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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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ein Gesetzesbrecher, hätte Ihr Gott mich nicht längst ins Gefängnis stecken müssen? Und doch stehe ich hier, als freier Mann! Dementsprechend lag Odo mit seiner Einschätzung entweder falsch, oder er war schlicht unfähig, mich zu fassen. Beides ist nicht gerade göttlich, wenn Sie mich fragen.« Ich hätte Vulkanier werden sollen , dachte Quark, begeistert von seiner logischen Argu-mentationskette.
    Der Jem’Hadar schwieg.
    »Sehen Sie?«, setzte Quark nach und drehte sich um. »Schönen Tag noch.«
    Taran’atars nächste Worte klangen eher nach einer Frage, denn nach einem Befehl. »Warten Sie. Die Gründer erschufen die Jem’Hadar. Erschufen sie. Wir existieren dank ihrer Fürsorge. Ist das kein Zeichen von Göttlichkeit?«
    »Ich existiere dank meiner Mutter«, gab Quark zurück. »Trotzdem baue ich ihr keinen Altar.«
    »Ihre Mutter erschuf auch nicht die gesamte Rasse der Ferengi«, sagte der Jem’Hadar.
    »Hören Sie, mit genügend Latinum und den richtigen Wissen-schaftlern können Sie nahezu alles und jeden erschaffen. Was ist schon dabei?«
    Abermals schwieg Taran’atar. Dann wandte er sich ab, ging zum Wasser. Weißer Sand knirschte unter seinen Stiefeln. Zufrieden mit dem Verlauf dieses Gesprächs, betrat auch Quark die Holosuite.

    Er war kaum über die Schwelle, da drehte sich der Soldat zu ihm um. »Was begehren Sie am meisten?«
    Quark hatte diese Frage nicht erwartet. »Was?«
    Der Jem’Hadar näherte sich ihm. »Was begehren Sie am meisten?«, wiederholte er. »Reichtum?«
    Quark lachte halb belustigt, halb ängstlich. »Reichtum. Selbstverständlich.«
    »Wenn ein Gründer es will, kann er zu einem Block goldgepressten Latinums werden«, fuhr der Soldat fort. »Oder zu zehn Blocks, zu tausend.«
    »Das ist nicht unbedingt das Gleiche wie Wohlstand«, warf Quark ein. »Ein Gründer kann sich nicht selbst ausgeben.«
    Der Jem’Hadar trat an ihm vorbei und erneut zur Konsole an der Innenseite der Tür. Dort berührte er eine Taste, und sofort kam Leben in die Szenerie. Der See wurde unruhig, Wellen umspülten das Ufer. In der Luft, getragen von einer frischen Brise, lag der Duft freier Natur. Es war eine friedliche Gegend, ganz und gar unpassend für einen Jem’Hadar. »Und warum geben Sie Geld aus?«
    Quark hob die Schultern. »Um Dinge zu erwerben, was sonst?«
    »Die Gründer müssen nichts erwerben«, sagte der Jem’Hadar und ging wieder zum Ufer. »Sie können sein, was immer sie begehren.
    Sie benötigen nichts, denn sie haben – sind – alles, was es im Universum gibt.«
    »Ja, aber …« Aber was? , fragte sich Quark und sah zu Boden. Auf diese Weise hatte er Odo noch nie betrachtet. Der Constable hatte nie mit seinen Fähigkeiten kokettiert, doch Quark spürte, dass in der Aussage des Jem’Hadars etwas Wahres lag: Odo besaß alles, was er sich wünschen konnte – weil er es sein konnte. Während seiner Zeit auf der Station hatte er sich nur drei Dinge gewünscht: der Bevölkerung zu dienen, Kira zu lieben und zu seinem Volk zurückzukehren.
    All das war für ihn nicht durch schlichtes Formwandeln zu erreichen gewesen, doch er hatte es erreicht. Jahrelang hatte er für Recht und Ordnung gesorgt, war Kiras Partner geworden und schließlich sogar zu den Gründern zurückgekehrt.
    Odo hat alles, was er je wollte , begriff Quark, und es verblüffte ihn zutiefst. Selbst die Trennung von Kira war seine freie Entscheidung gewesen.
    »Computer«, sagte der Jem’Hadar, »Programm starten.«
    Quark hob den Kopf. Er war davon ausgegangen, das Programm laufe längst, doch es war offensichtlich eben erst aktiviert worden.
    Zunächst merkte er keinen Unterschied. Dann drang ein tiefes Grollen an seine Ohren, wurde lauter und lauter. Es kam von irgendwo hinter dem Jem’Hadar. Als Quark zum See blickte, sah er eine aufs Ufer zulaufende, große Welle. Verblüfft blickte er zu Taran’atar. Der Soldat lächelte.
    Dann brach etwas durch die Wasseroberfläche. Die Kreatur schien einem Albtraum entsprungen zu sein. Ihr unförmiger Körper war dunkel, die Augen zwei golden schimmernde Schlitze, und in ihrem weit geöffneten Maul prangten riesige, dreieckige Zähne. Sie brüllte
    – wütend und hungrig. Und der Jem’Hadar stellte sich ihr.
    Quark raste aus dem Raum! Simulation oder nicht, hierbei wollte er nicht zuschauen. Noch auf dem Weg zum nächsten Turbolift ging ihm das Bild dieses Monsters nicht aus dem Sinn, doch dann dachte er an Odo. Daran, dass der Constable alles erreicht hatte, was

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