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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Unterhaltung steuerte. »Hast du was auf dem Herzen, L. J.?«, fragte er.
    »Hältst du es für klug, Prynn während der Mission im Gamma-Quadranten an Bord zu haben?«, entgegnete Akaar und bemüh-te sich, weder zu besorgt, noch zu jovial zu klingen. Wenn er Vaughn auf den richtigen Pfad lenken wollte, musste er behutsam vorgehen.
    Vaughn sah ihn nach wie vor an. »Du hast es selbst gesagt: Sie ist ein außergewöhnlich talentierter Steueroffizier.«
    »Und du sagtest, sie sei ein wenig zu verbissen«, konterte er.
    Vaughn ignorierte den Einwand. »Sie verdient eine Chance in der Alpha-Schicht. Und die Defiant kann sie gut gebrauchen.«
    Akaar leerte das Glas und stellte es neben Vaughns. Ein purpurfarbener Tropfen glitt an der Innenseite nach unten. »Es hat seinen Sinn, dass die Sternenflotte mitunter empfiehlt, Angehörige nicht gemeinsam zu stationieren.«
    »Heutzutage schicken wir ganze Familien ins All.«
    »Nicht die des Captains, und gewiss nicht, wenn mehrere Mitglieder dieser Familien Offiziere auf demselben Schiff sind«, beharrte Akaar nachdrücklich. Er musste Vaughn klarmachen, wie wahnsin-nig es war, seine Tochter auf der Defiant zu haben. »Das solltest du besser als jeder andere wissen.«

    Vaughn sprang auf, als sei das Sofa eine Raketenbasis. Er schritt zum Fenster, stand einen Moment schweigend da und stützte sich dann auf dessen Rahmen ab, um hinauszublicken. Kein Wort kam über seine Lippen.
    Akaar weigerte sich, nachzugeben. »Es ist unverantwortlich und gefährlich, Prynn auf deiner Brücke zu haben«, fuhr er fort, auch wenn ihn jedes Wort schmerzte. »Besonders, wenn ihre Verbissen-heit … Besonders, wenn sie dir noch die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt.«
    »L. J.«, sagte Vaughn, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.
    »Verzeih mir, Elias, aber ich habe bereits Schritte eingeleitet, Prynn versetzen zu lassen.«
    Nun wirbelte Vaughn herum. »Was?«
    Akaar erhob sich. Er hasste, was er tat, wusste jedoch, dass es das Richtige war. Und er hoffte, dass auch Vaughn dies eines Tages begreifen würde.
    »Tu das nicht!«, zischte Vaughn. Kaum noch zu verbergende Wut schwang in jeder Silbe mit. So hatte Akaar seinen Freund nie erlebt.
    »Captain Mello hat eingewilligt, sie auf die Gryphon zu nehmen«, fuhr der Capellaner fort. »Außerdem überlässt sie Deep Space 9 ihren Alpha-Schicht-Steuermann, damit du ihn mit in den Gamma-Quadranten nehmen kannst.«
    »Tu das nicht«, wiederholte Vaughn. »Bitte.«
    Akaar trat zu ihm und hoffte, damit mehr als nur die körperliche Distanz zwischen ihnen zu überwinden. Doch die Wut, die er in Vaughns Augen zu sehen erwartete, war nicht da. Stattdessen fand er Schmerz – und etwas, das er nie zuvor an Elias Vaughn gesehen hatte: Angst. »Es ist so am besten«, sagte er. »Und ich denke, das ist dir bewusst.«
    »Mir ist das bewusst «, gab Vaughn zu. »Oder glaubst du, ich habe das nicht durchdacht?« Abermals wandte er sich ab und sah hinaus.
    »Wieder und wieder habe ich mit mir gerungen und die gleichen Argumente wie du vorgebracht. Ich dachte daran, sie zu versetzen
    … Sogar an meine eigene Versetzung.«
    »Aber du bist hier, um mit Prynn ins Reine zu kommen«, ergänzte Akaar.
    Vaughn drehte sich um. »Das stimmt nicht. Natürlich wusste ich von ihrer Anwesenheit, aber … meine Motivation, alles stehen und liegen zu lassen und mein Leben neu auszurichten, kam aus einer anderen Ecke …«
    »Und die wäre?«
    Die Erzählung, die Vaughn zögerlich folgen ließ, war eigenartig und beunruhigend. Sie handelte von einer Erfahrung mit einem bajoranischen Drehkörper, und wäre sie von jemand anderem gekommen, hätte Akaar sie für Fiktion gehalten. So jedoch …
    »So kenne ich dich gar nicht. Du und Mystizismus?«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Vaughn. »Und ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff hier greift. Aber wie dem auch sei, ich betrachte es als Erweckungserlebnis. Und es ging nicht um Prynn, sondern um mich. Um meinen Wunsch, zu forschen.«
    »Dann forsche«, erwiderte Akaar. »Aber nimm Prynn nicht mit!«
    Vaughn hielt inne und sah zu Boden, als wolle er seine Gedanken
    – nein: sich selbst – sammeln. So verzweifelt hatte Akaar ihn nie gesehen. Als er wieder aufblickte und sprach, war seine Stimme laut und flehend. »Dies ist vielleicht meine letzte Chance für einen Neuan-fang mit ihr. Wir machen Fortschritte, arbeiten seit Wochen gut zusammen. L. J. du weißt, was es heißt, ohne Vater aufzuwachsen.
    Stell dir vor, du hättest

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