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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Und dafür, daß ich eine Senatorentochter aus ihrem Heim und den Fängen ihrer liebevollen Verwandten geraubt hatte. Eine Tat, die mich in den Augen mancher Leute selbst zum Kriminellen machte.
    Während ich überlegte, ob ich hier auf etwas gestoßen war, das mir Laetas Einladung eingetragen hatte, plauderte ich weiter über das »pure Gold«: »Mir ist klar, daß Ihre ehrenwerte Gesellschaft nicht nach irgendeinem beliebigen Produkt benannt worden ist, sondern nach einer Grundsubstanz kultivierten Lebens. Olivenöl ist für jeden Koch die wichtigste Zutat. Es erleuchtet die vornehmsten Villen und öffentlichen Gebäude. Die Armee konsumiert es in großen Mengen. Olivenöl ist die Ausgangsbasis für Parfums und Arzneien. Es gibt kein Badehaus und kein Gymnasium, das ohne ölhaltige Produkte auskommt …«
    »Und es ist ein unfehlbares Verhütungsmittel!« fügte einer der fröhlicheren Stilusschwinger hinzu.
    Ich lachte und sagte, es wäre schön gewesen, wenn ich das vor sieben Monaten gewußt hätte.
     
    Nachdenklich wandte ich dann meine Aufmerksamkeit dem Essen zu. Das schien den anderen nur recht zu sein. Sie wollten, daß Außenseiter den Mund hielten, während sie das große Wort führten. Die Unterhaltung wurde zu dem üblichen Kauderwelsch mit kryptischen Anspielungen auf ihre Arbeit.
    Die letzte Bemerkung hatte mich zum Grinsen gebracht. Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie Helena, wenn ich ihr vom Vorschlag des Stilusschwingers erzählte, nur spöttisch bemerken würde, das höre sich an, als ginge man mit einem marinierten Rettich ins Bett. Trotzdem war Olivenöl mit Sicherheit leichter zu bekommen als das illegale Alaunwachs, das wir hatten benutzen wollen, um die Gründung einer Familie zu verhindern. (Illegal, weil man, wenn man sich für eine junge Dame aus der falschen Gesellschaftsschicht erwärmte, nicht mit ihr sprechen und sie schon gar nicht ins Bett zerren durfte – und wenn der Schwarm aus der eigenen Schicht kam, hatte man zu heiraten und Soldaten zu produzieren.) Olivenöl war nicht billig, aber es gab genug davon in Rom.
    Das ganze Essen stand unter einem passenden spanischen Motto. Das hieß, wir bekamen äußerst Schmackhaftes vorgesetzt, doch alle Rezepte kamen aus der gleichen Provinz: Kalte Artischocken in Garum, der Fischsoße von der baetischen Küste; heiße Eier in gesalzener Fischsoße mit Kapern; eine in Fischsoße und Rosmarin gekochte Geflügelfarce. Die Endivien wurden pur serviert, nur mit gehackten Zwiebeln garniert – obwohl ein Silberschälchen mit Sie-haben-es-erraten dazu gereicht wurde. Ich beging den Fehler, zu erwähnen, daß meine schwangere Freundin ganz verrückt nach diesem alles überlagernden Garum war, worauf die gütigen Beamten sofort einigen Sklaven befahlen, mir eine ungeöffnete Amphore als Mitbringsel zu überreichen. Jene von Ihnen, die eine bescheidene Küche führen, haben vielleicht noch nicht bemerkt, daß Fischsoße in riesigen birnenförmigen Gefäßen importiert wird – von denen eines für den Rest des Abends zu meinem persönlichen Gepäck wurde. Zum Glück liehen mir meine extravaganten Gastgeber zwei Sklaven, die das schwere Ding tragen sollten.
    Neben dem köstlichen geräucherten Schinken, für den Baetica berühmt ist, bestanden die Hauptgerichte überwiegend aus Fisch: weniger Sardinen, über die wir alle witzeln, sondern Austern und riesige Muscheln, dazu all der Fisch, der an den Küsten des Atlantiks und des Mare Internum gefangen wird – Dorade, Makrele, Thunfisch, Meeraal und Stör. Wenn im Topf noch Platz für eine Handvoll Garnelen war, hatte der Koch auch sie noch hineingeworfen. Es gab Fleisch, meiner Vermutung nach von feurigen spanischen Pferden, und eine große Auswahl an Gemüse. Schon bald war ich pappsatt und erschöpft – aber meine Karriere war noch keinen Fingerbreit vorangekommen.
    Da es ein Club war, bewegten sich die Leute zwischen den einzelnen Gängen ungezwungen von Tisch zu Tisch. Ich wartete, bis Laeta sich abgewandt hatte, dann schlüpfte auch ich davon (nachdem ich den Sklaven befohlen hatte, mir mit der Garum-Amphore zu folgen), als wolle ich mich ebenfalls ein wenig umsehen. Laeta bedachte mich mit einem zustimmenden Blick; er meinte, ich wolle mich zu einer der Grüppchen setzen, in denen über Politik gekungelt wurde.
    In Wirklichkeit wollte ich mich heimlich zu einem Ausgang schleichen und heimgehen. Doch als ich meine Träger und das Garum in einen Durchgang führte, stieß ich mit jemand

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