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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gegründet worden war (den der Senat mit der Statthalterschaft über beide spanische Provinzen geehrt hatte) oder von Pompejus, dem Rivalen Julius Cäsars (der Baetica zu seiner persönlichen Ausgangsbasis gemacht hatte).
    »Und wer gehört zur Gesellschaft?« murmelte ich, um das Ganze zu beschleunigen. »Sie unterstützen doch bestimmt nicht mehr die Pompejis?« Nicht, seit die Pompejis mit einem nachhallenden Rums in Ungnade gefallen waren. »Ich nehme an, wir sind zur Förderung des Handels mit Spanien hier?«
    »Jupiter schütze uns!« meinte einer der hochtrabenden Politikmacher schaudernd. »Wir sind hier, um einen gemütlichen Abend mit Freunden zu erleben!«
    »Ach so.« Tat mir leid, daß ich ins Fettnäpfchen getreten war. (Allerdings nicht allzu sehr. Ich trete mit Vergnügen in Fettnäpfchen.)
    »Vergessen Sie den Namen der Gesellschaft«, lächelte Laeta jovial. »Das ist nur ein historisches Versehen. Alte Kontakte ermöglichen es uns, für unsere Gastmahle die größten Köstlichkeiten dieser Provinz zu bekommen – aber das ursprüngliche Bestreben war nur, in Rom einen legitimen Treffpunkt für gleichgesinnte Männer zu finden.«
    Auch ich lächelte. Ich wußte, was er damit sagen wollte. Er meinte Männer mit gleichen politischen Anschauungen.
    Ein Hauch von Gefahr umgab diese Gruppe. In großen Gruppen zu speisen – oder sich privat, für welchen Zweck auch immer, zu treffen – war verboten. Rom hatte organisierte Gruppen stets mißbilligt. Nur Gilden bestimmter Kaufleute oder Handwerker war es erlaubt, sich für regelmäßige Festmahle ihren Frauen zu entziehen. Und selbst sie mußten sich einen seriösen Anstrich geben und behaupten, hauptsächlich ginge es darum, Beiträge für ihren Beisetzungsfonds einzusammeln.
    »Also brauche ich nicht damit zu rechnen, hier wichtige Exporteure spanischen Olivenöls kennenzulernen?«
    »O nein!« Laeta tat ganz schockiert. Jemand machte eine leise Bemerkung. Er zuckte zusammen und sagte dann zu mir: »Nun ja, manchmal drängt sich eine entschlossene Gruppe baetischer Geschäftsleute rein. Einige sind heute abend hier.«
    »Wie gedankenlos!« bemerkte ein anderer Schriftrollenschubser mitfühlend. »Jemand sollte der gesellschaftlichen Elite in Corduba und Gades erklären, daß die Gesellschaft baetischer Olivenölhersteller bestens ohne Mitglieder auskommt, die tatsächlich aus Südspanien stammen!«
    Meine Frage war reinste Bosheit gewesen. Unter den Snobs von Rom – und freigelassene Sklaven sind natürlich die größten Snobs überhaupt – herrschte starke Antipathie gegen aufdringliche Provinzler. Die Spanier waren schon viel länger in der Kelten-Fraktion als die Gallier oder die Britannier und hatten daher ihre Vorgehensweisen verfeinert. Seit sie vor sechzig oder siebzig Jahren in die römische Gesellschaft aufgenommen worden waren, überschwemmten sie den Senat, sicherten sich die bestdotierten Stellen in der Ritterschaft, forderten die Literaturszene mit ganzen Horden von Dichtern und Rhetorikern heraus, und jetzt schienen auch ihre Handelsmagnaten überall herumzuwieseln.
    »Der verdammte Quinctius muß mal wieder sein gesamtes Klientel vorführen!« brummelte einer der Schreiber, und die Münder der anderen verzogen sich in zustimmender Verachtung.
    Ich bin ein höflicher Mensch. Um die Stimmung zu heben, meinte ich: »Ihr Öl scheint von bester Qualität zu sein.« Worauf ich meinen Finger in den Brunnenkressesalat tauchte und ihn ableckte. Das Öl schmeckte nach Wärme und Sonnenschein.
    »Pures Gold!« Laeta klang respektvoller, als ich es von einem Freigelassenen bei einem Gespräch über Handelsgeschäfte erwartet hätte. Vielleicht war das ein Hinweis auf den neuen Realismus unter Vespasian. (Der Kaiser kam aus einer Familie, die dem mittleren Rang, der Ritterschaft, angehörte, und wußte genau , warum Bedarfsgüter wichtig für Rom waren.)
    »Sehr gut – sowohl im Essen als auch für die Lampen.« Die Räume wurden durch verschiedenste Hänge- und Stehlampen erleuchtet, die alle in stetiger Helligkeit und natürlich geruchlos brannten. »Die Oliven sind ebenfalls nicht übel.« Ich nahm mir eine von der Garnierung und griff gleich noch einmal zu.
    »Didius Falco ist berühmt für seine politischen Analysen«, bemerkte Laeta, zu den anderen gewandt. Das war mir neu. Wenn ich für irgendwas berühmt bin, dann höchstens dafür, Trickbetrüger in die Enge zu treiben und Verbrecher mit einem gezielten Fußtritt in die Eier lahmzulegen.

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