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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Vorabend. Einzig seine Mutter hatte gefehlt, und dafür war Vaughn dankbar. Er hatte den Boden des Lagers auf Fußspuren untersucht und nur die eigenen gefunden.
    Vielleicht ist sie zu Captain Harriman gegangen , dachte er nun bitter.
    Er war erst kurz auf dieser Welt und hasste sie bereits inniglich. Erschreckt von der Intensität des Gefühls, drängte er es beiseite.
    Vor ihm endete der Gang in einem zweiten. Vaughn sah eine kleine Lichtquelle in der Wand. Das konnte keine Spiegelung seines Lampenscheins sein. Er hielt inne – das Echo seiner Schritte verhall-te schnell – und schaltete sie aus. Die Schwärze im Innern des Ge-bäudes war einem trüben Dämmerzustand gewichen, den er nur zu gut kannte, herrschte er doch auch draußen vor. Nun fiel Vaughn auch etwas anderes auf: ein hohes Summen, gerade noch am Rande des Hörbaren. Hier drinnen schien es ihm lauter und stärker zu sein.
    Das überraschte ihn nicht.
    Die Lampe ausgeschaltet, zog er weiter und bog nach einem Blick auf den Trikorder nach links ab. Das Licht wurde heller, und er ging bis zur nächsten Kreuzung. Diesmal brauchte Vaughn keine Hilfe, um dem Licht zu folgen – sein Weg führte nach rechts. Zwanzig Meter weiter endete er in einem Haufen Baumaterial. Hinter dem kleinen Berg aus zerstörtem Metall und Gestein sah Vaughn die dunkelgraue Substanz durchscheinen, die im Zentrum des Gebäudekomplexes war. Die Quelle des Impulses.
    Staub lag in der Luft – mehr, als er mit seinen Schritten je hätte aufwirbeln können. Vaughn scannte ihn und sah Spuren von Gestein, Sand und Mörtel sowie metallische Partikel, Relikte des Einsturzes, direkt vor sich. Also war dieses Chaos erst vor kurzer Zeit entstanden. Vermutlich hatten die Wände beim letzten Impuls nach-gegeben.
    Vor dem Trümmerberg hielt Vaughn an und betrachtete ihn. An manchen Stellen war er bis zu zwei Meter hoch, links aber niedriger als rechts. Ebenfalls links reichte eine Metallstrebe, der die Decken-halterung fehlte, von der Spitze bis zum Boden. Wenn er sich an ihr vorbeiquetschen konnte, müsste er es auf die andere Seite schaffen.
    Vaughn setzte die Lampe ab, klappte den Trikorder zu und verstaute ihn in der Manteltasche, die er zudem noch schloss. Dann zog er an der Strebe, prüfte ihre Stabilität. Geduckt und sehr langsam schob er sich durch die Lücke, die zwischen ihr und dem Rest der Seitenwand existierte. Es gelang ihm ohne große Mühe. Vorsichtig kletterte er über die Trümmer hinweg, und obwohl hin und wieder einige Staublawinen unter seinen Schuhen wegrutschten, schaffte er es unverletzt auf die andere Seite.
    Nun lag die Impulsquelle vor ihm, ein großer, dunkler Ring, der eine Spiegelung des Himmels über ihm hätte sein können. Der Rand des vielleicht hundert Meter breiten Gebildes bebte, und graue Wirbel zogen sich von ihm bis zu einem Punkt im Zentrum. Rings um den Strudel war das Gebäude eingestürzt – sei es wegen des Impulses, oder weil sich, wie Vaughn vermutete, die Energiezone im Laufe der Zeit zunehmend ausgeweitet und das Fundament angegriffen hatte. Feiner, grauer Dunst hing in der Luft, wie Nebel über einem See bei Sonnenaufgang.
    Vaughn zückte seinen Trikorder und scannte den Strudel. Die Angaben entsprachen denen, die er von der Wolkendecke besaß, auch wenn sie hier viel stärkere Werte aufwiesen. Zum Zentrum hin waren keine brauchbaren Messwerte zu bekommen. Schließlich musste er eine zweite Untersuchung starten, um die Ergebnisse der ersten zu verifizieren. Sie erinnerten ihn an eine Singularität mit signifikan-ten Störungen des Raumzeit-Kontinuums, obwohl er weder Mate-riekompression noch extreme Gravitationskräfte registrierte. Mehr-mals modifizierte er die Trikordereinstellungen, doch das änderte nichts an den unbefriedigenden Scanresultaten.
    Schließlich prüfte er die Energie im Zentrum der Wellen. Wie stark war sie bereits, und wie schnell stieg sie an? Beide Angaben übertra-fen die Berechnungen der Defiant -Besatzung geringfügig und zerstörten all seine Hoffnungen, die Bedrohung für die Vahni aufhalten zu können, wenn er das Ziel seines Weges erreichte.
    Dem Trikorder zufolge blieben weniger als vier Stunden, bis sich aus den Wellen ein neuer Impuls erhob.

    Kapitel 60
    Irgendwie war sie heute emotionaler als sonst. Dank der Träume der vergangenen Nacht schien sie ihren Vater nun noch mehr zu vermissen. Immer wieder musste sie sich auf ihre und Shars Arbeit zurück-besinnen, weil ihr Verstand auf Wanderschaft ging. Selbst

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