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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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anmaßende Art hielt mich fast davon ab, ihm zu folgen, doch er hatte mich erneut in seinen Dunstkreis hineingezogen. Die geduldigen Sklaven lehnten die Amphore gegen den Türrahmen, und wir segelten in den Salon, in dem das unverschämte Mädchen seinen Tanz vorführen sollte.
    Kaum hatte ich meinen Blick über die Liegen wandern lassen, erkannte ich, daß Laeta mich belogen hatte. Statt der hochrangigen Weltherrscher, die er mir vorgegaukelt hatte, ließ dieser auserlesene Speiseclub auch Gäste zu, die ich bereits kannte – darunter zwei, die zu vermeiden ich freiwillig Rom zu Fuß durchquert hätte.
    Sie hatten es sich auf zwei Liegen nebeneinander bequem gemacht, was in sich schon Grund zur Beunruhigung war. Der eine war Camillus Aelianus, der Bruder meiner Freundin, ein ungehobelter, übellauniger junger Mann, der mich nicht ausstehen konnte. Der andere war Anacrites, der Oberspion. Auch Anacrites verabscheute mich – vor allem, weil er wußte, daß ich im selben Feld bessere Arbeit leistete als er. Seine Eifersucht hatte beinahe tödliche Folgen gehabt, und wenn ich je die Gelegenheit dazu bekäme, würde ich ihn mit großer Wonne auf einem Leuchtturm an einen Pfahl binden, dann ein großes Signalfeuer unter ihm aufschichten und es anzünden.
    Vielleicht hätte ich gehen sollen. Doch aus reiner Dickköpfigkeit marschierte ich hinter Laeta her.
    Anacrites wirkte unangenehm berührt. Da wir ja als Kollegen im Staatsdienst galten, schien er sich zur Höflichkeit verpflichtet zu fühlen und winkte mich zu einem freien Platz neben ihm. Statt mich zu setzen, ließ ich von den Sklaven meine Amphore zur Ruhe betten, den schlanken Hals auf dem Ellbogenpolster. Anacrites verabscheute alles Exzentrische. Genau wie Helenas Bruder. Auf der Liege nebenan kochte der illustre Camillus Aelianus jetzt vor Wut.
    Das war schon besser. Ich schnappte mir einen Becher Wein von einem hilfreichen Bediensteten und bekam im Handumdrehen strahlende Laune. Dann strafte ich beide Männer mit Mißachtung und ging quer durch den Raum zu Laeta, der mich zu sich rief, da er mich jemandem vorstellen wollte.

III
    Um zu Laeta zu kommen, mußte ich mich durch eine Mischung seltsamer Gäste schlängeln. Ich hatte gehofft, heute abend kein berufliches Interesse entwickeln zu müssen, aber die unklaren Motive des Obersekretärs für meine Einladung hatten mich wachsam bleiben lassen. Außerdem nahm ich diese Gesellschaft ganz automatisch unter die Lupe. Während Laeta mich zunächst zum harten Kern der hier regelmäßig Essenden und Trinkenden geführt hatte, wirkten diese Männer fast wie Fremde, die sich nur zufällig auf freien Liegen zusammen niedergelassen hatten und jetzt das Beste aus dem Abend machen mußten. Ich spürte leises Unbehagen.
    Allerdings konnte ich mich täuschen. In der Welt der Ermittler sind Fehler alltäglich.
    Dieser Salon war von vornherein als Eßzimmer entworfen worden – unter den neun strengen, zueinander passenden, schwergewichtigen Liegen war das schwarzweiße Mosaik schlicht, wies aber in der Mitte des Fußbodens ein komplexeres geometrisches Muster auf. Laeta und ich durchquerten jetzt diesen Bereich, wo noch die niedrigen Serviertische standen, später aber die Tänzerin auftreten würde. Wir gingen auf einen Mann zu, der wie ein bedeutender Gastgeber das Kopfende einnahm. Er sah aus, als meinte er, den ganzen Raum zu beherrschen.
    »Falco, darf ich Ihnen eines unserer eifrigsten Mitglieder vorstellen – Quinctius Attractus!«
    Der Name sagte mir etwas. Das war der Mann, über den sich die anderen beschwert hatten, weil er eine Gruppe echter Baeticaner mitgebracht hatte.
    Er schnaubte, schien verärgert, weil Laeta ihn störte. Der Mann war ein massiger Senator von über sechzig mit schweren Armen und dicken Fingern – nicht direkt ein Fettwanst, aber er lebte offensichtlich gut. Die Überreste seiner einstigen Haarpracht waren schwarz und lockig und seine Haut wettergegerbt, als hielte er sich an altmodische Gewohnheiten und inspizierte seine ausgedehnten Weinberge, weil er sich einreden wollte, daß er dem Land nach wie vor eng verbunden sei.
    Vielleicht stammten seine Nebeneinkünfte ja auch aus Olivenhainen.
    Ich brauchte mich eindeutig nicht um Konversation zu bemühen, denn der Senator zeigte kein Interesse an mir. Laeta übernahm die Gesprächsführung: »Haben Sie heute abend mal wieder eine Ihrer kleinen Gruppen mitgebracht?«
    »Scheint mir ein angemessener Ort, meine Besucher zu unterhalten!«

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