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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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das er lange nicht an ihr gesehen hatte. Kaum war er über die Schwelle, fielen ihm die angenehm höhere Temperatur und die Luftfeuchtigkeit auf.
    »Guten Abend, Zhavey «, sagte er und trat zu einem Tisch, um sein Padd abzulegen. »Und danke für die Einladu…«
    Hinter mir ist jemand! Shar spürte die elektromagnetische Signatur mit den Antennen. Er wirbelte herum – und noch bevor seine Augen den Unbekannten erblickten, wusste er, dass es ein Andorianer war.
    Und nicht irgendeiner. In der dunklen Ecke links von ihm stand eine große Gestalt. Ihre langen Locken waren wie Shars, aber straff zu-rückgezogen und hinter dem Kopf zusammengebunden.
    Von der Situation überrascht, erkannte Shar seinen Bündnispartner zuerst gar nicht. Dann staunte er. »Anichent.«
    »Hallo Shar«, grüßte Anichent lächelnd, trat aus den Schatten und umarmte ihn. Einen Moment lang stand Shar einfach da, die Arme an den Seiten, und wusste nicht, was er denken und fühlen sollte.
    Dann trafen sich seine Hände hinter Anichents Rücken und er drückte seinen Bündnispartner an sich. Er und Shar waren sich nicht begegnet, seit …
    Seit wann? , fragte Shar sich und wusste es nicht. Bis zu diesem Augenblick hatte er auch nicht geahnt, wie sehr er Anichent vermisste.
    Die intensive Emotion überraschte ihn, doch er ließ nicht von seinem Bündnispartner ab. Als sie sich endlich lösten, legte ihm Shar die Hände auf die Oberarme und betrachtete sein gutaussehendes Gesicht. »Was machst du hier?«, wollte er wissen. Anstatt zu antworten, sah Anichent an ihm vorbei.
    Da registrierte Shar die zweite Präsenz. Wie zuvor wirbelte er herum und ahnte ihre Identität, bevor er sie sah. Dizhei – kleiner, etwas stämmiger, aber auf hübsche Art – stand in der anderen Ecke der vorderen Raumhälfte.
    Und mit einem Mal begriff er. Als Dizhei auf ihn zutrat, wich er zurück, den Blick auf Zhavey gerichtet. Das Chaos in seinen Gedanken verschwand und ließ eine Leere zurück, die Gefahren barg.
    Shars Muskeln spannten sich an. Zorn raste durch seinen Körper, sein Blut schien in Flammen zu stehen. Hände ballten sich zu Fäusten, und das Padd, das er noch immer hielt, zersplitterte unter ihrem Druck. Shar ließ die Trümmer fallen, beachtete sie nicht, rannte los.
    Ein Sofa stand zwischen ihm und Zhavey , doch er hechtete darüber, landete mit gebeugten Knien und angewinkelten Armen. Bereit zum Angriff, zum …
    Zhavey.
    In der letzten Sekunde, bevor seine Familie unwiederbringlich auseinandergerissen worden wäre, gelang es ihm, sich zu stoppen.
    Shar zwang die Wut zurück, stand auf und versuchte, Körper und Geist abermals in Einklang zu bringen. Als er zu Zhavey blickte, lag Trauer auf ihren Zügen – nicht Furcht, nicht Missbilligung. Charivretha stand vor ihm, seine beiden Bündnispartner hinter ihm, und trotzdem fühlte Shar sich allein.
    »Was hast du vor, mein junger Chei ?«, fragte sie leise. Die Frage bezog sich auf weit mehr als seine Pläne für die kommenden Minuten, und er wusste es. Doch nicht einmal das hätte er ihr in diesem Augenblick sagen können – von den kommenden Tagen, Monaten und Jahren ganz zu schweigen.
    »Wie konntest du nur?«, zischte er. Sein Tonfall erschreckte ihn.
    Redete man so mit seiner Zhavey ? »Warum tust du das?«, fuhr er etwas moderater fort. »Glaubst du wirklich …«
    Thriss trat über die Schwelle des Schlafzimmers und stellte sich neben sie. »Wir stecken alle dahinter, Shar«, sagte sie sanft. »Wir vermissen dich.«
    »Thriss.« Kaum hörbar kam ihr Name über seine Lippen. Shar liebte all seine Bündnispartner, aber Thriss …
    Er rannte zu ihr, riss sie von den Füßen, drehte sich mit ihr im Kreis und drückte sie fest an sich. Ihr Name. Ihre Nähe. Ihr warmer Körper an seinem. »Thriss«, hauchte Shar. »Thriss.«
    »Wir lieben dich«, drang Dizheis Stimme an sein Ohr.
    Mit Mühe löste er sich von Thriss. Die Hand auf ihre Schulter gelegt, sah er zu Dizhei und Anichent, die zu ihnen getreten waren.
    »Ich weiß.« Abermals schaute er Thriss an, und sein »Ich liebe dich«
    umschloss sie alle drei.
    »Dann folge uns«, bat Anichent. »Komm mit nach Hause.«
    Shar seufzte und ließ die Hand von Thriss’ Schulter sinken, seiner Energie beraubt. »Darüber haben wir doch gesprochen.«
    »Nein«, beschwor Thriss ihn, »wir nicht – du. Du hast die Entscheidung für uns mit gefällt.«
    »Ich bin nicht für eure Leben verantwortlich«, blaffte er sie an und sah Tränen in ihren Augenwinkeln.

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