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Zwielicht über Westerland

Zwielicht über Westerland

Titel: Zwielicht über Westerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lindwegen
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Freiheitsgefühl hatte nur einige Sekunden gedauert. Es war Alex, der ihren Schal in Händen hielt und augenscheinlich nach ihr suchte.
    „Woher kennst du ihn?“, fragte sie so leise, als ob er sie sonst hören könne.
    Matt fuhr langsam an.
    „Ich hab dir doch erzählt, dass ich in Köln war und Pellgren mich beobachtet hat. Der Typ da war bei ihm.“ Er wies noch einmal mit dem Kopf auf Alex.
    „Bist du dir sicher?“ flüsterte sie.
    „Na klar, die beiden saßen am Nachbartisch zum Essen. Ich bin mir ganz sicher.“ Plötzlich bremste er den rollenden Wagen. „Ist das nicht dein Schal? Hast du ihn im Lokal vergessen?“
    Sie hatte gehofft, Matt würde es nicht bemerken.
    „Ach, fahr los. Wenn ich es mir so recht überlege, habe ich ihn nie gemocht. Nun bin ich ihn wenigstens los.“
    Lachend gab Matt Gas. Erst jetzt wurde Alex auf das anfahrende Auto aufmerksam. Sein Blick traf Sophie, die sich schnell weg drehte und in Matts Lachen einstimmte, obwohl ihr nicht danach zumute war.
    Alex hatte ihr zugesichert, dass der Rat der Clanführer ihren Bruder und ihre Freunde schützen würde. Sie war natürlich davon ausgegangen, dass dies Schutz vor Pellgren und seiner Vereinigung heißen sollte. Doch warum traf sich Alex mit Pellgren zum Essen?Sophie grübelte die ganze Fahrt über und sprach kein Wort. Matt schien zu glauben, dass sie über die Abreise und das Essen mit ihrem Bruder nachdachte und ließ ihr die Ruhe dazu. Es gab spontan betrachtet zwei Möglichkeiten, überlegte sie. Die erste war, dass Alex Pellgrens Verbündeter war. Unwahrscheinlich war es nicht, denn seine Augen hatten mehr verraten als seine Worte bei seinem Bericht über die Ziele der Organisation. Doch würde er sich je gegen den Rat entscheiden, deren geachtetes Mitglied er war? Vielleicht, wenn er eine wichtigere Position in Aussicht gestellt bekam? Immerhin war er schon so lange in Hamburg, dass er sich älter machen musste, um nicht aufzufallen. Er hatte sich sogar graue Schläfen gefärbt. Wenn er seine Gastronomie in Hamburg aufgeben musste, dann blieb ihm nur noch die Arbeit als interner Leiter der Umsiedlungsbehörde. Wenn er aus Sicherheitsgründen keine öffentlichen Auftritte mehr wagen konnte, dann war er als Clanführer für das Gebiet Norddeutschland unbrauchbar. Wenn nicht ein anderer Clanführer in Europa momentan das gleiche Problem hatte und mit einer gegenseitigen Umsiedlung einverstanden war, war er seine Stellung los. Machtübergabe im Todesfall gab es so gut wie nie, jedenfalls nicht seit dem Zweiten Weltkrieg.
    Die zweite Möglichkeit war, dass Alex ihr verschwiegen hatte, dass Pellgren und seine Leute sich dem Rat angeschlossen hatten. Vielleicht war Pellgren Mitglied des Rates, wer wusste das schon? Die Mitglieder blieben stets geheim. Sophie versuchte, die Möglichkeiten abzuschätzen. Klar, dann konnte Alex ihr natürlich leicht zusichern, dass Pellgren sie und Matt nicht mehr behelligen würden, wenn sie ihnen dafür Informationen zukommen ließ. Das würde auch erklären, warum Alex der Umsiedlung nach Würzburg sofort zugestimmt hatte. Hier war neben der Bibliothek auch der Sitz des Rates, denn dort erregten Versammlungen und Lesungen keinerlei Aufsehen. In diesem Falle hatte Sophie ihren Freundeneinen Bärendienst erwiesen. Sie waren unter Beobachtung der obersten Clanführer.
    Sophie kam zu keinem Ergebnis, außer dem, dass Alex wie immer mit der Wahrheit hinter dem Berg hielt.
    Was war, wenn Matt eines Tages von ihrer Beziehung zu Alex erfuhr? Was war, wenn er von dem Geld erfuhr? Morgen würde sie den Betrag vom Konto abheben und an Alex zurückgehen lassen. Sie würde sich etwas Geschicktes ausdenken. Er brauchte nicht gleich zu wissen, dass sie das Geld nicht nahm, um ihren Freund zu beschatten.
    Sie hatte fast schon das Gefühl, nach Hause zu kommen, als sie sich auf das Sofa fallen ließ. Matt setzte sich neben sie und zog ihren Kopf an seine Brust.
    „Was hast du eigentlich gemacht in der Zwischenzeit?“, fragte sie, nachdem ihr bewusst geworden war, dass sie seit dem Hotel kein Wort gesprochen hatten.
    „Och, ich war in der Klinik und habe mit dem Verwaltungsleiter und dem Chefarzt über das Labor verhandelt.“
    „Warum? Lassen sie euch nicht aus dem Mietvertrag?“, bohrte sie nach.
    Matt lachte kurz. „Meinem Onkel gehören einige Klinikanteile, das war nicht das Problem. Ich möchte im Frühjahr wiederkommen und hier weiter arbeiten. Vielleicht bringe ich dann einen der Patienten mit. Er

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