Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
entsprach den von der Föderation gesammelten Daten.
    Vaughn betätigte eine Taste und schaltete das Display ab. »Ich möchte Sie noch etwas fragen«, begann er. »Halten Sie es für wahrscheinlich, dass das Dominion unseren Versuch, den Gamma-Quadranten zu erforschen, behindern wird?« Er selbst war sich sicher, keiner derartigen Bedrohung entgegenzublicken, und hatte genü-
    gend Berichte gelesen, um zu wissen, dass sich die Gründer und ihre Helfer bis auf Weiteres in ihr eigenes Gebiet zurückgezogen hatten. Einzig Taran’atars Einschätzung der Lage interessierte ihn.
    »Sie sahen die Nachricht, die ich vom Gründer erhielt«, sagte dieser. »Er teilte Ihnen mit, dass das Dominion in keinerlei friedliche Erkundungsmissionen eingreifen werde, solange man es in Ruhe lasse.«

    »Ja«, bestätigte Vaughn. »Ich kenne die Nachricht. Aber ich bat Sie nicht um eine Wiederholung, sondern um Ihre Meinung.«
    »Meine Meinung?«, wiederholte Taran’atar, als sei dieser Begriff einem Jem’Hadar nicht geläufig. »Meine Meinung ist nicht relevant.
    Keine Meinung ist relevant. Der Gründer sagte es, also ist es so.«
    »Verstehe.« Vaughn nickte langsam. »Dann danke ich Ihnen für Ihre Zeit und Mühe. Ich habe alles, was ich brauche.« Er erhob sich.
    Taran’atar folgte so schnell, als müsse er einen Angriff abwehren.
    Ohne das Gesprächsende mit einer Bemerkung oder einem Nicken zu quittieren, begab sich der Jem’Hadar zur Tür, wandte sich aber kurz vor der Schwelle erneut um. »Warum tun Sie das?«, fragte er.
    »Meinen Sie die Erforschung des Gamma-Quadranten?«
    »Ja.« Taran’atar trat einen Schritt zurück in die Raummitte. »Sie wissen ganz offensichtlich nicht, wohin Sie reisen, und sorgen sich vor Angriffen des Dominion.«
    »Der Sinn der Forschung liegt im Unbekannten«, erklärte Vaughn.
    »Würden wir an einen vertrauten Ort fliegen, wäre es keine Er-kundungsreise, oder?« Er lächelte, doch sein Scherz schien keinerlei Auswirkungen auf Taran’atar zu haben. »Und ich sorge mich nicht um das Dominion.«
    »Es gibt auch andere Gefahren«, sagte Taran’atar nahezu bedrohlich. »Also: Warum?«
    »Weil es in unserer Natur liegt«, antwortete Vaughn. »Menschen und viele andere Spezies finden ihren Lebenszweck darin, Einsich-ten über sich und ihr Volk zu gewinnen. Der Drang zur Forschung ist unser Antrieb.«
    Taran’atar schien einen Moment nachzudenken. Dann sagte er: »Es ist eine Schwäche.«
    Lächelnd nahm Vaughn wieder Platz. »Was ist keine?«, entgegnete er. »Nochmals danke für Ihre Hilfe.«
    Taran’atar sah ihn einen Augenblick an und ging dann davon.
    Vaughn drehte sich den Monitor wieder zurecht und rief sich die Kursgrafik auf. Ein kleines, gelbes Rechteck umschloss nun die von Taran’atar gezeigten Sterne – ein winziges Gebiet, das die Defiant binnen ein oder zwei Tagen hinter sich gelassen haben würde.

    Vaughn begriff mit einem Mal, dass er sich auf eine Mission begab, deren Inhalt und Ausgang ihm völlig unbekannt war.
    Zu seiner eigenen Überraschung erfreute ihn diese Vorstellung.

    Kapitel 8
    Kira trat von der hinteren Wand ihres Büros zurück und betrachtete das Gemälde, das sie soeben aufgehängt hatte. Die einen Meter lange und etwa halb so breite Leinwand wurde von einem vergoldeten Rahmen gehalten. Vorne rechts zeigte sie das grünweiße Bajor in der Schwärze des Alls. Endalla, der erste und größte der fünf Monde, hing links von der Mitte des Gemäldes, und tanzte gemeinsam mit Derna, Jeraddo und den anderen um die wolkenverhangene Welt-kugel.
    Kira wusste Kunst zu schätzen, war aber noch nie so von einem Gemälde berührt worden. Vor der Evakuierung Europa Novas hatte die Vereinigung der Promenadenhändler ein Kunstfestival veran-staltet, das sie aus Anstandsgründen und ohne Kaufabsichten besucht hatte. Damals war sie auf dieses Bild gestoßen: Bajor in Frieden. Acto Viri, eine Künstlerin aus der Provinz Wyntara Mas, hatte es gemalt – in kurzen Pinselstrichen –, und obwohl Kira auch von ihren restlichen Arbeiten beeindruckt gewesen war, hatte es sie stets wieder zu dieser zurückgeführt.
    Später war ihr etwas aufgefallen, das sie vorher gar nicht bemerkt hatte: In der oberen rechten Ecke des Gemäldes hing ein hellblauer Punkt, kaum größer als die weißen Sternenkleckse, als sehe er auf Bajor und dessen Kinder herab. Fast wirkte er wie ein Fehler der Künstlerin, doch Kira wusste es besser. Mit bloßem, ungeschultem Auge war der Himmlische Tempel von

Weitere Kostenlose Bücher