Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
Ein eigenartiges Gefühl ließ sie plötzlich mitten im Raum innehalten und sich umdrehen. Ihr Blick fiel auf eine Fotografie, die auf einem Beistelltisch stand. Captain Sisko – Benjamin, der Abgesandte – lächelte Kira entgegen. Sie hatte ihn seit sechs Monaten nicht gesehen, aber seine Stärke und seine Präsenz waren ihr noch immer ein unbezahlbarer Antrieb.
    Doch heute erinnerte er sie auch an die Zeit vor drei Jahren, als Bajor kurz vor einem Föderationsbeitritt stand. Damals erlebte der Abgesandte ein Pagh’tem’far – eine heilige Vision – und flehte die Bajoraner an, sich gegen den Beitritt zu entscheiden. Sie befolgten den Rat ihrer religiösen Ikone. Kira wusste, dass der Abgesandte während seines Pagh’tem’fars Heuschrecken gesehen hatte.
    Ihr Atem wurde schneller. Gedanken rasten. Kira machte sich keine Illusionen: Was ihr in der Nacht widerfahren war, hatte nichts mit einer Vision zu tun. Doch sie wollte wissen, was ihr Unterbe-wusstsein ihr zu sagen versuchte. Man musste nicht von den Propheten berührt worden sein, um seinem Instinkt zu trauen. Der Albtraum sagte nicht Bajors Zukunft voraus, aber er zeigte Kira, was sie tief in ihrem Innern erwartete – und wie sie darüber dachte.
    Kira wurde schwindelig, und sie faltete die Hände vor der Hüfte.
    Mit geschlossenen Augen schluckte sie, kontrollierte ihre Atemzüge, rang um Beherrschung. Dies war eines ihrer vielen Meditationsri-tuale, und auch diesmal brachte es ihr Ruhe.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie zu Siskos Foto und zog Kraft und Stärke aus der Erinnerung an ihn. Sie trat zur Tür und ließ die Heuschrecken hinter sich. Das war die Vergangenheit , sagte sie sich. Der Traum war kein Omen, sondern eine Erinnerung – es musste einfach so sein. In wenigen Wochen oder Monaten ist Bajor vielleicht Teil der Föderation. Mit diesem Gedanken verließ sie ihr Quartier, ging zu ihrem Büro und schritt fest entschlossen in die Zukunft.
    Das Schott rollte zur Seite, und Kira strich sich ein letztes Mal die Uniform glatt. Sie mochte die edlere Ausführung der Militäruniform
    – den weichen Stoff, den lavendelfarbenen Ton, den bajoranischen Schnitt –, fand sie aber unbequem. Den halben Vormittag kämpfte sie schon mit der widerspenstigen Jacke, konnte aber stets nur Se-kundensiege erringen.
    Gewöhne dich dran , sagte sie sich. Immerhin würde sie den Rest des Tages darin herumlaufen. In ein paar Stunden galt es, die Alonis zu begrüßen, und später trafen Shakaar und sein Stab auf der Station ein. Am Abend war sie die Gastgeberin eines Empfangs für alle Konferenzteilnehmer.
    Lieutenant Alfonzo, der das Schott geöffnet hatte, arbeitete noch immer an der Konsole neben ihr, doch das Geräusch sich nähernder Schritte überlagerte die elektronischen Piepser. Zwei Gestalten erschienen auf der Schwelle und traten in den Korridor. Die erste war einen Kopf größer als Kira und bewegte sich mit natürlicher Anmut.

    Ein zweiter Mann folgte – kleiner, aber muskulös. Beide wiesen einen Strang unregelmäßiger dunkler Flecken auf, der Stirn, Schlä-
    fen und Hals zierte.
    »Willkommen auf Deep Space 9«, sagte Kira. »Ich bin Colonel Kira Nerys, die Kommandantin der Station.« Sie trat vor und streckte die Hand aus. Für einen Moment musste sie an ihr erstes Treffen mit Akaar denken. War sie abermals in ein diplomatisches Fettnäpfchen getreten? In den sieben Jahren, die sie Erster Offizier gewesen war, hatte sie Captain Sisko nie mit derartigen Problemen kämpfen sehen, wenn er Gäste begrüßte. Doch der vordere Mann ergriff ihre Hand und schüttelte sie. Seine war kalt, wie Jadzias es gewesen war.
    Kalt wie Ezris Hand.
    »Ich bin Seljin Gandres«, stellte sich der Mann vor. »Trill-Botschafter der Föderation.« Sein langes braunes Haar wirkte für einen männlichen Trill untypisch, denn es ging ihm bis über die Schulter-blätter. Seinen braunen Augen schien die Tiefe zu fehlen, die Kira stets in Jadzias gefunden hatte – und bis zu einem gewissen Grad auch in Ezris. Selbst wenn sie die Biografie des Botschafters nicht gelesen hätte, wäre Kira sich ziemlich sicher gewesen, es mit einem unvereinigten Trill zu tun zu haben. »Und dies ist einer meiner Assistenten«, fuhr Gandres fort. »Hiziki Gard.«
    Gard schritt so forsch und zielsicher am Botschafter vorbei, dass es seiner Statur Hohn sprach. »Willkommen auf der Station«, sagte Kira und reichte auch ihm die Hand.
    »Danke, Colonel. Es ist mir ein Vergnügen.« Auch

Weitere Kostenlose Bücher