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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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auf Feldsalat mit Balsamico-Dressing war Rainers Leben nicht mehr wie vorher.
    Dabei hatte der Abend verheißungsvoll angefangen. Als am späten Nachmittag der letzte Mandant die Praxis verlassen hatte, tranken sie noch gemeinsam mit Martina eine Tasse Kaffee im Büro. Um kurz vor sieben fuhren sie mit Bayerwaltes – Ihr Taxi zu dem Restaurant am Gysenbergpark, tranken beim Studieren der Speisekarte einen trockenen Martini, bestellten und freuten sich auf den gemeinsamen Abend. Elke schien ihm seinen kleinen Ausrutscher verziehen zu haben.
    Dann servierte das Personal die Vorspeise. Und Elke die Neuigkeit.
    »Und du bist dir sicher?«, erkundigte sich Rainer und musterte seine Freundin mit einer Mischung aus Besorgnis und Ungläubigkeit.
    »Natürlich bin ich mir sicher. Eine solche Frage können nur Männer stellen. Außerdem hatte ich eine andere Reaktion von dir erwartet.« Die Enttäuschung war nicht zu überhören.
    Rainer atmete tief ein. »Klar, kann ich verstehen. Aber das alles kommt etwas unerwartet.«
    »Wenn du nicht vorgestern mit deinem Kumpel die Herner Kneipen unsicher gemacht hättest, wüsstest du längst Bescheid.«
    Das Gespräch nahm eine Wende, die Rainer nicht besonders behagte. »Stimmt. Aber…«
    »Was aber?«
    »Nichts.«
     
    Sie schwiegen, während die Bedienung die Vorspeisenteller abräumte.
    Elke nahm den Faden wieder auf. »Freust du dich denn nicht?«
    »Doch, schon.«
    »Das hört sich aber nicht danach an.«
    Rainer gab sich einen Ruck. Er würde auch mit dieser Situation fertig werden. Da hatte er doch schon ganz andere Dinger gemeistert. Schlimmer als ein schwieriger Gerichtsprozess konnte das auch nicht werden. Vermutlich würde es nur etwas länger dauern.
    Er rief die Bedienung. »Bringen Sie uns bitte zwei Gläser Champagner.« Elke fragte er dann: »Wird es ein Junge oder ein Mädchen?«
    Nach dem Hauptgericht hatte er sich schon fast mit der Situation abgefunden. Im Grunde blieb ihm auch nichts anderes übrig. Elke hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie das Kind wollte. Er wurde also Vater. Und irgendwie war er sogar ein bisschen stolz auf das, was er da zu Stande gebracht hatte. Gut, natürlich hatte auch Elke einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen. Aber er war schließlich der Erzeuger, oder? Ohne ihn hätte Elke nie…
    »Da ist noch etwas«, unterbrach seine Lebensgefährtin den Gedankengang.
    »Ja?«
    »Wir müssen uns darüber klar sein, dass du zwar mitverantwortlich für das Kind bist…«
    »Unterhalt und so? Das ist doch zwischen uns kein Thema.«
    »Hoffentlich. Aber ich meine nicht nur das. Du hast rechtlich keine Möglichkeit zu entscheiden, was mit dem Kind passiert.
    Welche Ausbildung es erhält. Oder wie eventuelle Krankheiten zu behandeln sind. Es sei denn…«
     
    Familienrecht war noch nie Rainers Stärke gewesen.
    Deswegen verstand er zunächst nicht, worauf Elke hinauswollte. »Es sei denn, was?«
    »Es sei denn, wir heiraten.«
    Rainer verschluckte sich am Riesling. Vater werden war das eine. Aber Ehemann? Er hatte Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass er sich wie ein halbwegs erwachsener Mensch benehmen musste. Eigentlich fühlte er sich mit Anfang vierzig noch etwas jung zum Heiraten. Andererseits: Er hatte das Gefühl, dass er sich von Tag zu Tag mehr in Elke verliebte. Wenn er aber ohnehin mit ihr zusammenbleiben wollte, dann konnte er auch… Vermutlich war Elkes Sinneswandel bezüglich der gemeinsamen Wohnung auf ihre Schwangerschaft zurückzuführen. Sie wollte eine Familie –
    und ihn als Ehemann!
    An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, hörte er sich lässig sagen: »Wenn du mich willst, warum nicht?«
    Elke lächelte ihn an. »War das ein Antrag?«
    Rainer war überwältigt von ihren strahlenden Augen und seiner soeben bewiesenen Fähigkeit, menschliche Größe zu zeigen. Er, Rainer Esch, würde eine Familie gründen. Der Name seiner Sippe würde nicht aussterben. Er würde für Elke und seinen Sohn sorgen. Mit ihm und der Modelleisenbahn spielen. Und ihn am Tag seiner Geburt als Mitglied bei Schalke 04 anmelden.
    »Das kannst du so sehen.«
    Elke griff zu seiner Hand. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch«, antwortete Rainer. Und brach fast zusammen unter der Last der Verantwortung.
    Trotzdem endete der Abend in einer wunderbaren Nacht.
     
    20
    Am Freitagmorgen griff Baumann erneut zum Bericht der Bochumer Gerichtsmediziner. Anfangs konnte er dem Text noch folgen:
    Äußere Besichtigung:
    Leiche eines bekannten,

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