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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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kennen.
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich im Schlaf auf Hände und Knie gestützt haben musste. Erinnerungen an einen Traum voller Kämpfe kehrten zurück. Prynn kauerte sich hin und ließ die weiche, silberfarbene Decke von ihren Schultern und durch ihre Finger gleiten.
    Die Handlung des Traumes entzog sich ihr immer mehr. War es um ihren Vater gegangen?
    Links von ihr stöhnte jemand. Noch immer von ihrem Traum verwirrt, sah sie zur Seite und fand Shar. Seine Decke war verrutscht und sein Oberkörper zum Teil von der Matte auf den Boden geglit-ten. Seine Arme zuckten spastisch. Shar schlief noch, doch er hatte Schmerzen.
    Abermals stöhnte er. Mit einem Mal begriff sie, dass sie dieses Ge-räusch im Traum gehört und ihrem Vater zugeschrieben haben musste. Warum ihm und nicht Mom? , fragte sie sich und wunderte sich sofort über die Frage, wollte die Antwort gar nicht wissen.
    Während sie zu Shar hinübereilte, fiel ihr Blick auf die verkohlten Überreste des Bugs der Chaffee . Die Flammen waren erst spät am Abend verloschen. Selbst jetzt stiegen noch dünne Rauchfäden aus dem Wrack himmelwärts. Die Stille bot einen krassen Gegensatz zu diesem Chaos.
    Neben Shar ging Prynn in die Knie und griff nach dem Trikorder, den sie darauf programmiert hatte, während der Nacht seine Werte aufzuzeichnen. Sollte er dringend Hilfe benötigen, hätte das Gerät sie darauf aufmerksam gemacht. Neben ihrem eigenen Lager hatte sie einen zweiten Trikorder positioniert, der die Umgebung nach eventuellen unliebsamen Besuchern absuchte. Beide hatten die Nacht ohne Meldung überstanden.
    Nun schaltete sie den Trikorder in einen interaktiven Scanmodus und hielt ihn über Shars Kopf. Der Andorianer schrie auf, doch sie ließ das Gerät langsam seinen Körper hinabgleiten und sah, dass sich sein Zustand über Nacht verbessert hatte. Seine Chancen waren weit vom Idealzustand entfernt, hatten sich aber nicht verschlechtert. Schulter und Rippen schien es besser zu gehen, was vermutlich Vaughns Verdienst war, doch das gebrochene Bein benötigte weit mehr als eine Schiene, um wieder zu heilen. Auch die inneren Verletzungen blieben ein Risiko. Wenn Shar nicht bald zu einem Arzt gelangte, würde er sterben.
    Prynn legte den Trikorder weg, zog das Medikit aus dem Notfallkoffer und verabreichte ihrem Begleiter ein Schmerzmittel. In der Stille kam ihr das Zischen des Hyposprays an seinem Nacken ungewöhnlich laut vor. Dann erhob sie sich und blieb einige Minuten einfach stehen, Hypospray in der Hand, und sah zu, wie sich seine Zuckungen legten. Ganz sanft schob sie seinen Oberkörper zurück auf die Matte und zog die Decke bis an sein Kinn.
    Als sie das Spray wieder im Medikit verstaute, fröstelte sie. Während der Nacht war die Temperatur gesunken, doch ihre Decke hatte sie warm gehalten. Nun stieg sie allmählich wieder auf ein erträglicheres Maß.
    Prynn nahm sich eine Nahrungsration und einen Wasserbehälter und kehrte zu ihrer eigenen Matratze zurück. Dort zog sie sich ihre Jacke über, setzte sich und begann mit ihrem Frühstück. Dabei dachte sie an den vor ihr liegenden Tag. Sie hatte die Arbeit am Transporter fortzusetzen und konnte nicht ausschließen, Shar irgendwann sogar wiederbeleben zu müssen. Seit dem Absturz hatte er weder gegessen noch getrunken, und ihr fehlten die Mittel, ihn intravenös zu ernähren.
    Nach dem Frühstück verstaute sie das Wasser und die leere Tüte wieder im Koffer und nahm einen Kommunikator aus ihrer Jackentasche. Sie aktivierte ihn und öffnete einen Kanal zu ihrem eigenen Gerät, dann legte sie ihn neben Shars Kopf. Gestern war sie genauso verfahren, wenn sie sich vom Lager entfernt hatte. Außerdem stellte sie den Trikorder wieder auf automatisches Scannen.
    Danach sammelte sie ihre wenigen Werkzeuge zusammen und begab sich zur Chaffee , um am Transporter zu arbeiten. An ihrer Flucht von diesem toten Planeten.
    Für einen Moment schien die verbogene Abdeckung sich zu lösen, doch der Eindruck täuschte. Scharf glitt die Metallkante in Prynns linken Zeigefinger. Prynn zuckte zusammen, ließ sich inmitten der Trümmer fallen und trat frustriert um sich. Ihr Fuß berührte zufällig die Abdeckung, und plötzlich gab sie nach. Eine Sekunde später plumpste sie vor ihr zu Boden.
    Prynn lachte, als sie die Verbindungen sah, die sie so lange vergeblich zu erreichen versucht hatte. Es war ein hohles, humorloses Lachen, das in der Ödnis furchtbar einsam wirkte. Sie blickte nach oben zum Himmel, und

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