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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Sie wollte ihm sagen, eine solche Einschränkung sei nicht notwendig, da er und seine Mannschaft herzlich willkommen seien, wusste aber, dass ihr Willkommen nicht zwangsläufig auch für die bajoranischen Zivilisten auf Deep Space 9 galt. Wie würden sie auf einen Gul reagieren, der dem verblichenen Skrain Dukat ähnelte wie ein Ei dem anderen?
    »Verstanden«, sagte sie. Macet nickte erneut, dann verschwand sein Abbild vom Monitor. Kira schaltete das Gerät aus und wandte sich an die Ops.
    »Selzner hier, Colonel« , kam die Rückmeldung.
    »Ensign, geben Sie Gul Macet Andockerlaubnis, sobald die Trager eintrifft«, ordnete sie an.
    »Ja, Sir.«
    Kira lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und hoffte, Macets Bereitschaft, Bajor bei seinen Problemen zu helfen, war echt und seine Motive, wenn schon nicht selbstloser, so doch wenigstens diplomatischer Natur. Dennoch blieb ihre Skepsis, und sie ärgerte sich dar-
    über. Ihr Leben lang hatte sie gekämpft, um ihr Volk aus den Klauen der Cardassianer zu befreien. Und war erfolgreich gewesen, den Propheten sei Dank. Doch wie frei, wie stark mochte ein Bajor sein, das sich nicht der Tyrannei seiner eigenen Furcht entziehen konnte, seines Hasses und seines Rassismus?
    Am anderen Ende ihres Büros konnte sie das Regal sehen, in dem Als die Propheten weinten stand und entsann sich einer Passage, in der Vedek Synta ihr Volk dazu anhielt, seine Feinde wie Freunde zu behandeln. Die Schriften steckten voller nobler Gesten, doch während und seit der Besatzung sah man sie selten in der Realität. Wie umarmte man seinen Folterer, Vergewaltiger, Sklaventreiber oder Mörder? Wie konnte man das?
    Wut und bittere Erinnerungen. Kira drängte sie fort. Es war ihr Schicksal, auf ewig Soldatin zu sein, doch momentan kommandierte sie Deep Space 9 und war eine Anführerin, ja sogar eine Diplomatin.
    Nach allem, was im vergangenen Jahrzehnt geschehen war – vom Ende der Besatzung bis zur Himmelfahrt des Abgesandten –, konnte sie nicht anders, als die Gegenwart als Scheideweg Bajors zu betrachten. Als geschichtsträchtigen, entscheidenden Moment.
    Admiral Akaar und seine Frage über die bajoranische Unterstützung Cardassias kamen ihr in den Sinn. Er hatte die Cardassianer über die Rückkehr der auf Bajor untergekommenen Europani in Kenntnis gesetzt. All das, nachdem der Premierminister die Föderation um eine Reevaluation unseres Mitgliedsantrags bat , dachte sie. War Akaar gekommen, um in dieser Sache und gemeinsam mit Ratsmitglied zh’Thane das letzte Urteil zu fällen? Spielte Bajors Umgang mit Cardassia eine Rolle in seinen Überlegungen?
    Mit einem Mal fühlte sie sich sehr müde. Sie stand auf, verließ das Büro, und als die Tür aufglitt und sie die Treppen zur Ops hinunter-stieg, begleiteten sie die Blicke der wenigen Anwesenden – sowie Taran’atars. »Gute Nacht«, sagte sie knapp, und im Gegensatz zu ihm erwiderte die Besatzung den Gruß. Kira betrat die obere Ebene und den Turbolift, drehte sich um und blickte zurück auf die Ops.
    »Habitatring«, sagte sie und fügte die Sektion an, in der sich ihr Quartier befand.
    Der Lift war gerade angefahren, da fiel ihr ein junger Bajoraner auf
    – Corporal Aleco Vel –, der an einer Konsole im hinteren Bereich des Raumes arbeitete, und sie begriff, dass er wie sie war. Auch er hatte stets Hass für die Cardassianer empfunden. Kira entsann sich einer Erzählung ihres Vaters, laut der Bajoraner und Cardassianer einst friedlich zusammengelebt hatten. Generationen, die älter als die ihres Vaters waren, mochten sich sogar an derartige Tage erinnern, und vielleicht vereinfachte ihnen dieses Wissen den Glauben an einen erneuten Frieden zwischen den beiden Welten. Leute wie Kira und der junge Mann auf der Ops sahen in einem Cardassianer jedoch stets den Gegner. Weil es für sie nie anders war.
    Der Turbolift beendete den vertikalen Teil seiner Reise und bewegte sich nun horizontal zum Habitatring hinaus. Gewissermaßen stellten die Cardassianer nun eine größere Herausforderung dar, als je zuvor, vermutete sie. Kämpfen ist leicht. Akzeptanz ist schwer.
    Das Bild des jungen Corporals ging ihr während der gesamten Fahrt nicht aus dem Sinn, und als der Turbolift sein Ziel erreichte, fragte sie sich noch immer, ob ihre Generation jemals in die Zukunft schauen, sich von der Besatzung weg und den Cardassianern zuwenden mochte. Sie selbst, fand sie, war endlich dazu in der Lage.
    Nur bei ihren bajoranischen Schwestern und Brüdern hegte sie

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