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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Vernehmung fand in ihrem Sekretariat stand. Sie hatten sich gerade gesetzt, als die Tür zu Elkes Büro aufging und zwei Sanitäter Mühlenkamp auf einer Trage heraustrugen.
    Ein Notarzt hielt einen Beutel mit einer Infusionsflüssigkeit hoch.
    »Er wird durchkommen«, sagte der Uniformierte, weil er die Betroffenheit in den Augen der drei Kanzleiangehörigen bemerkte. »Vermutlich war es ein Unfall. Falls es doch ein Selbstmordversuch gewesen sein sollte, hat er sich ziemlich dämlich angestellt. Ein glatter Lungendurchschuss. Rechter Flügel. Das Herz sitzt knapp zwanzig Zentimeter weiter links.
    Vielleicht fehlen ihm aber auch die anatomischen Kenntnisse.«
    Der Beamte grinste, wurde dann wieder ernst und musterte Rainer. »Was ist denn mit Ihnen? Sie sind ja ganz bleich.«
    Rainer registrierte plötzlich ein Pochen zwischen seinen rechten Rippen. Er schob sein Sakko zur Seite und musterte interessiert und ziemlich verwundert den roten Fleck, der sich auf seinem hellblauen Hemd ausgebreitet hatte. Sein Magen rebellierte.
    Elke schrie auf.
    Der Anwalt erhob sich langsam. »Macht euch keine Sorgen«, sagte er. »Mir geht es blendend.« Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
     
    62
    Peter Schmidt war sich seiner Sache völlig sicher. Hendrikson würde, sofern ihn die Polizei nicht bereits festgenommen hatte, irgendwann hier auftauchen. Das Postfach war sein konspirativer Zugang zur Welt. Hier gingen die schriftlichen Informationen ein, die er brauchte, um FürLeben und seine anderen Aktivitäten zu steuern und zu koordinieren.
    Vor einigen Jahren hatte ihm Hendrikson die Existenz dieser diskreten Adresse mitgeteilt, um den Transport von Dokumenten zu beschleunigen. Außer Schmidt kannte niemand dieses Fach, das glaubte er jedenfalls. Als die Polizei ihn verhörte, hatte Schmidt das Postfach nicht erwähnt – aus einem einfachen Grund: Er hatte schlicht nicht daran gedacht.
    Erst als er später dazu kam, seine Gedanken zu ordnen, und den Plan fasste, Hendrikson umzubringen, erinnerte er sich wieder an das Postamt in Herne.
    Schmidt hoffte inständig, dass er seinen Feind nicht bereits verpasst hatte. Schließlich war es bereits Mittag, als er den BMW auf der Bebelstraße einparkte.
    Er stellte den Wagen mit der Schnauze zur Straße in die Parkbucht. So konnte er einerseits den Haupteingang der Herner Post gut im Auge behalten, andererseits war er in der Lage, den Wagen schnell zurück auf den Fahrweg zu steuern.
    Schmidt griff zur Mineralwasserflasche, die er halb austrank.
    Die Sig Sauer hatte er in dem Plastikbeutel verstaut, in dem er die Wasserflaschen vom Kiosk zum Audi transportiert hatte.
    Zunächst hatte er erwogen, die Waffe in den Hosenbund in seinem Rücken zu stecken, so wie er es aus amerikanischen Kriminalfilmen kannte. Aber mit der Waffe im Kreuz konnte er nicht sitzen.
    Er lehnte sich im Sitz zurück und schloss für einen Moment die Augen. Wie von selbst erschien in seinem Kopf das Bild des Mädchens, welches er für seine Tochter Nina gehalten hatte. So, wie es dem Brief aus Resita beigelegen hatte: ein lachendes Mädchen von vielleicht zehn Jahren, mit dunklen, gekräuselten Locken. Tränen stiegen ihm in die Augen. Sie haben nie eine Tochter gehabt. Er verscheuchte diesen Gedanken und beobachtete weiter den Eingang zum Postamt.
    Wann kam der Kerl endlich?
    Schmidt stellte das Radio an. WDR 2 brachte eine Reportage über die so genannte Kakophonie in der Tierwelt und zog ironisch Parallelen zum gegenwärtigen Zustand der Bundesregierung. Der Basta-Kanzler schien angeschlagen. Das Sommerloch ließ grüßen.
    Direkt vor seinem Wagen hielt ein Mercedes und versperrte ihm nicht nur die Sicht, sondern auch die freie Ausfahrt. Die Beifahrertür öffnete sich und eine Mittfünfzigerin von beachtlichem Lebendgewicht schraubte sich mühevoll aus dem Sitz.
    Ungeduldig trommelte Schmidt mit den Fingern auf das Armaturenbrett. Schließlich ließ er die Seitenscheibe herunterfahren. »Geht es nicht noch langsamer?«, blaffte er die Aussteigende an, die erschrocken zusammenzuckte.
    »Schneller kann ich nicht«, gab diese kleinlaut und heftig atmend zurück. Der Fahrer, mit einem ähnlichen Kampfgewicht wie die Frau ausgestattet, machte als Antwort eine verächtliche Handbewegung in Schmidts Richtung. Es dauerte nicht lange, dann war der Benz wieder verschwunden.
    Wann kam Hendrikson?
    Schmidt schwitzte und sein Rücken tat ihm weh. Er streckte sich. Aus der Ferne war ein dumpfes Grollen zu vernehmen.
     
    Ein

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