Zwielicht
Gards Griff war eiskalt, doch in seinen Augen lagen mehr Wissen und Erfahrung, als Alter und Körperbau vermuten ließen.
»Botschafter«, sagte Kira, nachdem Gard wieder hinter Gandres getreten war. »Derzeit ist es bei uns zehn Uhr, und der Empfang der Delegierten ist für zwanzig Uhr geplant, von daher bleiben Ihnen zehn Stunden. Wenn Sie es wünschen, führe ich Sie gern durch die Station oder lasse sie zu den Unterkünften bringen, die wir für Sie und Ihren Stab vorbereitet haben.«
»Verzeihen Sie, Colonel, aber wäre es möglich, diese vor Bezug zu inspizieren?«, fragte Gard.
Gandres drehte sich zu ihm um. »Bitte sehen Sie meinem Assistenten sein forsches Vorgehen nach, Colonel. Er ist für die Sicherheit unserer Delegation verantwortlich und sehr … gründlich.«
»Ich wollte nicht respektlos erscheinen«, entschuldigte sich Gard mit geneigtem Kopf. Kira spürte, dass er es ernst meinte, wusste aber, dass er sich nicht für den Inhalt der Bitte entschuldigte.
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Lieutenant Alfonzo kann Mr.
Gard sofort dorthin bringen.« Sie winkte Alfonzo zu sich, der seine Arbeit soeben beendet hatte. »Im Hinblick auf die Konferenz haben wir zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.« Sie sprach zu Gandres, richtete sich aber auch an Gard. »Der Bereich des Habitatrings, in dem die Delegierten untergebracht sind, wurde gründlich inspiziert und für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht – genau wie diese Sektion des Andockrings und die Brücke, die sie mit Ihren Quartieren verbindet.«
Kira fragte sich, ob sie Ro zu dieser Begrüßung hätte mitbringen sollen. Sie hatte den Gedanken verworfen, weil Ros Anwesenheit ihrer Ansicht nach nicht zu dem unauffälligen Vorgehen passte, das ausdrücklich von Akaar verlangt worden war. Außerdem hatte sie ihrer Sicherheitschefin nicht zumuten wollen, den Tag in Galauniform zu verbringen. Ro schien nicht der Typ zu sein, dem formelle Anlässe angenehm waren.
In den vergangenen Tagen waren sie mehrfach zusammengekom-men, um den Ablauf des Gipfeltreffens zu besprechen. Ro hatte Au-
ßerordentliches geleistet, um die neuen Sicherheitsmaßnahmen und
-mechanismen umzusetzen. Selbst hier im Andockring beeindruckte Kira, wie subtil und unmerklich die neuen Protokolle griffen. Selbstverständlich hatte Ro überall auf der Station Mitarbeiter postiert, doch sie war auch darauf bedacht gewesen, sie so weit wie möglich von den Delegierten fernzuhalten. So hatte Lieutenant Alfonzo gerade die individuellen Sensorsignaturen der beiden Trill gespeichert.
Wenn sie nun durch diesen Bereich des Andockrings, ihren Sektor des Habitatrings oder über die Verbindungsbrücke gingen, würden Kraftfelder vor und hinter ihnen ihren Weg begleiten – weit genug entfernt, um nicht zu stören, aber nah genug, um ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Gleiches war für jedes Mitglied der Föderations- und der bajoranischen Delegation vorgesehen. Kira fand diese Lösung höchst bemerkenswert.
»Des Weiteren ist das Wissen über das Gipfeltreffen selbst nur einem kleinen Kreis unmittelbar beteiligter Stationsangestellter bekannt«, fuhr Kira fort, »und Premierminister Shakaar hat es auf Bajor nicht angekündigt, von daher dürfte kaum jemand davon wissen.«
»Ich weiß Ihre Bemühungen für unsere Sicherheit zu schätzen«, sagte Gandres. »Bevor ich die Station besichtige und unser Quartier aufsuche, möchte ich jedoch jemanden treffen.« Kira hatte nichts anderes erwartet. »Wir – das heißt, der Föderationsrat – hörten von einem Jem’Hadar-Soldaten, der nun auf der Station lebt.«
»Das ist richtig.« Kira nickte. »Allerdings betrachten wir Taran’atar nicht als Soldaten.« Die Erwiderung sollte dem Botschafter nicht widersprechen, sondern sein Wissen ergänzen.
»Demnach ist er Diplomat«, vermutete Gandres vorsichtig.
»Eher ein Student aus der Fremde«, kam es Kira über die Lippen.
»Odo schickte ihn her, um das Leben im Alpha-Quadranten zu beobachten und zu verstehen.« Mit einem Mal war sie froh, ihn gebeten zu haben, sich an Bord nicht länger zu tarnen.
»Ich verstehe«, sagte Gandres.
Kira trat nach rechts und berührte eine Konsole, die dort in die Wand integriert war. Sofort erwachte sie zum Leben. »Computer, lokalisiere Taran’atar.«
»Taran’atar befindet sich auf der Ops« , verkündete der Computer.
Als Kira die Hand sinken ließ, erlosch die Anzeige.
»Ich würde Sie gerne zur Ops begleiten, Botschafter«,
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