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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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auf wen er sich verlassen konnte.
    Er warf wieder einen Blick aus dem Fenster. Der Golf stand noch immer da. Entweder erwarteten die Bullen, dass er sie zu weiteren Verdächtigen führen würde, oder sie waren sich ihrer Sache noch nicht ganz sicher. Sonst hätten sie ihn längst festgenommen. Wie viel Zeit ihm wohl noch blieb? Ein oder zwei Tage vielleicht. Er lächelte. Das würde reichen.
    Schließlich hatte er sich seit langem auf so eine Situation vorbereitet.
     
    60
    Heute saßen Brischinsky und Baumann im Golf. Wenn es nach dem Hauptkommissar gegangen wäre, hätte alle zwei Stunden ein anderes Fahrzeug vor der Apotheke Position bezogen, das noch dazu mit jeweils anderen Beamten besetzt gewesen wäre.
    Die Gefahr einer Entdeckung hätte sich so deutlich reduzieren lassen. Aber ihm standen nicht mehr Polizisten zur Verfügung.
    Und auch nicht mehr Fahrzeuge. Also konnten sie sich nur alle fünf bis sechs Stunden ablösen.
    Heiner Baumann gähnte, reckte seine steifen Glieder und sah auf die Uhr. Halb neun.
    »Ein Kaffee wäre nicht schlecht«, bemerkte er und griff zur Thermoskanne, die ihnen ihre Kollegen vorbeigebracht hatten.
    Er schüttelte sie. »Leer. Verdammter Mist.« Baumann verzog frustriert das Gesicht. »Ohne Morgenkaffee bin ich die Fleisch gewordene Unzufriedenheit.«
    »Das bist du doch immer. Außerdem: Wo sollen wir jetzt Kaffee besorgen?«, fragte sein Chef zurück.
    »Was weiß ich. Vielleicht bei dem Kiosk, zu dem Sutthoff gestern gefahren ist? Ich warte hier und du fährst.«
    »Und wie soll ich das anstellen? Zwei Becher Kaffee in den Händen balancieren und die Karre fährt sich von allein oder wie?«
    »Nimm die Thermoskanne und lass sie auffüllen.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür der Apotheke. Ihre Diskussion war schlagartig beendet. Die beiden Beamten rutschten etwas tiefer in ihre Sitze. Brischinsky verstellte den Innenspiegel so, dass er auch nach hinten gute Sicht hatte.
    Sutthoff betrat die Straße, in der linken Hand ein Reklameschild, welches für Deodorants warb und das der Apotheker vor seiner Schaufensterscheibe platzierte. Dann verschwand er wieder in seinem Geschäft.
    Baumann dachte mit Schrecken an den Geruch, den er nach dieser Nacht verbreiten musste. »Wirklich passend«, knurrte er.
    »Was meinst du?«
    »Ach, vergiss es. Was ist jetzt mit dem Kaffee?«
    Sein Chef gab keine Antwort. Baumann war klar, dass er auf sein Morgengetränk verzichten musste.
    Zwanzig lange Minuten ereignete sich nichts. Dann näherte sich eine etwa Zwanzigjährige, blond, langbeinig und unverschämt gut aussehend, stieg die drei Stufen zum Eingang der Apotheke hoch und klopfte an der Tür. Sutthoff öffnete und ließ die Frau eintreten.
    »Vermutlich eine Angestellte«, sagte Brischinsky. »Bist du dir eigentlich sicher, dass unser Freund nicht ungesehen verschwinden kann?«
    »Warum soll nur ich mir sicher sein?« Baumann war ungehalten. Die Folgen des Kaffeeentzugs. »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du neben mir gesessen, als Pauly Bericht erstattet hat. Da hast du doch gehört, was er gesagt hat: kein Hinterausgang, keine Fenster an der Rückseite des Gebäudes.
    Der einzige Zugang zum Garagenhof ist das große Tor da.«
    »Was ist mit diesem Hof?« Brischinsky war sichtbar nervös.
    Sutthoff durfte ihnen nicht durch die Lappen gehen.
    »Rundherum Garagen. Zwei Meter hoch. Die sind wie eine Mauer. Ohne Leiter ist da nichts zu machen. Falls Sutthoff eine aus dem Haus schleppt, sollten wir allerdings eingreifen.«
    Brischinsky überhörte die Ironie. »Vielleicht hat er im Hof so ein Teil deponiert? Für alle Fälle sozusagen. Wir lassen ihn nichts ahnend den Hof betreten und er verduftet fröhlich über die Garagendächer.«
     
    Baumann war es leid. »Stell dich doch unauffällig vor die Garagen. Da entgeht dir nichts.«
    Die ersten Kunden betraten die Apotheke. Es war kurz vor halb zehn. Mit einem lauten Piepen meldete sich ihr Funkgerät.
    »Verdammt nochmal!«, schimpfte Brischinsky, drehte den Lautsprecher ab und griff zum Hörer. »Da können wir ja gleich per Megafon verkünden, dass wir hier stehen. Wieso ist das Mistding nicht abgeschaltet?« Er meldete sich, ohne Beachtung der Regeln für den Funkverkehr. »Ja?«
    »Weil du das Ding zuletzt benutzt hast«, murmelte Baumann leise.
    »Sag das noch einmal! – Wann? – Vor zwanzig Minuten? In Ordnung. – Wann holt er mich ab? – Verstehe.« Er legte den Hörer zurück in die Halterung.
    »Mühlenkamp hat heute

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