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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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die Zeit, bis alle vier gegnerischen Schiffe bei ihnen waren.
    »Sechs Minuten«, antwortete Bowers. Er hob die Hand zur Stirn und wischte sich den Schweiß ab. Die Luft auf der Brücke war stickig, obwohl sich der Rauch zusehends legte.
    »Haben wir Warp?«, erkundigte sich Vaughn.
    »Warptriebwerke sind intakt«, meldete Nog, »aber an der hinteren Gondel ist eine kleine Fraktur.«
    »Wie schlimm?«
    »Schlimm genug. Mehr als ein paar Sekunden Warpflug hält sie nicht aus.« Nog blickte über die Schulter. Sein Gesicht, die großen Ohren und den kahlen Kopf bedeckte ein dünner Schweißfilm.
    »Wie viele?«, fragte Vaughn und sah erneut zum Hauptmonitor.
    Irgendwo zwischen diesen Sternen näherten sich die Jarada, um sich ihren Schwesterschiffen anzuschließen und diesem einseitigen Kampf ein explosives Ende zu bereiten.
    »Wie viele was?« Nog klang so verwirrt, als hätte Vaughn die Frage in einer fremden Sprache gestellt.
    »Wie viele Sekunden Warp bleiben uns?«
    Nog kniff die Augen zusammen. Die Falte, die zwischen seinen Ohren quer über seine Stirn führte, vertiefte sich. Aller sichtlichen Ratlosigkeit zum Trotz blickte er auf seine Konsole. »Maximal vierzig. Vielleicht auch nur fünfundzwanzig.«
    »Lieutenant«, wandte sich Vaughn an Dax. »Wann sind wir weit genug weg, um auf Warp zu gehen?«
    »Bei linearem Kurs in sieben Minuten«, antwortete die Trill sofort.
    »Knapp anderthalb Minuten nach dem Eintreffen des dritten und vierten Schiffes der Jarada.«
    Vaughn blickte sich um, beobachtete die Brücke, ging im Geiste die Situation durch. Sie mussten außerhalb der Schussreichweite der beiden neuen Jarada-Schiffe bleiben. Falls diese in den Kampf ein-stiegen, würde er schnell enden. Beim derzeitigen Abstand zu Torona IV konnte Vaughn es riskieren, auf Warp zu gehen. Natürlich war es gefährlich, so tief in der Schwerkraft eines Planeten zu starten, doch entstanden dadurch nur selten wirkliche Schäden. Das eigentliche Problem bestand darin, dass die Jarada eine solche Tat als Geringschätzung gegenüber ihrem Planeten und Volk ansehen und den Konvoi angreifen würden.
    Vaughns Blick fiel auf die Brückenmitte und den Kommandantensessel. Zu seiner Überraschung lag Prynns Leichnam nicht länger daneben. Auch Dr. Bashir war fort. In all dem Chaos hatte er sie gar nicht wegbeamen hören.
    Zorn brach aus dem See seiner unterdrückten Emotionen hervor.
    Gegen seinen Willen versteifte sich sein Körper, trieb ihn zum Handeln. Vaughn biss die Zähne zusammen, ballte die Hände zu Fäusten. Die Jarada hatten die Defiant angegriffen und sein einziges Kind getötet – weshalb? Weil sie um Hilfe bei der Rettung einer halben Million Leben gebeten worden waren und nun den Lohn dafür nicht mochten? Vaughn presste die Lippen aufeinander, schloss die Augen. Sein ganzes Wesen sehnte sich danach, das Feuer zu erwidern und die zerstörerische Kraft dieses für den Kampf gegen die Borg entworfenen Schiffes zu entfesseln. In Gedanken sah er die Trümmer der Jarada-Angreifer durchs All treiben. Und er hörte den Befehl, von dem er wusste, dass er ihn nie geben würde: Phaser ausrich-ten. Quantentorpedos laden. Feuern Sie nach eigenem Ermessen.
    Mit jeder Faser seines Seins sehnte er sich danach, seine Tochter zu rächen und seine Besatzung zu schützen, doch er kannte die Folgen, die ein solcher Angriff unter diesen Umständen mit sich bringen würde. Kurz dachte er an das andere Militärschiff, das den Konvoi begleitete. Die cardassianische Trager hatte sich während der Evakuierung außerhalb des Torona-Systems befunden, um die Jarada nicht zu provozieren. Selbst wenn sie nicht vom Dominion-Krieg gezeichnet wäre, würde sie nicht Dutzende ziviler Raumer gegen die Attacken einer ganzen Schwadron von Jarada verteidigen können. Und zu diesen Attacken würde es kommen, sobald die Defiant das Feuer erwiderte.

    Vaughn öffnete die Augen und zwang seine Gefühle an ihren Platz zurück. Seine Atmung verlangsamte sich, sein Körper entspannte. Als er die Finger streckte, merkte er, dass ihm die rechte Hand wehtat.
    Er ignorierte den Schmerz, so gut er konnte, und wandte sich an Bowers. »Status der Tarnvorrichtung?«, fragte er, während er noch immer nach einem Weg suchte, die Besatzung sicher nach DS9 zu bringen.
    »Sie funktioniert«, antwortete Bowers knapp.
    »Ich dachte, wir dürften sie nicht …«, begann Ensign ch’Thane, hielt aber sofort inne. Vaughn sah zur Wissenschaftskonsole an der Steuerbordseite der

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