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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Kasidy war zu höflich gewesen, sie abzu-weisen – nicht zuletzt, da Ben diese aufrichtigen Personen so liebte.
    Doch während die Tage verstrichen waren, hatte sie sich einige Bewohner Adaraks beiseitegenommen und sie wissen lassen, dass sie die Hilfe und die guten Wünsche zwar zu schätzen wisse, aber etwas mehr Einsamkeit gegenüber nicht abgeneigt sei. Zu ihrer Überraschung hatten die Dorfbewohner das verstanden und ließen sie seitdem nicht nur in Frieden – zumindest die meisten –, sondern schützten sie außerdem nach bestem Wissen und Gewissen vor un-geladenen Gästen. Sie hatten ein Auge auf den Verkehr, hielten Land- und Luftwege frei. Über das Komm-Netzwerk erhielt Kasidy nach wie vor Anfragen, und gelegentlich drang auch ein Besucher zu ihr durch, doch an den meisten Tagen sah sie höchstens Itamis Nath, den örtlichen Briefträger. Die Briefe erreichten sie zwar via Transporter, doch gelegentlich kam er mit – um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
    Die Gestalt auf dem Weg winkte. Kasidy hob die Hand aus den Untiefen ihres Schals und erwiderte den Gruß, obwohl sie sie noch immer nicht identifizieren konnte. Nicht Nath, so viel war klar, und niemand anderes, den sie im Ort kannte. Vielleicht ein Fremder , dachte sie und biss sich gedankenverloren auf die Unterlippe. Hoffentlich stand ihr keine weitere Begegnung mit einem treugläubigen Bajoraner bevor. Sie war nicht in der Stimmung für Gäste; erst recht nicht für einen, der ihr und ihrem ungeborenen Kind huldigen wollte. Wer es auch war, trug einen breiten Hut, wie sie nun bemerkte, und wirkte eher klein …

Nog , erkannte sie ihn endlich und lächelte. Was sie für einen Hut gehalten hatte, waren seine Ohren. Was mochte ihn unangekündigt bis nach Bajor treiben – und warum ging er zu Fuß, statt in Adarak einen Transporter zu nehmen? Nog und sie kannten sich, seit sie Jake begegnet war – noch heute waren die zwei jungen Männer beste Freunde –, und in den Wochen und Monaten nach Bens Verschwinden hatte sie ihn immer besser kennengelernt. Ben hatte Nog geholfen, der erste Ferengi in der Sternenflotte zu werden, und Nog hatte Ben stets mit Respekt und Wertschätzung behandelt. Mindestens ein Mal pro Tag meldete Nog sich bei ihr, um ihr Neues von der Suche nach Jake zu berichten und zu plaudern. Mittlerweile waren sie gute Freunde und er, wie die Bajoraner dieser Gegend, eine Art Beschützer für sie. Er hatte sogar eine der Rettungskapseln von der Xhosa so modifiziert, dass sie sie für Notfälle hinter dem Haus aufbewahren konnte. Schwanger wie sie war, wollte er ihr den halb-stündigen Fußmarsch in den Ort ersparen, der nötig wurde, falls der Transporter einmal inaktiv war.
    Kasidy sah Nog die staubige Straße entlanggehen und änderte ihre Meinung. Diesen Gast wollte sie nicht nur sehen, sie freute sich auch über ihn. Am Nachmittag hätte sie ihn ohnehin auf Deep Space 9
    kontaktiert, nach dem Brief an Joseph. Abermals fragte sie sich, warum er extra persönlich bei ihr vorbei …
    Und plötzlich verstand sie es. Jake. Sie haben Jakes Leiche gefunden.
    Etwas Derartiges würde er ihr nicht via Subraum mitteilen, sondern persönlich. Bitte nicht. Nicht schon wieder. Sie trat von der Veranda, um ihm entgegenzurennen.
    Aber was ist mit Nerys? In den letzten Monaten waren Kasidy und die Stationskommandantin ebenfalls Freunde geworden, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Nerys ihr eine so schlimme Nachricht nicht selbst überbrachte. Vielleicht …
    »Vielleicht solltest du warten, bis er hier ist«, tadelte sie sich dafür, vorschnell schreckliche Schlüsse zu ziehen. Trotzdem konnte sie das unangenehme Gefühl nicht abschütteln.
    Schon bevor Nog das Haus erreicht hatte, entspannte sie sich. Der Ferengi grinste breit, demnach brachte er keine schlechten Nachrichten – auch wenn er tatsächlich etwas zu bringen schien: In einer Hand hielt er eine kleine Schachtel, die mit einem Band zugebunden war. Als er in Hörweite war – und mit solchen Ohren musste er das schon längst sein, dachte sie amüsiert –, rief sie ihn. »Hallo Nog!«
    Er winkte wieder mit der freien Hand. Als er den Weg verließ und den Pfad betrat, der zum Haus führte, grüßte er zurück. »Hi.« Statt seiner Uniform trug er eine bequem wirkende blaue Hose und ein grünes Sweatshirt unter einer dünnen Jacke. Während er näher kam, hielt er die Schachtel hoch. »Hier, ich bringe dir ein paar argeliani-sche Teekuchen. Ich weiß, wie sehr du die

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