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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Interferenzen die Sensoren und die Kommunikation merklich beeinträchtigten. Erst beim dritten Versuch erfasste er das Shuttle, und kurz darauf auch menschliche und andorianische Biosignatu-ren. Wie er sah, hatte er über fünfzig Kilometer zurückgelegt.
    Müsste stimmen , dachte er. Bis zu den Hügeln war er recht zügig vorangekommen. Alle zwei Stunden hatte er zehn Minuten Rast ein-gelegt, die Matte entrollt und sich hingelegt, um seinen Körper so gut es ging zu entspannen. Außerdem hatte er zwei der Nahrungs-rationen vertilgt und gelegentlich am Wasser genippt. Mit dem Ende des Tages war die Kälte gekommen – Temperaturen unter Null – und hatte das Verlangen nach Flüssigkeitsaufnahme gering werden lassen. Dank seines Mantels und der konstanten Bewegung hielt er sich aber warm.
    Fünfzig Kilometer. Demnach mochte der Komplex, in dem der Impuls begann, hinter dem nächsten Hügel liegen – oder in zweihundert Kilometern Entfernung. Vaughn richtete den Scanner nach vorn. Nach anfänglichen Interferenzen erfasste er wenige Kilometer voraus etwas. Die Sensoren zeigten Gebäude, Gerätschaften, Ver-kehrswege … und keinerlei Energie. Das war nicht die Quelle des Impulses, sondern eine Stadt. Eine Geisterstadt, wie jene, die sie bereits überflogen hatten. Eine, in der nichts mehr lebte.
    Vaughn nahm die Lampe in die Hand und zog weiter. Während er den Hügel erklomm, sah er zur Zeitanzeige des Trikorders. Siebenundfünfzig Minuten waren seit seinem letzten Gespräch mit Prynn vergangen. Einmal pro Stunde hatte er sie kontaktiert und sich über ihre Fortschritte informiert.
    Vaughn schaltete den Alarm ab, der die volle Stunde signalisiert hätte, schloss den Trikorder und steckte ihn in die Manteltasche.
    Dann drückte er auf seinen Kommunikator. In der Leere klang das Zirpen des Gerätes hohl und unwirklich. »Vaughn an Tenmei.«
    Sekunden verstrichen. »Vaughn an Tenmei.« Diesmal wartete er länger und wollte schon erneut rufen, als ihre Stimme schließlich erklang.
    »Hier … Tenmei … Können … hören?« Statisches Rauschen riss ihre Sätze auseinander. »… wiederhole: … Tenmei … Sie mich …?«
    Er blieb stehen und drehte sich zurück in Richtung des Shuttles.
    »Ich höre Sie, aber sehr schwach«, sagte er laut. »Vermutlich bin ich schon zu nah an der Quelle. Alles in Ordnung?«
    »… gut. Shar ist auf dem … der Besserung …« , kam ihre Antwort, abermals vom Rauschen durchzogen. »… gewisse Erfolge … porter …

    teren Tag …«
    Vaughn wartete, wollte nicht verpassen, was sie zu sagen hatte.
    Als gar nichts mehr kam, ergriff er wieder das Wort. »Ich habe jetzt über fünfzig Kilometer hinter mir und weiß nicht, wie weit es noch bis zur Quelle ist, aber vor mir liegt eine Stadt. Vermutlich gehe ich noch etwa eine Stunde lang, dann werde ich sechs Stunden schlafen.« Es wäre ihm lieber gewesen, weiterzugehen, doch er musste seine Kräfte sparen, wenn er überhaupt ankommen wollte. Wieder wartete er auf Prynns Reaktion, doch nichts geschah. Vaughn tippte gegen seinen Kommunikator. »Vaughn an Tenmei. Vaughn an Tenmei.«
    Nichts.
    Also drehte er sich um und setzte seinen Weg fort. Am Gipfel des Hügels versuchte er ein letztes Mal, Prynn zu erreichen, hörte aber nichts außer dem Zirpen des Kommunikators, seiner eigenen Stimme und dem Rauschen des Windes.
    Ihm war, als hätte er seine Tochter soeben erneut verloren.

    Kapitel 40
    Kira stand in ihrem Schlafzimmer, zog sich die Jacke ihrer Galauniform über, schloss sie und strich sie glatt. Der Blick in den Spiegel war zwecklos – alles, was sie sehen konnte, waren die Heuschrecken.
    Sie waren in ihren Träumen gekommen und gingen ihr nicht aus dem Sinn: Milliarden von Insekten, die sich über Bajor ergossen. Sie verdunkelten den Himmel, raubten das Sonnenlicht und stürzten den Planeten in unheimliche Finsternis. Im Traum war Kira durch eine Stadt gerannt – Ashalla, wie sie glaubte – und hatte Leute gewarnt, dass der Schwarm sich näherte.
    Vor Stunden war sie schwitzend und mit zerknüllten Laken aufgewacht und nicht mehr eingeschlafen. Wieder und wieder waren die Bilder vor ihrem geistigen Auge erschienen. Selbst nun, als sie sich auf die Ankunft der Würdenträger vorbereitete, gingen sie ihr nicht aus dem Sinn. Die Klauen des Albtraums hingen an ihr.
    Kira trat in den Wohnbereich ihres Quartiers und wendete sich dann Richtung Ausgang. Bevor die Delegierten eintrafen, wollte sie noch ein paar Stunden im Büro verbringen.

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