss befand sich ein Empfang, der gemeinsam von allen Mietern des Gebäudes genutzt wurde.
    »Sie wünschen, bitte?«, fragte der uniformierte Pförtner, als Esch die Empfangshalle betrat. Rainer sah sich um. An einer Wand der Halle war eine stilisierte Weltkarte angebracht, in der Ecke stand eine Sitzgruppe, auf der unverkennbar noch die Gefolgsleute von Walter Ulbricht gesessen und den Export der Weltrevolution und anderer Güter vorbereitet hatten…
    »Zur Firma EXIMCO bitte.« Er zögerte. »Geschäftsführung.
    Herrn Grohlers.«
    »Herr Grohlers ist doch…« der Pförtner biss sich auf die Lippen. »Fünfte Etage. Zimmer 533.«
    »Danke. Haben Sie einen Fahrstuhl?«
    »Ja, im Prinzip schon. Der wird aber im Moment gewartet und ist leider außer Betrieb.«
    Esch atmete tief durch.
    Zimmer 533 lag ganz am Ende des Flures.
    Geschäftsführung EXIMCO, Grohlers, las er. Und darunter: Sekretariat Fr. Hankel. Zumindest haben sie Grohlers noch nicht von den Schildern getilgt, dachte Esch, klopfte an die Tür und trat ein.
    »Ja, bitte?«
     
    Rainer sah in die fragenden Augen einer schlanken jungen Frau mit einem dunkelbraunen Kurzhaarschnitt.
    »Guten Tag, mein Name ist…« Er zögerte einen Moment.
    »Müller.«
    Nicht sehr originell, fiel ihm sofort auf.
    »Womit kann ich Ihnen helfen, Herr Müller?«
    »Ich möchte zu Herrn Grohlers.« Improvisation war alles.
    »Ja, wissen Sie das denn nicht? Herr Grohlers ist nicht mehr bei uns beschäftigt. Er ist plötzlich verstorben.«
    »Oh, das tut mir Leid. Hat er denn einen Vertreter?«
    »Um was geht es denn, Herr Müller?«
    »Ich bin Journalist. Das würde ich ihm gerne selbst sagen.«
    »Bedaure, Herr Müller. Sie müssen mir schon etwas genauer mitteilen, was wir für Sie tun können. Unsere Herren sind sehr beschäftigt. Das verstehen Sie doch sicher?«, lächelte ihn die Sekretärin freundlich, aber bestimmt an.
    Esch ließ seinen Charme spielen. »Frau Hankel, natürlich ist mir klar, dass Sie Ihre Geschäftsführung abschirmen müssen.
    Ist ja schließlich Ihr Job, oder?« Er strahlte sie an. »Aber verstehen Sie, ich bin freiberuflicher Journalist und mache eine Recherche über…« Er dachte fieberhaft nach. »… über internationale Warenströme.« Kaum hatte er das ausgesprochen wurde ihm klar, was für einen Schwachsinn er da von sich gegeben hatte.
    Frau Hankel sah ihn prüfend an. »Über was?«
    »Na ja, nicht genau über Warenströme, eher über die Märkte, die exportorientierte Handelsunternehmen wie das Ihre beliefern.« Das war auch nicht viel besser.
    »Aha. Und deshalb möchten Sie mit Herrn Rallinski sprechen?«
    »Herr Rallinski?« Jetzt war es an ihm nachzufragen.
    »Unser stellvertretender Geschäftsführer. Er vertritt Herrn Grohlers bis auf weiteres.«
     
    »Ach so. Ja, wenn’s geht. Ich würde ihn gerne fragen, womit sich die Firma EXIMCO so im Detail beschäftigt.«
    »Aha. Und Sie erhoffen sich Informationen für Ihren Artikel?«
    »Ja, genau.«
    »Wen interessiert denn eigentlich so was Langweiliges wie der Import und Export?«
    »Och, da gibt es Fachzeitschriften, wissen Sie.«
    »Aha.« Frau Hankel stand auf, umkurvte ihren Schreibtisch und öffnete die Bürotür.
    »Ich befürchte, Herr Müller, dass wir Ihnen da nicht weiterhelfen können. Wenden Sie sich doch bitte an den Wirtschaftssenator hier in Berlin. Der ist für«, sie machte eine kleine Kunstpause und fuhr dann mit leicht spöttischem Unterton fort, »internationale Warenströme zuständig. Die dortige Pressestelle wird Ihnen die gewünschten Auskünfte bestimmt erteilen.«
    Sie schob Rainer sanft durch die Tür Richtung Flur und sagte dann leise: »Wir sollten uns nach Feierabend treffen. Gegen fünf im Kranzler am Kudamm. Sie sollten kommen, Herr Esch.«
    Bevor er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, bugsierte sie ihn vollständig aus dem Zimmer, schloss die Bürotür und ließ einen völlig perplexen und konsternierten Rainer Esch im Flur stehen.
     
    26
    Kommissar Baumann öffnete die Tür zu seinem Büro und erstarrte. Nach einigen Momenten hatte sich seine Überraschung gelegt: »Was machen Sie denn da?«, bellte er den Mann an, der über seinem Schreibtisch gebeugt in Aktenbergen wühlte.
    Der Angesprochene wirbelte herum. »Ach, ja, guten Morgen, Herr Baumann.«
    Baumann sah Hauptkommissar Staller vom BKA misstrauisch an. »Morgen, Herr Staller. Sagen Sie, suchen Sie was Bestimmtes?« Er ging an Staller vorbei

Weitere Kostenlose Bücher