Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
begann ich über meine Gastgeber nachzudenken. In den Räumen gab es keine obszönen Fresken, aber das verblichene Dekor und die verschüchterten, katzbuckelnden Faktoten, die im Schatten der Torbogen herumlungerten, gehörten alten, düsteren Zeiten an. Jeder, der es für eine Ehre hielt, hier zu speisen, konnte keine sehr hohe Meinung vom öffentlichen Leben haben.
    Mir war nur wichtig, ob heute abend hier mit Laeta aufzukreuzen mir etwas nützen würde. Ich stand kurz davor, zum ersten Mal Vater zu werden und brauchte dringend gesellschaftliche Anerkennung. Um in angemessenem Stil den Bürger spielen zu können, brauchte ich außerdem sehr viel mehr Geld.
    Als der Beamte mich hineinführte, lächelte ich und gab vor, seinen Versprechungen zu glauben. Insgeheim hatte ich nur wenig Hoffnung, durch die hier geknüpften Kontakte etwas zu gewinnen, aber ich fühlte mich verpflichtet, die Farce mitzumachen. Wir lebten in einer Stadt der Beziehungen. Als Privatermittler und kaiserlicher Agent war ich mir dessen mehr bewußt als die meisten. Jeden Morgen waren die Straßen voll mitleiderregender Gestalten, die in mottenzerfressenen Togen durch die Stadt eilten, um angeblich wichtigen Männern ihre Aufwartung zu machen. Und laut Laeta würde dieses Essen der Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica mir erlauben, mich unter die mächtigen kaiserlichen Freigelassenen zu mischen, die die eigentliche Regierungsarbeit leisteten (oder sich einbildeten, das zu tun).
    Laeta hatte gesagt, ich sei die perfekte Ergänzung für seine Mannschaft – meine Aufgabe dabei war unklar geblieben. Er hatte mich irgendwie davon überzeugt, daß die mächtigen Löwen der Bürokratie von ihren Freßnäpfen aufschauen und in mir sofort einen loyalen Staatsdiener erkennen würden, der auf der Erfolgsleiter einen Schubs nach oben verdiente. Ich wollte ihm glauben. Doch in meinen Ohren klangen noch die spöttischen Worte meiner Freundin nach; Helena Justina war überzeugt davon, daß mein Vertrauen in Laeta naiv war. Zum Glück sind Eßgelage in Rom Männersache, also war Helena mit einem Becher stark verdünnten Weins und einem Käsebrötchen zu Hause geblieben. Jeden etwaigen Schwindel mußte ich selbst aufdecken.
    Eines an der baetischen Gesellschaft ließ allerdings nichts zu wünschen übrig: das Essen, aufgetragen auf geborgten augusteischen Vorlegeplatten und eingebettet zwischen die üppigen Goldverzierungen der von Nero übriggebliebenen Servierschalen, war hervorragend. Pfeffrige kalte Vorspeisen lachten uns bereits von den niedrigen Tischen entgegen; Fleischgerichte in zweierlei Saucen wurden auf kunstvollen Holzkohlerechauds warmgehalten. Offenbar wurden viele Gäste erwartet. Gruppen von Speiseliegen rahmten in diversen Räumen niedrige Tische ein, auf denen dieses luxuriöse Mahl serviert werden sollte.
    »Ein bißchen mehr als die traditionellen neun Essensgäste!« prahlte Laeta stolz. Dieses war eindeutig sein Lieblingsclub.
    »Erzählen Sie mir etwas über die Gesellschaft.«
    »Nun, sie wurde von einem der Pompejis gegründet …« Laeta hatte uns einen Platz an einem Tisch gesichert, wo die Auswahl aufgeschnittenen baetischen Schinkens besonders verlockend aussah. Er nickte den anderen Speisenden in der Runde zu: weiteren Beamten in höherer Stellung. (Sie gluckten zusammen wie die Kellerasseln.) Genau wie Laeta signalisierten sie ungeduldig dem Sklaven, mit dem Servieren zu beginnen, obwohl noch längst nicht alle Gäste einen Platz gefunden hatten. Laeta stellte mich vor. »Marcus Didius Falco – ein interessanter junger Mann. Falco war für unsere Freunde vom Geheimdienst an verschiedenen Unruheherden im Ausland tätig.« Ich spürte etwas in der Luft – nicht feindselig, aber auffallend. Zweifellos interne Eifersucht. Zwischen dem Korrespondenzsekretariat und der Spionage herrschte wenig Sympathie. Ich merkte, wie man mich prüfend und mit Interesse musterte – kein angenehmes Gefühl.
    Laeta erwähnte die Namen seiner Freunde, die ich mir gar nicht erst merkte. Sie waren nur Schriftrollenschubser und Stilusschwinger. Ich wollte Männer vom Status der bedeutenden kaiserlichen Minister der Vergangenheit kennenlernen – Narcissus oder Pallas, die jene Posten innehatten, auf die Laeta offenbar scharf war.
    Das Gespräch drehte sich weiter um nichtige Dinge. Dank meiner nur aus höflicher Neugier gestellten Frage mußte ich eine längere Diskussion über die Frage ertragen, ob die Gesellschaft von Pompejus dem Großen

Weitere Kostenlose Bücher