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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Gedanke an eine Situation vor sechs Jahren, bei der sie und ihr Volk die Skrreea in einer ähnlichen Notsituation abgewiesen hatten, er-füllte sie noch immer mit Schmerz und Schuldgefühlen.
    »Ops an Colonel Kira.« Die Stimme gehörte Ensign Selzner.
    Kira berührte ihren Kommunikator, der zirpend zum Leben erwachte. »Kira hier. Sprechen Sie.«
    »Colonel, ein Schiff ruft uns und bittet um Andockerlaubnis« , sagte Selzner. »Es ist die Trager , Sir. Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
    Macet , dachte Kira. Warum verschwindet er nicht? Dies war das dritte Mal innerhalb eines Monats, dass er und sein Kriegsschiff an DS9
    Halt machten. Aufgrund von Macets Hilfe bei Torona IV war es Commander Vaughn gelungen, Kira davon zu überzeugen, weitere Reparaturen an seinem Schiff zu gewähren.
    Hilft er uns etwa deswegen? , fragte sie sich. Ein Cardassianer, der Unterstützung im Austausch für Schiffswartung anbot? Nein, derartiges Verhalten passte eher zu einem Ferengi.
    »Stellen Sie Gul Macet zu mir durch, Ensign«, bat Kira.
    »Aye, Sir.«
    Mit einem leisen elektronischen Signal erschien der Cardassianer auf dem Monitor. »Colonel Kira« , grüßte er lächelnd. »Es ist schön, Sie zu sehen.«
    »Gul Macet«, erwiderte sie den Gruß – mit einem Lächeln, das hoffentlich nicht so falsch aussah, wie es sich anfühlte. Seit der Besatzung hatte sie gelernt, Cardassianer nicht als komplettes Volk zu verurteilen, sondern sie als Individuen zu sehen. Nun aber blickte sie in mehr als ein cardassianisches Gesicht. Das da war Dukat, zumindest optisch, und an diese unheimliche Ähnlichkeit hatte sie sich immer noch nicht gewöhnt. »Bevor ich Ihnen Andockerlaubnis erteile, wüsste ich gern den Grund Ihres Besuchs.«
    »Ah … selbstverständlich, Colonel« , entgegnete er mit leichtem Zö-
    gern. Er schien nicht erwartet zu haben, sein Erscheinen im bajoranischen Raum rechtfertigen zu müssen.
    Arrogant , urteilte Kira. Vielleicht unterschied sich Macet doch nicht so sehr von seinem Cousin. »Gibt es ein Problem, Macet?«, fragte sie.
    »Haben Sie etwa keinen guten Grund für Ihren Besuch auf DS9?«
    »Doch, doch, Colonel« , antwortete er. Sein Tonfall mochte anders sein, aber die Stimmlage war unverkennbar Dukats. »Ich dachte nur, unser Kommen sei Ihnen bereits angekündigt worden. Wir sind hier, um beim Rücktransport der Europani zu helfen.«
    Einen Moment lang hob sie die Hand und fasste sich gedankenverloren ans Ohrläppchen. Sie kam sich töricht vor, hinter seinem erneuten Hilfsangebot falsches Spiel vermutet zu haben. Und dennoch …
    »Woher wissen Sie von der Rückkehr der Europani auf ihre Welt?«
    Sie selbst hatte erst am Nachmittag vom Ingenieurskorps erfahren, dass Europa Nova strahlungsfrei war.
    »Admiral Akaar teilte es mir mit.«
    »Admiral …« Kira stockte. »Ich verstehe.« Mit einem Mal schien ihr ihre Skepsis unangebracht. Sie betrachtete den Gul, konzentrierte sich auf die Haarbüschel, die von seinen Mundwinkeln hinab zum Kinn führten und den markantesten Unterschied zwischen Macet und Dukat darstellten. Eine weitere Frage kam ihr in den Sinn: Warum kam die Trager nach Deep Space 9, wenn der Großteil der Flüchtlinge doch auf Bajor wartete? Die Antwort folgte auf dem Fuße: Mit dem bei Weitem größten Schiff der Rettungsflotte konnten die Tausende auf der Station verbliebenen Flüchtlinge gemeinsam die Heimreise antreten – was die Koordination der Mission deutlich vereinfachte.
    »Verzeihen Sie, Macet«, sagte sie und begriff, dass sie weder den Wert seines Angebots, noch seine Absichten infrage stellen durfte.
    »Sie haben meine Erlaubnis zum Andocken.« Um ihm und ihr einen peinlichen Moment zu ersparen, fügte sie hinzu: »Ich bin heute Abend ein wenig erschöpft.«
    »Kein Problem, Colonel« , erwiderte Macet und besaß die Größe, über ihr anfangs so feindseliges Gebaren hinwegzusehen. »Meine Besatzung und ich stehen zu Ihrer Verfügung. Wir warten, bis Ihre Leute so weit sind, die Europani an Bord der Trager zu schicken.«
    »Danke. Bei uns ist es Nacht, von daher wird das noch acht bis zehn Stunden dauern.«
    »Dann freue ich mich darauf, wieder von Ihnen zu hören.« Macet nickte. »Und, Colonel … Meine Besatzung verbleibt auf der Trager , während wir an DS9 angedockt sind.«
    Bei keinem Besuch hatten sich Macet und seine Leute auf die Station gewagt. Angesichts der Ähnlichkeit, die der Gul zu seinem be-rüchtigten Cousin aufwies, hielt Kira dies für eine weise Entscheidung.

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