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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Taran’atars schwerwiegendere Verletzungen auf einem guten Weg und heilten ähnlich schnell. Die Gründer wissen, wie man gute Soldaten baut , dachte sie.
    Taran’atar trug seinen schwarzen Overall und dankte ihr dafür, seine Entlassung aus der »medizinischen Gefangenschaft« beschleunigt zu haben. Er werde nun zum »Dienst« zurückkehren. Abgesehen von der Reise nach Sindorin, wo er dabei geholfen hatte, Locken aufzuhalten, und der Evakuierung Europa Novas, bestand sein selbstauferlegter Dienst allerdings darin, reglos und stumm neben der Sensorwartung auf der Ops zu stehen und zu beobachten. Das Leben inmitten anderer Lebensformen zu erfahren, wie Odo es ihm gegenüber vermutlich formuliert hatte. Kira bezweifelte allerdings, dass der Formwandler damit ein solches Verhalten gemeint hatte.
    Die Stationsbesatzung hatte sich noch immer nicht ganz daran ge-wöhnt, einen ehemaligen Feind unter sich zu wissen. Doch die Skepsis, mit der sie ihm begegnete, ließ nach – vielleicht aufgrund der Tatsache, dass er als schweigsamer Beobachter wenig bedrohlich wirkte. Selbst nun, da er mit Kira sprach, blieb er nahezu reglos. Taran’atar machte auf sie den Eindruck eines Wesens, das nie abgelenkt war. Er wirkte wie ein offen gelegter Nerv: allzeit bereit, auf die kleinste Stimulierung zu reagieren. Sie hätte ihm einen Stuhl angeboten, wusste aber, dass er es vorzog, zu stehen.
    Er sprach nicht lange; die Gründer hatten ihre Jem’Hadar ganz offensichtlich nicht mit einem Sinn für Small Talk ausgestattet. Als er zum Ende gekommen war, fragte Kira nach seinen Plänen – abgesehen von der Rückkehr zum Dienst. Der Doktor hatte ihn nur unter der Bedingung entlassen, dass er zehn Tage lang einen Bogen um körperlich anstrengende Aktivitäten machte. Kira hegte keinerlei Zweifel an der Durchführbarkeit dieses Unterfangens, sorgte sich aber wegen Taran’atars Ausflügen in die Holosuiten, bei denen er seine ohnehin beeindruckenden Kampffertigkeiten vertiefte. Entsprechend erschrocken reagierte sie, als er ihr gestand, sich wütend zu fühlen – lustlos, überflüssig und wütend.
    »Wie das?«, fragte sie vorsichtig. Die verhältnismäßig lange Inaktivität musste ihm zugesetzt haben, aber das …
    »Dies ist nicht unsere Art«, antwortete er. Obwohl er sein dies nicht spezifizierte, stand für Kira außer Frage, dass er die Untersuchungen der letzten Tage meinte.
    Sie lehnte sich auf ihrem Sessel zurück und legte die Hände flach auf den Tisch. »Sicherlich sorgen sich auch Jem’Hadar um ihre Gesundheit«, sagte sie mit aufrichtiger Neugierde.
    Taran’atar nickte. »Wir werden aber nicht gesund, indem wir im Bett herumliegen.«
    »Manchmal …«, begann Kira, hielt dann aber inne. Eine Darstellung auf dem Computerbildschirm, der in die polierte Oberfläche ihres Tisches eingelassen war, hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt: Commander Vaughns Kursvorschlag für die Erkundung des Gamma-Quadranten mit der Defiant , ein grüner Bogen inmitten von hellen Punkten. Kira dachte nach. Eben noch hatte sie Taran’atar widersprechen wollen, aber ihr ging es auch darum, seinen Standpunkt verstehen zu lernen. In den Monaten seit ihrem Dienstantritt als Kommandantin der Station bemühte sie sich darum, auch andere Perspektiven zu respektieren – die der Besatzungsmitglieder ebenso wie die aller anderen Wesen, mit denen sie in Kontakt kam. Bisher misslang es ihr noch so oft, wie es glückte, doch in Taran’atars Fall war Verständnis kein seltenes Gut. Er war nach Deep Space 9 geschickt worden – und ins Exil, wie er selbst vermutlich dachte –, um unter Wesen zu leben, die er nicht verstand, und aus einem Grund, den er nicht begriff. Kira konnte die Umstände nachvollziehen.
    Doch falls der Jem’Hadar tatsächlich hier leben wollte, würde er über kurz oder lang hoffentlich mehr über die Bajoraner und die anderen Bewohner des Alpha-Quadranten lernen. Diese Hoffnung teilte Kira mit Odo.
    »Manchmal«, sagte sie wieder und sah zu ihm auf, »hilft Bettruhe bei der Genesung.« Dabei faltete sie die Hände vor der Brust, als wolle sie sich mit Gesten entschuldigen.
    »Uns nicht«, entgegnete er schlicht. »Sobald wir wieder kampffä-
    hig sind, ist unsere Rückkehr zum Dienst obligatorisch.«
    »Laut wessen Regeln?«, fragte Kira, ahnte die Antwort jedoch: Laut denen der Gründer und ihrer Handlanger, den Vorta.
    Taran’atars Antwort überraschte. »Das ist unsere Natur«, erklärte er. Kira konnte nicht widersprechen. Der

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