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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Ordnung.«
    Vic lächelte wieder. »Halten Sie die Ohren steif, Kumpel.« Dann ging er zur Bühne, stieg die kurzen Stufen hinauf und verschwand hinter dem Vorhang.
    »Halten Sie doch die Ohren steif«, murmelte Quark und hob erschrocken die Hände an die Läppchen. Den Rest von Vics Worten hatte er allerdings sehr wohl verstanden.

    Kapitel 59
    Vaughns Schritte hallten im dunklen Flur wider. Die Luft war abgestanden, als hätte sie sich jahrhundertelang nicht bewegt. So roch nicht der Tod, sondern die Leere.
    Seine Stiefel wirbelten Staub auf. Ganze Galaxien aus Staub flogen im Schein seiner Lampe vorbei. Vaughn sah auf seinen Trikorder. So nah am Ziel und der Energiequelle funktionierte das Gerät nur noch im Radius von zweihundert Metern, doch die Sensoren arbeiteten fehlerfrei. Er musste nahe genug kommen, um das Zentrum des Ge-bäudekomplexes zu scannen und anhand dieser Daten einen Plan entwickeln.
    Wenn’s weiter nichts ist , dachte er und lachte – abgesehen von seinen Schritten der einzige Laut im Korridor. Links von ihm war eine Tür, und er ließ sein Licht kurz darüber schweifen, um sicherzustel-len, dass hinter ihr kein weiterer Flur, sondern ein Zimmer lag.
    Seit fast einer Stunde strich er nun schon durch die Anlage, dem Zentrum entgegen, und die meisten Gänge waren voller Türen gewesen. Manche geschlossen, manche – wie diese hier – sperrangel-weit offen. Anfangs hatte Vaughn die Räume noch nach Informationen, Werkzeug oder anderen eventuell hilfreichen Dingen durch-forstet, aber nie mehr gefunden, als was gestern in der Stadt auch überall herumgelegen hatte: Computer, Kommunikationsgeräte und Leitungen. Den Scans zufolge waren die meisten Räume hier voll mit inaktiver Technik, die ebenfalls durch die Wände und Böden verlief.
    Vaughn kam an eine Kreuzung. Rechts und links öffneten sich ihm neue Wege, während der, auf dem er sich befand, vor ihm weiterging. Als er seine Lampe in alle Richtungen schwenkte, sah er nichts. Also scannte er die Umgebung erneut und prüfte, ob das Zentrum noch immer vor ihm lag. Dann ging er weiter.
    In der Stadt hatte er überlegt, ob die Technik zur Zerstörung der hiesigen Zivilisation beigetragen hatte. Und auch wenn er noch immer nicht sicher wusste, inwieweit dem so war, glaubte er doch langsam, ein Muster zu erkennen. Am Vortag hatten ihn wiederholt Bilder seiner Vergangenheit eingeholt. Sie hatten Trauer und Ver-lustgefühle in ihm geweckt, sein emotionales Gleichgewicht zerstört.
    Falls den einstigen Bewohnern dieser Welt Ähnliches in größerem Maß widerfahren war, falls auch sie Tag für Tag den Geistern der Vergangenheit gegenübergestanden hatten, war es vielleicht ihr Leid gewesen, das sie in die Vernichtung getrieben hatte. Vaughn hegte keinen Zweifel, dass ein Leben in ständig frischer Trauer unerträglich sein musste.
    Der Kegel seiner Lampe riss einen Gegenstand aus den Schatten.
    Als Vaughn sich näherte, erkannte er, dass es sich um einen Stuhl handelte. Ein passendes Symbol für diese leere Welt. Ein Ort der Geister , dachte er und erkannte, wie verletzlich sein sonst nicht zur Melodramatik neigendes Seelenleben mittlerweile geworden sein musste. Langsam ging er weiter.
    Der Gedanke an Geister rief ihm das Geschehen der vergangenen Nacht wieder in den Sinn. Den Anblick seiner Mutter, diese furchtbaren Worte und das Gefühl von Verlust und Verzweiflung, das er erstmals als Kind empfunden hatte. Schon beim ersten Sonnenstrahl war er heute wach gewesen und noch so müde wie am Abend zuvor. Eigenartige Traumbilder tanzten seitdem durch seinen Geist, und ihm war, als träume er die Träume anderer – auch die Prynns und ch’Thanes. Zudem glaubte er, er habe auch Träume der einstigen Planetenbewohner gesehen und – als wäre all das noch nicht eigenartig genug – die von Ezri Dax. Doch sein erster Gedanke nach dem Aufwachen hatte nicht den Träumen und auch nicht seiner Mutter gegolten, sondern seiner Tochter. Der Hoffnung, sie nicht abermals zu enttäuschen. Zu verlieren.
    Vaughn war zu der Stelle gegangen, an der er sich in der Nacht ursprünglich zur Ruhe gebettet hatte, und hatte sie unverändert vorgefunden. Seine Matte und Decke, seine Rationen und sein Mantel, der Trikorder, die Lampe – alles war noch da gewesen. Nur die letzten drei Gegenstände hatte er auf seinen Vorstoß in den Gebäudekomplex mitgenommen. Auch der Steinkreis, in dem er sein längst erloschenes Feuer entfacht hatte, war unberührt geblieben. Wie am

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