Zwielicht
du solltest es wissen.«
Quark war baff. Warum sollte er wissen wollen, dass die Frau, die er mochte, seinen Geruch abstoßend fand? Andererseits: Hätte er es nie erfahren, hätte er sie weiterhin angestunken, und so … »Schon in Ordnung«, sagte er aufrichtig. Ros ehrliche Auskunft war ein Zeichen von Respekt und Vertrauen gewesen. »Ich weiß deinen Hinweis zu schätzen. Schließlich will ich nicht, dass du dich von mir an-gewidert fühlst.«
Ros Stimme triefte vor Sarkasmus. »Oh, keine Sorge, du widerst mich auch ohne das Duftwasser an.«
Er nickte. »Du mich auch.«
»Gute Nacht, Quark.«
»Gute Nacht, Laren.«
Auf dem Weg zu seiner eigenen Unterkunft sprang er zwei Mal in die Höhe und schlug die Hacken zusammen.
Kapitel 39
Vaughn war stundenlang marschiert. Doch nun war die Nacht hereingebrochen. Dunkelheit überall; kein Mond reflektierte das Sonnenlicht durch die Wolken, und auch der Glanz der Sterne scheiterte an ihnen. Vaughn hielt seine Lampe hoch, schuf einen mehrere Meter breiten Lichtkegel, und ging weiter. Wie er wohl von oben aussah? Ein heller Punkt in der dunklen Leere. Die Einsamkeit war das Schlimmste. Vaughn kam sich vor, als treibe er auf einem Meer aus Finsternis, und als wäre die Küste nur eine ferne, unmögliche Erinnerung.
Ich bin allein , dachte er. Soweit er wusste, gab es nur zwei weitere Lebewesen auf dieser Welt, und er hatte sie verlassen. Wie ein moderner Michael Collins. Vor vier Jahrhunderten, als die Menschheit erstmals den Fuß auf den Mond gesetzt hatte, war Michael Collins zum einsamsten Mann in der Geschichte geworden. Er und zwei weitere Astronauten, Neil Armstrong und Buzz Aldrin, waren in einem zweiteiligen Raumschiff von der Erde zum Mond gereist, aus dessen Orbit dann ein Teil zur Oberfläche weitergeflogen war. Collins war im Orbit zurückgeblieben. Während sein Schiff, die Columbia , um den Erdtrabanten reiste, riss zeitweise jeglicher Funkkontakt zu ihm ab. Ganz auf sich gestellt und weiter von der Erde entfernt, als es je ein Mensch gewesen war, hatte Collins bis zum Ende seiner Mondumrundung ausgeharrt. Das Gefühl der Isolation, so vermutete Vaughn, musste enorm gewesen sein.
»›Hier betraten Menschen vom Planeten Erde erstmals den Mond‹«, zitierte er laut. Die Worte verloren sich in der Nacht, und die undurchdringliche Leere ringsum verschluckte den Klang seiner Stimme. Vaughn entsann sich seines ersten Ausflugs zum Mare Tranquillitatis und den Spuren der ersten Vorstöße der Menschheit ins All: das Landungsmodul Eagle , die Kamera, dank der die Erdbe-völkerung die Bilder des Ereignisses mitverfolgen konnte, die Flag-ge der Nation von einst, der die Astronauten angehört hatten. Damals hatte bereits eine Veränderung in Vaughns Leben stattgefun-den – seine Kindheitsträume vom Leben eines Forschers waren der Welt der Spionage und Sondermissionen anheimgefallen. Dennoch hatte ihn der Besuch des Ortes mit Ehrfurcht erfüllt.
Er erinnerte sich an den letzten Satz auf der Plakette, die die frü-
hen Raumfahrer hinterlassen hatten: »Wir kamen in Frieden und für die ganze Menschheit.« Für Vaughn verkörperten diese Worte abso-luten Forschungsgeist. Sie spiegelten seinen Willen, das Universum zum Wohle aller Lebewesen zu erkunden und die Wunder und das Wissen, das er fand, mit ihnen zu teilen. Die Mission in den Gamma-Quadranten hätte diesem Zweck dienen sollen, war nun aber zur Rettungsmission mutiert. Wir kamen in Verzweiflung und zur Rettung der Menschheit , dachte er. Zur Rettung der Vahni.
Das Gelände stieg allmählich an. Während der vergangenen Stunden hatte er mehrere grasbedeckte Hügel überquert und sich an ihnen verausgabt, wodurch er immer langsamer geworden war. Und obwohl seine Beine und Füße bislang nicht klagten – das Gras feder-te seine Schritte ein wenig –, hatte seine Hüfte zu schmerzen begonnen. Die Pein war noch erträglich, nahm mittlerweile jedoch bei jedem neuen Meter zu.
Vaughn hielt an, klemmte sich die Lampe unter den Arm und zog den Trikorder hervor. Die Resultate waren eindeutig: Er hatte einen seiner Hüftbeuger überbeansprucht, konnte allerdings nichts dagegen unternehmen, da die medizinischen Gerätschaften bei Prynn und ch’Thane geblieben waren. Er würde mit dem Schmerz leben müssen.
Vaughn drehte sich um und scannte seinen Weg. Er suchte nach dem havarierten Shuttle und den Lebenszeichen seiner Begleiter, fand aber nichts. Mittlerweile war er der Impulsquelle so nah, dass die
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