Zwielicht
Bajor aus nicht zu erkennen.
Kira hatte Bajor in Frieden erst erworben, nachdem sie durch das iconianische Portal zurückgekehrt war. Sie hatte Acto Viri kontaktiert und gefragt, ob es noch zu haben sei, und an diesem Morgen war es auf der Station angekommen. Nun stand sie da und bewun-derte die gelungene Darstellung von Bajors Platz im Universum aufs Neue.
Sogar die Sterne stimmen , dachte sie und sortierte sie automatisch in die Sternbilder, die sie seit Kindertagen kannte. Da war der Wald, dort die Läufer und ihr Liebling, der Tempel. Sie suchte weiter, fand die Flammen …
Kiras Blick blieb an der dreieckigen Formation hängen. Sie wusste, dass einer der unteren Sterne Sol war, der der Erde. Benjamins Stern.
Normalerweise zauberte ihr der Gedanke an den Abgesandten ein Lächeln ins Gesicht, doch nun erinnerte er sie an Captain Siskos Sohn. Seit zwei Monaten hatte niemand Jake gesehen oder von ihm gehört, nicht seit seinem Aufbruch zur Erde und seinem Großvater.
Sein Verschwinden war erst vierzehn Tage darauf aufgefallen, als Kasidy Yates mit Joseph Sisko sprach und erfuhr, dass dieser nicht nur nichts von Jake gehört hatte, sondern außerdem nichts von einem geplanten Besuch seines Enkels wusste.
Mitarbeiter der Föderation waren auf und in der Nähe der Erde mit der Suche nach Jake beschäftigt, und die Besatzung DS9s hatte im bajoranischen Sektor Ausschau gehalten. Kira war sogar zwecks Informationen zu Quark gegangen, der dem jungen Mann das Shuttle verkauft hatte, in dem dieser zur Erde reisen wollte – und sie hätte dem zwielichtigen Ferengi die Ohren abgerissen, hätte sich selbiges als mangelhaft herausgestellt. Doch Nog hatte das Shuttle persönlich überprüft und es für flugtauglich befunden. Außerdem waren der Mannschaft im ganzen Sektor keine Trümmerspuren untergekommen.
Während der Portalkrise war die Suche nach Jake zum Erliegen gekommen, da die Schiffe zur Evakuierung von Europa Nova benö-
tigt worden waren. Seit drei Wochen lief sie auf Kiras ausdrücklichen Wunsch hin wieder, verlor aber mit jedem Tag, der ergebnislos verging, an Dringlichkeit.
Kira versuchte, ihre Melancholie abzuschütteln, nahm das Bild einmal mehr in sich auf und kehrte zu ihrem Schreibtisch und den restlichen Arbeiten dieses Abends zurück. Auf ihrem Computer rief sie sich die Liste der Schiffe auf, die noch immer um die Station kreisten. Es waren weniger geworden, und binnen vier oder fünf Tage würde auch das Letzte verschwunden und Deep Space 9 abermals alleiniger Posten am Tor des Himmlischen Tempels sein.
Nun ja, nicht ganz , verbesserte sie sich. Die Defiant blieb noch sechs Tage – sieben, so der neue Plan –, und bald würde Captain Mello mit der Gryphon eintreffen. Wie Kira nicht ohne Ärger wusste, war ursprünglich die Mjolnir für den dreimonatigen Aufenthalt bei DS9
vorgesehen gewesen. Sie mochte Captain Mello zwar, hatte Captain Hoku aber lange nicht gesehen – nicht seit Kriegsausbruch – und sich daher schon darauf gefreut, ein wenig Zeit mit ihrer alten Freundin zu verbringen.
Es ist mehr als das , dachte sie, während sie den Flugplan der kommenden Woche durchging. Früher oder später würde Kalena ihr schon über den Weg laufen, und die Gryphon der Akira -Klasse war ohnehin ein besserer Defiant -Ersatz als die Mjolnir der Norway -Klasse. Nein, sie störte sich an der Art, auf die die Sternenflotte sie über diese Änderung informiert hatte und an Admiral Akaars Verhalten.
Kira war froh, dass er nur für das Gespräch mit ihr und die Begegnung mit Ratsmitglied zh’Thane auf der Station geblieben war. Nun war er das Problem des Premierministers.
Auf dem Monitor sah Kira, dass viele der in Stationsnähe liegenden Schiffe am kommenden Tag nach Bajor reisten. Die Rückführung der Europani lief an, und die Schiffe würden die Flüchtlinge aufnehmen und zu ihrer Heimat geleiten. Allen Schwierigkeiten mit der Flotte zum Trotz – insbesondere mit den administrativen Aufgaben und gewissen Admirals, mit denen sie sie belastete –, musste Kira dem Ingenieurskorps Achtung zollen. Früher am Tag war ihr zu Ohren gekommen, dass die Technikspezialisten der Sternenflotte die strahlenverseuchte Welt Europa Nova komplett hatten retten können. Dazu war nicht einmal ein Monat nötig gewesen, und die Sorge über den immensen Bevölkerungszuwachs auf Bajor war dadurch aufgehoben. Dennoch freute sich Kira darüber, wie bereitwillig ihr Volk den Europani Hilfe und Vorräte angeboten hatte. Der
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