Zwielicht
zudem keine Mutter gehabt.«
Die persönliche Ebene seiner Worte überraschte Akaar. Mit einem Mal empfand er Mitleid – und die lange unterdrückte melancholi-sche Erinnerung an den Vater, den er nie kannte. An die Furcht, die er verspürt hatte, wann immer seine Mutter während seiner Kindheit in Lebensgefahr geraten war.
»Warum ist Prynn noch auf DS9 und bereit für den Pilotensitz der Defiant «, fragte Vaughn, »wenn nicht deshalb, weil ein Teil von ihr den Neustart mit mir will?«
»Sie liebt ihren Beruf«, antwortete Akaar, wusste aber, wie schwach dieses Argument war. Die Richtung der Unterhaltung hatte sich geändert.
»Sie liebt ihren Beruf mehr, als sie ihren Vater hasst«, ergänzte Vaughn. »Wenn du mich fragst, ist das ein Anfang.«
Akaar sah ihn an und spürte, wie sein Widerstand schwand.
Schließlich neigte er den Kopf. »Einverstanden«, sagte er und hoffte, es nie bereuen zu müssen.
Erleichterung lag in Vaughns Stimme. »Danke.«
»Ich muss Captain Mello informieren.« Akaar wandte sich um und ging zur Tür. »Danke für das Essen und den Grosz .«
»L. J.«, rief Vaughn und ließ ihn innehalten. »Falls du befürchtest, ich brächte die Besatzung in Gefahr, weil Prynn an Bord ist – das wird nicht geschehen. Ich verspreche es.«
»Ich weiß«, erwiderte Akaar. »Aber manchmal muss ein Kommandant schwierige Entscheidungen treffen … Opfer bringen. Du wirst das Beste für deine Mannschaft tun.«
»Ich danke dir«, sagte Vaughn.
»Danke mir nicht«, widersprach der Capellaner. »Nicht dafür. Genau deswegen mache ich mir ja Sorgen: Das Beste für deine Besatzung ist nicht unbedingt das Beste für Prynn und dich. Versteh doch, Elias: Ich habe keine Angst um deine Leute. Sondern um euch beide !«
Vaughn schwieg. Akaar hielt seinem Blick kurz stand, dann drehte er sich um. Die Tür glitt auf. Als er Vaughns Quartier verließ, fragte er sich, ob er seinem alten Freund soeben einen Gefallen getan oder ihn einem furchtbaren Schicksal überantwortet hatte.
Kapitel 13
Die Sonne schien auf die Berge und spiegelte sich in der Ferne auf dem glitzernden Band des Flusses. Mittlerweile waren die kräftigen Farben des Herbstes – das Grün des Rasens, das Rot und Orange der herabfallenden Blätter – verschwunden und hatten denen des Winters Platz gemacht, dem Gelb verdorrenden Grases und dem Braun der kahlen Bäume. Kasidy Yates stand auf der Veranda, sah über das Land und ahnte, dass wieder ein Wechsel bevorstand. Für das Monatsende war Schnee vorhergesagt, und schon bald würde alles weiß bedeckt sein. In der letzten Woche hatte sie es schon auf einigen Bergspitzen erahnen können.
Kasidy griff nach dem dunkelblauen Schal auf ihren Schultern und zog ihn enger. Seit Wochen war es nicht so warm gewesen, denn die Winde hatten nachgelassen. Und doch hing Kälte über der Gegend wie eine Decke. Kasidy atmete tief ein und genoss die Frische der Luft, obwohl sie den reichen, süßen Duft der Moba -Frucht vermisste, die im Sommer wuchs.
Jetzt mach aber mal einen Punkt! , rief sie sich zur Ordnung. Du wohnst erst einige Monate hier. Dennoch hatte sie den Ort im Sommer besucht, als die saftigen, violetten Kugeln der Moba -Frucht reif von den Bäumen gehangen hatten. Damals hatte ihr Aroma sie verzaubert, und sie freute sich schon auf den nächsten Sommer, wenn sie inmitten dieses Duftes leben würde und …
Kasidy unterbrach sich, bevor der Gedanke beendet war. Sie weigerte sich, über die Zukunft und die Frage, wer dann bei ihr war, nachzugrübeln, denn sie beinhaltete schließlich auch die Gedanken an diejenigen, die nun nicht an ihrer Seite standen. Sie lockerte den Schal und sah auf die Wölbung ihres Bauches unter dem Pullover.
Als sie mit der Hand darüber strich, musste sie lächeln. Ob Sohn oder Tochter – was da in ihr wuchs und ihr noch so fremd war, wür-de den Sommer ebenfalls sehen.
Kasidy folgte der Veranda zu ihrem westlichen Ende, wo die Sonne noch einen Teil der Holzplanken erwärmte, griff nach einem der beiden Schaukelstühle und zog ihn ins Licht. Es kostete sie kaum Mühe, sich hinzusetzen, auch wenn es von Tag zu Tag schwerer wurde. An ihr letztes Trimester dachte sie nur mit Grausen.
Eine Wolke warf einen Schatten auf Land und Haus. Kasidy zog ihren Schal enger, und als die Wolke vorüber war, hob sie den Kopf, schloss die Augen und ließ ihr Gesicht von Bajors Sonne wärmen.
Diesmal konnte sie nicht verhindern, dass sich Ben in ihre Gedanken schlich. Früher oder
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